Offensive Mittelstand - 25. Juni 2015

Kooperation für Wirtschaftsberatung

Der Deutsche Steuer­be­rater­ver­band e. V. (DStV) und die Bundes­steuer­be­rater­kammer (BStBK) ko­ope­rie­ren mit der Fach­hoch­schule des Mit­tel­stands (FHM) unter dem Dach der Of­fen­sive Mit­tel­stand. StB Dr. Holger Stein, Mitglied des Prä­si­diums der BStBK und Präsi­dent der Steuer­be­ra­ter­kammer Meck­len­burg-Vor­pom­mern, und StB/WP Hans-Christoph Seewald, DStV-Vor­stands­mit­glied und Vor­sit­zen­der des Steuer­be­ra­ter­ver­bands im Lande Bremen e. V., geben im Inter­view Aus­kunft über Inhalt und Ziele der Ko­ope­ra­tion und die Nut­zungs­mög­lich­keiten für die Be­rufs­an­gehörigen.

DATEV magazin: Die betriebswirtschaftliche Beratung hat schon heute einen hohen Stellenwert im Beratungsportfolio des steuerlichen Beraters. Soll dieses Beratungsfeld durch die Kooperation von BStBK und DStV mit der Fachhochschule des Mittelstands in Bielefeld weiter verstärkt werden?

DR. HOLGER STEIN: Ja, die Kooperation ist darauf gerichtet, dass die betriebswirtschaftliche Beratung durch Steuerberater weiter ausgebaut und damit verstärkt werden kann. Die Kolleginnen und Kollegen sollen mithilfe der zur Verfügung gestellten Instrumente, des Unternehmens­checks sowie insbesondere des betriebswirtschaftlichen Informationsportals für Steuerberater, ihr Beratungsangebot zum interdisziplinären Coach hervorheben beziehungsweise erweitern können.

DATEV magazin: Worauf kommt es den Berufsorganisationen bei dieser Kooperation besonders an, um die Steuerberater zu unterstützen?

HANS-CHRISTOPH SEEWALD: Mit den im Rahmen der Kooperation entwickelten Instrumenten soll insbesondere der Einstieg in die ­betriebswirtschaftliche Beratung erleichtert werden. Gute betriebswirtschaftliche Kenntnisse sind bei Steuerberatern sehr oft bereits aufgrund ihrer Vorbildung wie auch aufgrund ihrer täglichen Berufs­praxis vorhanden. Es kann jedoch vorkommen, dass es den Berufs­angehörigen nicht immer leicht fällt, die Beratung dem Mandanten in geeigneter Weise anzutragen und abzurechnen. Genau an diesem Punkt setzt die Arbeit der Kooperation ein.

DATEV magazin: Sie haben ein neues Informationsportal geschaffen. Was verbirgt sich dahinter?

DR. HOLGER STEIN: Das betriebswirtschaftliche Informationsportal gibt Steuerberatern, die zum Berater Offensive Mittelstand geschult wurden, zusätzliche Checklisten, Handlungshilfen und weitere Fach­informationen für die betriebswirtschaftliche Beratung an die Hand.

DATEV magazin: Kerninstrument der Initiative Neue Qualität der Arbeit ist der Unternehmenscheck Guter Mittelstand. Was darf man darunter verstehen?

HANS-CHRISTOPH SEEWALD: Der INQA-Unternehmenscheck Guter Mittelstand hilft Unternehmern, mithilfe ihrer steuerlichen Berater ­Potenziale zur Verbesserung in ihrem Unternehmen aufzuspüren. Er ermöglicht eine SWOT-Analyse (Analyse von Strengths [Stärken], Weaknesses [Schwächen], Opportunities [Chancen] und Threats ­[Gefahren]) im Unternehmen und unterstützt dabei, die betriebswirtschaftlichen Herausforderungen aktiv anzugehen und zu meistern. Der Check fasst die Erfahrungen guter und erfolgreicher Unternehmen sowie die Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung zusammen. Ein erfolgreiches und gesundes Unternehmen entsteht nicht durch Zufall und auch nicht durch kurzfristige Spekulationen. Dem guten Mittelständler liegt die Qualität seiner Produkte und Leistungen sowie die Zufriedenheit seiner Kunden und Beschäftigten am Herzen. Der Check unterstützt den Steuerberater und seinen Mandanten dabei, dies systematisch und auf das Wesentliche konzentriert zu erreichen.

DR. HOLGER STEIN: Mit dem Check können vor allem kleine ­Unternehmen auf effektive Weise die wesentlichen Aspekte einer ­guten präventiven Arbeitsgestaltung und Organisation überprüfen. Aber auch größere Unternehmen finden in dem Check Anregungen und Ideen. Daneben ist er also auch als Einstieg für die Berater der mittelständischen Unternehmen geeignet.

DATEV magazin: Was wird mit dem Unternehmenscheck genau überprüft?

HANS-CHRISTOPH SEEWALD: Der Check umfasst elf Themenbausteine. Er kann wie ein Werkzeugkasten genutzt werden. Die folgenden Themenbereiche werden behandelt: Strategie, Liquidität, Risikobewertung, Führung, Kundenpflege, Organisation, Unternehmenskultur, Personalentwicklung, Prozesse, Beschaffung und Innovation.

DATEV magazin: In welcher Form ist der Check erhältlich, Print oder online?

DR. HOLGER STEIN: Der Check ist sowohl in einer Printversion erhältlich, die der Steuerberater seinen Mandanten überreichen kann, wie auch online unter www.inqa-unternehmenscheck.de in einer interaktiven Online-Version.

Die Einsatzmöglichkeiten und eine Anleitung zum Check werden in den Seminaren vermittelt.

DATEV magazin: Wie kann der Steuerberater den Unternehmenscheck einsetzen?

HANS-CHRISTOPH SEEWALD: Es gibt verschiedenste Möglichkeiten, in denen der Steuer­berater den Check einsetzen kann. Die konkreten Einsatzmöglichkeiten und eine Anleitung zur Nutzung des Checks werden in den von den Steuerberaterkammern und Steuerberater­verbänden regional angebotenen Seminaren zur Weiterqualifizierung zum Berater Offensive Mittelstand vermittelt.

DATEV magazin: Welche Erkenntnisse kann der Unternehmer mithilfe des Checks gewinnen?

DR. HOLGER STEIN: Der Unternehmer gewinnt mit dem Check einen kurzen, aber prägnanten Überblick über die betriebswirtschaftliche Situation (Stärken und Schwächen) seines Unternehmens und ­bekommt einen Hinweis auf dringende Handlungsbedarfe in den einzelnen Feldern des Checks.

DATEV magazin: Als das eigentliche Herzstück der Kooperation der beiden Berufsorganisationen mit der Fachhochschule des Mittelstands haben Sie das betriebswirtschaftliche Informationsportal bezeichnet. Warum?

HANS-CHRISTOPH SEEWALD: Mit dem Informationsportal werden den Kolleginnen und Kollegen umfangreiche zusätzliche Materialien zur betriebswirtschaftlichen Beratung an die Hand gegeben. Es bietet außerdem mithilfe eines Blogs umfangreiche Möglichkeiten, unter­einander Netzwerke zu bilden und sich über einzelne Themen im ­Weiteren fachlich auszutauschen.

DATEV magazin: Können alle Berufsangehörigen das betriebswirtschaftliche Informationsportalpotenzial nutzen?

HANS-CHRISTOPH SEEWALD: Alle Steuerberater, die in einem der von den Steuerberaterkammern und -verbänden angebotenen Seminare zum Berater Offensive Mittelstand geschult wurden, erhalten ­einen exklusiven Zugang zum betriebswirtschaftlichen Informationsportal. Der Zugang zu den Seminaren steht allen interessierten Steuerberaterinnen und Steuerberatern offen. Informationen zu diesen ­Seminaren erhalten Steuerberater bei ihren Kammern und Verbänden.

DATEV magazin: Meinen Sie, dass die Kooperation der beiden ­Berufsorganisationen mit der Offensive Mittelstand dazu beiträgt, das Thema betriebswirtschaftliche Beratung stärker in den Kanzleien zu verankern?

DR. HOLGER STEIN: Ja, unbedingt. Durch die Erleichterung eines Einstiegs in die betriebswirtschaftliche Beratung und die Möglichkeit des konkreten Aufzeigens der Stärken und Schwächen unmittelbar ­gegenüber dem Unternehmer wird dieser für mögliche Veränderungsprozesse im Unternehmen besser sensibilisiert, und er erkennt leichter die Vorteile einer interdisziplinären Beratung durch seinen vertrauten Berater.

DATEV magazin: Wenn der Berater sich bei seinem Mandanten für betriebswirtschafltiche Beratung empfohlen hat, wie wäre das weitere Vorgehen?

DR. HOLGER STEIN: Für eine tiefergehende ­Beratung bietet sich die Unterstützung von ­DATEV an. Sie hält die richtigen Konzepte vor und stellt für die verschiedensten Beratungs­themen und -anlässe ein umfassendes Unterstützungsangebot aus praxisorientierter DATEV-Software, Beratungsleistungen, Schulungen und Literatur bereit. DATEV hilft darüber hinaus bei der Vermarktung der Dienstleistungen im Bereich betriebswirtschaftliche Beratung.

DATEV magazin: Und wie geht es weiter mit der Kooperation? Sehen Sie weitere Entwicklungsmöglichkeiten? Gibt es beispielsweise weitere Projekte?

HANS-CHRISTOPH SEEWALD: In welcher Form sich künftig weitere Projekte sinnvoll entwickeln lassen, wird sich unter anderem auch ­daran orientieren, wie die bestehenden Arbeitshilfen in der Beratungspraxis angenommen werden. Auf jeden Fall bietet sich durch den Netzwerkgedanken, der im Projekt verankert ist, ein entsprechendes Entwicklungspotenzial.

Zum Autor

HF
Herbert Fritschka

Redaktion DATEV magazin

Weitere Artikel des Autors