Kanzleiklima - 18. Dezember 2014

Farbe bekennen

Ein Raum ist mehr als ein Raum. Er ist Farbe, Form, Geruch und Klang, eben Atmosphäre. Und die trägt auch zum Kanzleiklima bei. Wie eine Kanzlei eingerichtet ist, macht viel aus, ob sich Mandanten, vor allem aber auch Mitarbeiter wohlfühlen, denn die verbringen hier den Großteil ihres Tages.

Zum guten Arbeitsklima gehört mehr als das kollegiale Miteinander. Atmosphäre entsteht durch Gestaltung, und die muss stimmen, sowohl zu Hause als auch am Arbeitsplatz, denn hier verbringen viele Beschäftigte mehr Zeit als in den eigenen vier Wänden. „Die Motivation von Mitarbeitern lässt sich neben gehaltlichen Maßnahmen auch noch über eine andere Schiene fördern, nämlich über ein schönes Arbeitsumfeld und eine angenehme Wohnlichkeit in den Büroräumen, denn das schafft Wohlbefinden“, weiß Doris Gall von Werndl und Wisniewski Büro- und Objekteinrichtungen GmbH in Nürnberg aus langjähriger Erfahrung. „Jeder arbeitet lieber in einem schönen Umfeld, geht dann lieber ins Büro“, so die Einrichtungsberaterin, das fördere die Bindung der Mitarbeiter an den Arbeitgeber.

Ein Gesicht wie kein anderes

Mit dem eigenen Auftreten schafft sich die Kanzlei ihre Identität. Das gilt sowohl für den Standort als auch den Außenauftritt im Internet als auch für die Räumlichkeiten und deren Gestaltung. Man spricht hier von Corporate Interior, das nach dem Vorbild der Corporate Identity gestaltet wird. „Die Gestaltung der Räumlichkeiten kann dabei über verschiedene Ansätze konzipiert werden“, so Doris Gall. „Die Farbe der Wände kann beispielsweise nach der Corporate Identity gewählt werden oder auch nach anderen Vorgaben.“
Wer hier gezielt nach Kanzleikultur und -philosophie sein Erscheinungsbild steuert und seiner Kanzlei so ein unverwechselbares Gesicht gibt, ist vor allem eines – authentisch. Wenn Inneneinrichtung, Kommunikationsmittel sowie Webpräsenz mit Geschick und Konzept einheitlich gestaltet werden, so hinterlässt man nicht nur bei jedem Mandantenkontakt einen professionellen Eindruck, auch die Mitarbeiter fühlen sich in einem durchdachten und stimmigen Interieur woh­ler als in einem zufällig ausgewählten, wenn auch pragmatischen Sammelsurium von Büromöbeln.
Die Gestaltung der Inneneinrichtung ist natürlich branchenabhängig, wobei man immer die eigene Zielgruppe im Auge haben sollte. Für Kanzleien gelten mit Sicherheit andere Kriterien als für eine Werbeagentur. Für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte ist ein seriös zurückhaltendes Ambiente angebrachter als exponierte Selbstdarstellung. Denn die Beratung sollte hier im Vordergrund stehen.

Farben und Formen

Mit visuellen Effekten transportieren sich in erster Linie Emotionen, aber auch Werte, Inhalte und Visionen. Gerade Farben und Licht haben auf uns und unser Wohlbefinden erheblichen Einfluss und sollten daher bei der ganzheitlichen Gestaltung berücksichtigt werden. So kann ein harmonisches Raumklima Mitarbeitern zu einer entspannten Atmosphäre und damit zu effizienteren Arbeitsergebnissen verhelfen und die Identifikation mit der Kanzlei steigern. „Wichtig ist jedoch, dass die Farbwahl harmonisch und aufeinander abgestimmt ist. Am ehesten eignen sich warme, gedeckte Töne“, weiß die Einrichtungsberaterin. „Wer es modern mag, kann wunderbar einen gezielten Stilmix einsetzen. Zum Beispiel sehen auf einem Holzboden Metallelemente chick und nicht zu kalt aus.“
Dass Farben bestimmte Wirkungen und Wahrnehmungen hervorrufen, ist psychologisch erwiesen. Bevor man Farben bewusst registriert, werden bereits emotionale und physische Reaktionen ausgelöst. Ein überwiegend blau gehaltener Raum verursacht eher ein leichtes Frösteln, während Rot Wärmeempfinden auslöst und mehr Adrenalin im Körper freisetzt. Das kann sich verstärkend sowohl auf die körperliche als auch geistige Leistungsfähigkeit auswirken, aber auch Nervosität und Aggressionen hervorrufen. Rot lenkt die größte Aufmerksamkeit auf sich und wird deswegen als Sig­nalfarbe eingesetzt und bewirkt auch, dass Räume kleiner wirken. Allerdings kommt Rot im Kontrast zu kühlen Farben gut zur Geltung. Blau fördert die Konzentration und eignet sich daher für sachbezogene Tätigkeiten. Gelb hingegen fördert die Kreativität und wirkt in Räumen warm und freundlich. Daher eignet sich die Farbe hervorragend für den Empfangsbereich. Grün steht, ganz wie in seinem natürlichen Element, für Wachstum, hat eine belebende Wirkung und vermittelt Offenheit. Mit Braun assoziiert man eher rustikale Einrichtungen. Daher wirkt es bei dominanter Farbgebung beengend, schwer und monoton. Neutral und klar ist Weiß, monochrom kalt, sogar klinisch. Als Deckenfarbe oder Hintergrund für Möbel und Skulpturen ist Weiß durch den Kontrast hervorragend geeignet.

Licht und Schatten

Schwarz-weiß eingerichtete Kanzleien machen einen sehr strukturierten und geordneten Eindruck. Häufig stehen hier eher die Formen im Vordergrund, weniger die Farbe. Wie immer kommt es auf das richtige Mischungsverhältnis an. Zu wenig Farbe kann sowohl langweilig wirken als auch bewusst eingesetzt sein, wenn ein beruhigender Effekt erzielt werden soll. Zu bunt oder zu viel Farbe kann unruhig und erdrückend sein. Immer sollte dabei berücksichtigt werden, wie die Räume geschnitten und wie die Lichtverhältnisse sind. „Bei der Büroausstattung sollte eine passende Beleuchtungsauswahl getroffen werden“, rät Doris Gall. „Die Ausleuchtung sollte nicht einheitlich gewählt werden, sprich ausschließlich Deckenleuchten. Denn bei unterschiedlichen Lichtakzenten kann sich das Auge leichter Fixpunkte suchen, sodass der Mitarbeiter weniger Monotonie empfindet und dabei auch noch seine Augen schont.“

Kontrastreich

Wer mit einer kontrastreichen Gestaltung spielt, signalisiert Vitalität. Auch hier ist eine gesunde Mischung aus kühlen und warmen Farben am besten. Kalte Farben eignen sich besonders gut für Wände, wenn einzelne Raumelemente wie Möbel oder Kunst in warmen Farben hervortreten. Das Spiel mit den Kontrasten ist allerdings eine Gratwanderung. Übertreibt man, kommt es leicht zur Reizüberflutung. Helle Töne eignen sich für lichtreflektierende Flächen wie Wände und Decke oder große Schränke. Gerade neuere Büro- oder Kanzleiräumlichkeiten sind monochrom gestaltet und haben einen 08/15-Grundriss. Das wirkt häufig uniform und langweilig. Muster, dosiert eingesetzt, machen Räume lebendig und sind wahre Blickfänge. Horizontale Muster lassen einen Raum weitläufiger erscheinen, aber auch niedriger. Mit vertikalen Mustern wirken Räume höher.

Vor lauter Arbeit schallgeschützt

Zudem spielt Akustik – gerade in Räumen, in denen mehrere Mitarbeiter zusammen arbeiten – eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden und die Konzentrationsfähigkeit. „Akustische Einrichtungselemente wie akustische Deckensegel, Trennwände, Wandbilder oder auch Sofas schlucken den Schall und helfen, Lautstärke aufzunehmen und abzumildern, sodass gleichzeitig konzentriertes Arbeiten sowie beispielsweise Telefonate von Mitarbeitern möglich sind“, gibt Doris Gall weitere Einrichtungshinweise.

Alpenveilchen oder Schlingpflanze

Ebenso wichtig ist das Raumklima in Büros, und das nicht nur atmosphärisch. Je angenehmer das Raumklima sei, desto besser wirke sich das auf die Konzentrationsfähigkeit der Mitarbeiter aus, so Doris Gall. „Hier helfen manchmal schon so kleine Tricks wie Hydrokulturpflanzen.“ Die Expertin für Büroeinrichtungen gibt weitere Tipps: „Damit sich Mitarbeiter wohlfühlen, muss nicht immer gleich die ganze Kanzlei umgestaltet werden.“ Bereits kleine Schritte können viel bewirken, wie etwa ein ergonomischer Bürostuhl. „Schaffen Sie kleine Treffpunkte für Mitarbeiter“, rät Doris Gall, „eine Teeküche oder eine Sofaecke. Und scheuen Sie sich nicht, diese auch ansprechend zu gestalten, denn der Austausch der Mitarbeiter untereinander ist wichtig und dient dem Wissenstransfer.“ Wer aber plant, seine Räumlichkeiten aus- oder umzugestalten, sollte unbedingt seine Mitarbeiter mit ins Boot holen, empfiehlt Doris Gall, denn „sie bringen sicherlich viele gute Ideen ein und fühlen sich mit der Kanzlei dann noch mehr verbunden.“

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Zur Autorin

Kerstin Putschke

Chefredakteurin DATEV magazin

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