Dieses Jahr ist gekennzeichnet durch Preissteigerungen – alles wird teurer. Auch bei DATEV wirken sich trotz der für 2022 positiven Ertragslage in einem volkswirtschaftlichen Umfeld von Inflation und Stagnationsgefahr steigende Preise bei Produkten und Dienstleistungen zusehends aus. Daher wird DATEV die Preise etwa für On-Premises-Programme mit Wirkung ab 2023 erhöhen – dem genossenschaftlichen Gedanken folgend allerdings stets mit Augenmaß. Im Interview erläutern Gesa Merensky und Matthias Bendel die Hintergründe der Preiserhöhung.
DATEV magazin: Die Genossenschaft steht wirtschaftlich auf stabilen Beinen. Auch das erste Halbjahr 2022 weist gute Zahlen auf. Warum plant DATEV überhaupt eine Preiserhöhung?
MATTHIAS BENDEL: Es stimmt, dass es der Genossenschaft derzeit in der Tat gut geht und dass auch die Zahlen aus dem ersten Halbjahr 2022 gut aussehen. Doch wir müssen auch vorausschauend agieren. Durch die aktuellen, auch geopolitischen Entwicklungen drohen für das Jahr 2023 enorme Kostensteigerungen, die so nicht vorhersehbar und in dem zu erwartenden Umfang auch nicht eingeplant waren. Externe Faktoren, die nicht vom Unternehmen selbst beeinflussbar sind und die wie in der aktuellen wirtschaftlichen Lage eine hohe allgemeine Teuerung nach sich ziehen, gehen auch an gesunden Unternehmen, wie unserer Genossenschaft, nicht vorbei. Deshalb müssen wir uns auf diese Veränderungen vorbereiten.
Können Sie konkretisieren, warum sich die Situation in Richtung 2023 verändern wird?
MATTHIAS BENDEL: DATEV verfügt zwar über lang laufende Verträge mit Energieversorgern und profitiert davon derzeit noch. Doch ab 2023 werden auch uns die Auswirkungen der zwischenzeitlich gestiegenen Kosten deutlich treffen. Im Rahmen des Gesetzes zur Sicherung der Energieversorgung sind unter Umständen sogar schon vorzeitige Preiserhöhungen durch den Versorger, unabhängig von der Laufzeit des Vertrags, möglich. Auch auf ein solches Szenario müssen wir uns einstellen. Zudem müssen auch Löhne und Gehälter in gewissem Umfang mit der Inflation Schritt halten – eine Herausforderung, die sich nicht nur bei DATEV, sondern praktisch in jedem Unternehmen in Deutschland derzeit stellt.
In welchen Bereichen wirken sich die allgemeine Teuerung und die volkswirtschaftlichen Risiken besonders auf DATEV aus?
MATTHIAS BENDEL: Klar ist, dass es im Bereich der Energieversorgung, sprich bei Strom oder Wärme, zu Preissteigerungen kommen wird. Das trifft das gesamte Land, vom Privathaushalt bis zum Großkonzern, und eben auch uns als Genossenschaft. Auch bei Rohstoffen wie Papier – sehr wichtig beispielsweise für unser Druckzentrum – ziehen schon jetzt die Preise deutlich an. In der Presse wurden hier bereits Preissteigerungen um das Drei- bis Vierfache berichtet. Als Dienstleister ist bei DATEV natürlich Lohn und Gehalt der größte Kostenfaktor, wie auch in anderen Unternehmen dieser Art. Auch bei Fremdleistungen erwarten wir Kostensteigerungen aufgrund des sich verändernden Lohn- und Gehaltsgefüges auch bei unseren Partnern. Das zeigt wiederum, dass die Teuerung die deutsche Volkswirtschaft allumfassend trifft. Uns ist bewusst, dass auch die Kanzleien und deren Mandantinnen und Mandanten davon betroffen sind. Das klammern wir nicht aus, sondern beziehen diesen Umstand in unsere Überlegungen zu den Preiserhöhungen an zentraler Stelle mit ein. Niemand ist derzeit vor den steigenden Preisen gefeit, nicht die Kanzlei, aber eben auch nicht DATEV als Genossenschaft.
Gibt es eine Möglichkeit, die Kostensteigerungen anderweitig aufzufangen?
GESA MERENSKY: Die DATEV-Produktwelt wird sich in den kommenden Jahren verändern. Besser ineinandergreifende Prozesse, umfangreiche Kollaborationsszenarien und zunehmende Automatisierung sind die Schlüssel, mit denen die DATEV-Cloud-Lösungen Kanzleien künftig unterstützen werden. In solch einer Phase ist es wichtig, stabil zu wirtschaften. Selbstverständlich haben wir dabei auch immer die Kostenseite im Blick. Wir sind permanent dabei, uns zu verbessern, beispielsweise bei der Planung unserer künftigen Büroflächen vor dem Hintergrund der strukturellen Veränderungen durch intensivere mobile Arbeit.
Zuletzt wurden die Preise in den Jahren 2020 und 2021 schrittweise erhöht. Welche Strategie steckt dahinter?
GESA MERENSKY: Entsprechend dem Allgemeinen Teil der Geschäftsbedingungen von DATEV, Ziffer 8.2, kann DATEV je nach Entwicklung der Inflationsrate die Preise anheben. Seit der letzten Preiserhöhung im April 2020 ist der Verbraucherpreisindex bis Mai 2022 um 10,6 Prozent gestiegen. Die daraus entstehende Möglichkeit, die Preise zu erhöhen, nehmen wir – natürlich mit Augenmaß – wahr. Dazu ist es mir wichtig zu erwähnen, dass vor dieser letzten Preiserhöhung unsere Preise lange Jahre konstant waren. So wurde zu diesem Zeitpunkt etwa der Preis für das DATEV Mehrwert-Angebot erstmalig nach dessen Einführung 2005 oder der Preis von DATEV Kanzlei-Rechnungswesen seit 2008 erhöht.
Somit steigt auch der Preis für das DATEV Mehrwert-Angebot. Welche Planungen stecken dahinter?
GESA MERENSKY: Entsprechend der fortschreitenden Produktgestaltung und Portfolioentwicklung gab und wird es Änderungen des Inhalts des DATEV Mehrwert-Angebots immer geben. Komponenten des DATEV Mehrwert-Angebots haben sich überdauert und werden abgekündigt, neue Angebote werden ergänzend hinzukommen. Dabei achten wir aber stets darauf, dass der Inhalt des DATEV Mehrwert-Angebots ausgewogen bleibt. Einen Überblick über den Inhalt des DATEV Mehrwert-Angebots finden Sie im DATEV-Shop im Produktvergleich unter www.datev.de/mehrwert.
Die allgemeine Inflationsrate liegt bei derzeit sieben bis acht Prozent. Ist das die Höhe, die unsere Mitglieder und Kunden erwarten können?
GESA MERENSKY: Nein, denn wir geben die Kostensteigerungen nicht in vollem Umfang weiter, sondern bleiben für den Inflationsausgleich im Durchschnitt unterhalb der aktuellen Inflationsrate. Neben dem Inflationsausgleich können weitere Besonderheiten die Preishöhe beeinflussen, beispielsweise wenn in einem Produktbereich viel in neue Funktionen investiert wurde. Dass wir die Preissteigerung den herausfordernden Umständen entsprechend moderat vornehmen und nicht die komplette Teuerungsrate weitergeben, entspringt dem genossenschaftlichen Gedanken, wonach auch – und gerade – in schwierigen Zeiten der Zusammenhalt das Wichtigste ist. Als vorausschauend agierendes Unternehmen werden wir natürlich auch weiterhin das Umfeld beobachten. Über die aktuell anstehenden Preiserhöhungen informieren wir alle Mitglieder demnächst fristgerecht und konkret.