Kanzleigründung im digitalen Zeitalter - 13. Juni 2019

Erfolgreich in der Nische

Die eigene Kanzlei muss kein Wunschtraum bleiben. Allein in den letzten beiden Prüfungsjahrgängen wurden rund 4.000 Steuerberaterinnen und Steuerberater neu zugelassen. Viele davon haben das Ziel vor Augen, sich selbstständig zu machen. So wie Carina Heckmann.

Wann hatten Sie die Idee, sich selbstständig zu machen?

Relativ früh. Schon als Angestellte wusste ich, dass der typische Kanzleialltag nicht das ist, was ich mir für mein Berufsleben vorstelle. Ich wollte mich selbst verwirklichen, selbstbestimmt arbeiten. Konkret wurde es dann während meiner Elternzeit in 2017.

Wie haben Sie angefangen, wo stehen Sie heute?

Nach meinem Steuerberaterexamen habe ich zunächst Freunde und Bekannte bei steuerlichen Fragen unterstützt. Im August 2018 machte ich mich selbstständig. Gestartet bin ich quasi mit nichts, nur mit vielen Ideen und mit viel Lust auf Neues. Derzeit beschäftige ich eine Aushilfe und eine virtuelle Assistentin, die mich bei meinen Social-Media-Marketing-Aktivitäten unterstützt.

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?

Ich biete alle klassischen Steuerberaterleistungen an, wobei die Beratung bei mir eine große Rolle spielt. Ich spreche vor allem Frauen an, die im Online-Business tätig sind. Diese unterstütze ich als Coach dabei, ihre Buchhaltung eigenständig zu machen. Derzeit konzipiere ich einen Online-Kurs für Finanzbuchhaltung, den ich dann über digitale Plattformen anbieten werde. Meine Kanzlei habe ich komplett digital aufgestellt. Hierzu setze ich DATEV Smart-IT ein. Diese Lösung ermöglicht es mir, ortsunabhängig zu arbeiten. Neben meinem Webauftritt nutze ich auch soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram oder verschiedene Podcast-Formate, in denen ich zu steuerlichen Themen informiere. Ich habe einen Online-Terminkalender, meine Mandanten können zum Beispiel direkt über Instagram einen Termin mit mir vereinbaren. Diese finden dann ebenfalls digital in Form von Video- oder Onlinegesprächen statt.

Was würden Sie Gründern empfehlen, die jetzt starten?

Besonders wichtig ist meiner Meinung nach, sich auf eine Zielgruppe zu spezialisieren und sich eine Nische zu suchen. Mein für mich manchmal schon unwirkliches Wachstum hätte sonst nie funktioniert. Deshalb sollte sich jeder Kanzleigründer überlegen, wer sein Wunschkunde ist. Außerdem sollte man lernen, nicht alle Mandanten anzunehmen. Wird man mit jemandem beim Erstgespräch nicht warm, darf man auch einen Auftrag ablehnen.

Interviewpartnerin Carina Heckmann

machte 2015 ihr Steuerberaterexamen. Heute betreut die 30-Jährige mit „steuerleichtgemacht“ bundesweit Mandanten von ihrem Standort in Kamen aus.

Zum Autor

Thorsten Hesse

Thorsten Hesse ist nach seinem betriebswirtschaftlichen Studium und ersten beruflichen Stationen im Marketing und der Beratung seit 1994 bei DATEV tätig. Als Kanzleiberater und Gründungscoach unterstützt er Steuerberatungskanzleien als Trainer, Vortragsredner und Autor bei den Themen Strategie, Marketing und Vertrieb. Herr Hesse ist zudem zertifizierter DISG-Trainer und Lehrbeauftragter an der Hochschule München.

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