Internationale Administration - 27. Oktober 2022

Grenzen überwinden

Mit ausländischen Niederlassungen können Compliance-Defizite zur Existenzfrage werden. Die Lösung ist ein neues weltweites Ökosystem mit vollständiger Integration in die DATEV-Welt.

Als Exportweltmeister erwirtschaftet der deutsche Mittelstand über 50 Prozent seiner Wertschöpfung im Ausland. Für die Rechnungslegung der ausländischen Tochtergesellschaften und Betriebsstätten hat jedes Land eine eigene Software- und System-Landschaft. Das Ergebnis ist ein Flickenteppich, der Compliance und betriebswirtschaftliche Kontrolle beträchtlich erschwert, was zu existenziellen Risiken für die Unternehmen führen kann. Dafür gibt es nun erstmals eine globale Lösung: Die gemeinsam mit DATEV neu entwickelte International Tax Compliance Platform (ITCP) befähigt den deutschen Mittelstand, ausländische Niederlassungen ohne Reibungsverluste administrativ einzubinden und Compliance-Risiken signifikant zu mindern.

Globales Zusammenspiel mit DATEV

Das grenzübergreifende Zusammenspiel mit DATEV beinhaltet alle Vorgänge und Inhalte, die für die Leitung eines Unternehmens relevant sind. Eine revisions- und betriebsprüfungssichere Rechnungslegung im Auslands ist ein zentraler Bestandteil der weltweit einheitlichen Systemarchitektur. Genutzt wird ausschließlich zertifizierte Software, die mit einem Compliance- konformen DMS verknüpft ist. Journalbuchungen, Debitoren, Kreditoren und die dazugehörigen Belege werden über eine eigens entwickelte Schnittstelle namens TAX2 DATEV nach Deutschland übertragen. Durch ein Mapping werden dabei abweichende Regularien des jeweiligen Staates in die deutschen Kontenpläne SKR 03 oder 04 fiskalisch und buchhalterisch übersetzt. Die gesamten Informationen der ausländischen Niederlassungen stehen nun dem Unternehmer und seinem deutschen Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer in der gewohnten DATEV-Welt zur Verfügung. Die heute vorhandene zeitaufwendige Bearbeitung durch „Excel-Yoga“ sowie die hohen Kommunikations- und Beratungskosten gehören der Vergangenheit an. Ebenso wird die Zahl der möglichen Fehlerquellen signifikant reduziert. Ebenfalls ohne weiteren Aufwand verfügbar ist die gesetzlich vorgeschriebene und GoBD-konforme Dokumentation, die bei einer Betriebsprüfung vorliegen muss.

Echtzeitdaten für die Entscheidungsträger

Die heute üblichen Anwendungen zwingen über weite Strecken zum unternehmerischen Blindflug. Auch hier bietet die neue Lösung einen entscheidenden Vorteil: Über ein Unternehmens-Cockpit stehen betriebswirtschaftliche Daten der ausländischen Niederlassungen in deutscher Sprache zur Verfügung. Das ermöglicht umgehendes Reagieren nicht nur auf administrativer und fiskalischer, sondern auch auf unternehmerischer Ebene. Die Entscheidungsträgerinnen und -träger können mit Echtzeitdaten schnell auf Änderungen von Zuständen und Bedingungen reagieren – das ist in einer Welt dauerhafter Veränderungen von größter Bedeutung.

Feuer mit Papiertüten transportieren?

OECD, EU und der deutsche Gesetzgeber haben seit der Finanzkrise eine Lawine von Compliance-Regeln losgetreten, die in ihrer Komplexität und Vielfalt kaum noch beherrschbar sind. Deutschland war besonders fleißig. Die zahlreichen zivil-, straf- und steuerrechtlichen Bedrohungsszenarien stärken die Position nicht nur der deutschen Finanzverwaltung, sondern auch der Steuerbehörden im Ausland. Bei Verfehlungen können gegen die Unternehmen, aber auch gegen die verantwortlichen natürlichen Personen pro Ereignisfall Strafen in einem Umfang von bis zu 10 Millionen Euro verhängt werden. Unser Fazit: Ohne ein effizientes Tax-Compliance-System transportiert man Feuer in Papiertüten.

Mehrwert für Kanzleien mit Auslandsbezug

DATEV bietet damit jenen Kanzleien, die Firmen mit Niederlassungen im Ausland betreuen, einen beträchtlichen Mehrwert. Probleme mit Sprachbarrieren sowie mit den technischen, rechtlichen, fiskalischen und buchhalterischen Systemunterschieden gehören der Vergangenheit an. Bestandteil der Lösung ist ein weltweites Internes Kontrollsystem (IKS), das von den neuen GoBD seit 2020 zwingend vorgeschrieben ist. Im Flickenteppichmodus hingegen wird das IKS zu einem fehleranfälligen und vom Aufwand her unzumutbaren Administrationsmonster. In der Folge droht die Verwerfung der Buchhaltung mit anschließender Schätzung. Das führt zu einer effektiven Doppelbesteuerung.

Deutschsprachige Lösung mit DATEV für 55 Länder

Heute steht die Lösung in 16 Ländern zur Verfügung. Über ein neu gegründetes weltweites Qualitätscluster mit DATEV kümmern sich derzeit insgesamt 87 Partnerbüros um die Mandantschaft. Bis Anfang 2023 sollen 55 Länder dabei sein. Damit wird die Plattform in allen wichtigen Zielländern des deutschen Mittelstands präsent sein. Die Systemarchitektur ist in einer Weise konzipiert, dass neue Funktionen integriert werden können. So wird bis Ende 2022 eine Lösung für Verrechnungspreise (zum Beispiel Cost-Plus-Methode) und für die Administration der weltweiten Regelungen zur Mindestbesteuerung angeboten, die von der OECD bereits beschlossen ist.

Zum Autor

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Willi Plattes

Diplom-Kaufmann und CEO von International Tax Compliance Platform (ITCP) in Palma de Mallorca

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