Kanzleigründung im digitalen Zeitalter - 1. August 2019

Erfolgreich durch Netzwerken

Sind Gründer Einzelkämpfer? Der 31-jährige Steuerberater Frank Hampicke hat die Frage klar für sich beantwortet. Er setzt auf Netzwerke, und das bereits bei der Gründung.

Frank Hampicke studierte Wirtschaftsrecht sowie Unternehmens- und Steuerrecht. Vor zwei Jahren machte er sein Steuerberater-Examen. Heute ist er Inhaber der Hampicke Steuerberatung in Berlin.

Wann hatten Sie die Idee, sich selbständig zu machen?

Nach meinem Studium habe ich für eine der Big 4-Kanzleien gearbeitet und festgestellt, dass die Konzernwelt nichts für mich ist. Dann habe ich mir gesagt, es wäre doch toll, der eigene Chef zu sein.

Wie haben Sie angefangen, wo stehen Sie heute?

Ich habe `auf der grünen Wiese` gegründet und aus meinem privaten Umfeld erste Mandate akquiriert. In der Anfangszeit arbeitete ich auch noch als Freelancer bei meinem ehemaligen Arbeitgeber. Um mich als Steuerberater bekannt zu machen, habe ich mich intensiv in Unternehmernetzwerken engagiert und darüber auch viele Empfehlungen generiert. Heute beschäftige ich vier Mitarbeiter, davon eine Steuerfachwirtin, eine Steuerfachangestellte, eine Sekretärin und einen Studenten.

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?

Ich setze stark auf das Thema `digitale Buchhaltung` und versuche, Medienbrüche beim Informationsaustausch weitestgehend zu vermeiden. Ich biete meinen Mandanten einen bunten Strauß an Vorerfassungssystemen an, wie sevDesk, Lexoffice, DIGI-BEL oder GetMyInvoices. Diese ermöglichen eine direkte Anbindung an mein DATEV-System. Die Lösung, die für meine Mandanten am besten passt, finde ich über den DATEV-Marktplatz. Natürlich arbeiten wir auch direkt mit manchen Mandanten mit DATEV Unternehmen online.

Dadurch, dass ich weniger manuellen Erfassungsaufwand habe, habe ich mehr Freiräume für proaktive Beratung. Hierin liegt ein weiterer Schwerpunkt meines Geschäftsmodells – und das über den kompletten Lebenszyklus eines Unternehmens. Aktuell sehe ich insbesondere beim Thema Unternehmensnachfolge großen Bedarf. Damit ich meine Mandanten hier zukünftig noch besser unterstützen kann, absolviere ich demnächst eine Ausbildung zum Wirtschaftsmediator. Außerdem plane in der Zukunft unter anderem die Fortbildung zum Fachberater Unternehmensnachfolge.

Was würden Sie Gründern empfehlen, die jetzt starten?

Mut haben und einfach mal machen! Für Steuerberater sind es aktuell gute Zeiten zu gründen, und man kann mit seinem Kanzlei-Startup ein schnelles Wachstum realisieren.

Besonders wichtig: netzwerken, netzwerken und nochmal netzwerken! Einerseits mit dem Blick darauf, bekannt zu werden und Mandate zu akquirieren. Andererseits aber auch, um Kooperationspartner wie Rechtsanwälte zu finden, die es mir beispielsweise ermöglichen, meine Mandanten vollumfänglich beraten zu können.

Wenn man dann die ersten Anfragen hat, sollte man keine Freundschaftspreise machen, sondern das Honorar so fixieren, als wenn man schon zwei Mitarbeiter und eine entsprechende Bürostruktur hätte. Außerdem sollte man schnellstmöglich ein Büro beziehen. Bei mir ist da eine richtige Dynamik entstanden. Letztlich erwarten Mandanten auch, dass ein Steuerberater ein Büro hat und Besprechungen nicht in Cafés abgehalten werden. Außerdem würde ich noch empfehlen, das Qualitätsmanagementsystem nicht zu spät einzuführen. Denn je größer und komplexer die Kanzlei ist, desto aufwändiger wird es.

 

Interviewpartner Frank Hampicke

Internet: https://www.stb-hampicke.de/

Zum Autor

Thorsten Hesse

Thorsten Hesse ist nach seinem betriebswirtschaftlichen Studium und ersten beruflichen Stationen im Marketing und der Beratung seit 1994 bei DATEV tätig. Als Kanzleiberater und Gründungscoach unterstützt er Steuerberatungskanzleien als Trainer, Vortragsredner und Autor bei den Themen Strategie, Marketing und Vertrieb. Herr Hesse ist zudem zertifizierter DISG-Trainer und Lehrbeauftragter an der Hochschule München.

Weitere Artikel des Autors