Bei den Regional-Info-Tagen 2020 (RIT) trifft sich die Genossenschaft mit ihren Mitgliedern. Dabei stellt sich heraus: Wenn alle so schnell digitalisieren könnten, wie sie wöllten, würden viele das auch tun.
Hamburg kleidet sich an diesem Februar-Tag, wie man Hamburg an einem Februar-Tag erwartet: Die Wolken hängen tief, bis in die frühen Morgenstunden noch klopften die Regentropfen im Takt gegen die Fensterscheiben; und klar: Wind, ja, der Wind ist auch schon wach. Ein guter Tag also, um sich ins Innere eines Tagungshotels zu verziehen, und mal miteinander zu reden. Über Fachkräftemangel. Über die Beziehung zwischen DATEV und ihren Mitgliedern. Über Digitalisierung. Und das ganz analog.
Die Regional-Info-Tage 2020 feiern an diesem nasskalten Februar-Tag ihre Premiere in der Hansestadt. Vor DATEV liegen 23 inhaltlich identische Veranstaltungstage in 16 deutschen Städten, in Bremen und in München, in Köln und in Leipzig, in Frankfurt und in Friedrichshafen. In Berlin und eben in Hamburg. Bis Juli werden mehr als 5.600 Teilnehmer, zumeist Mitglieder der Genossenschaft, die RIT besuchen und sich vor allem unter- und miteinander austauschen.
Volles Programm
Nun ist es eine undankbare Aufgabe, Menschen von einer Veranstaltung zu berichten, die sie selbst (noch) nicht besucht haben. Dieses Nacherzählen hat immer etwas von „Guck, meine schönen Urlaubsfotos“. Wer nicht live dabei war, kann weder den romantischen Sonnenuntergang über dem Mittelmeer so richtig romantisch noch den faszinierenden Blick vom Mont Blanc auf die kleineren Alpen-Berge so richtig faszinierend finden. Versuchen wir es trotzdem.
Auf die rund 250 Gäste beim Premieren-RIT wartet wie auf alle künftigen Teilnehmer ein volles Programm. Stefan Meisel, Leiter Außendienst und Mitglied der Geschäftsleitung bei DATEV, eröffnet den Tag mit einer Tour durchs DATEV-Universum. Er nimmt die interessierten Zuhörer mit auf eine Reise zum aktuellen Stand der FiBu-Automatisierung, macht einen Stopp bei der Zusammenarbeit in der DATEV-Cloud, bevor es weitergeht zu neuen Wegen im Kanzleimanagement. Und auch wenn Meisel in seinem Vortrag durch den DATEV-Kosmos im Sause-Schritt düst, geht er teilweise bis in die Tiefen der Programme auf aktuelle Entwicklungen ein, sagt, was kommt, und spricht auch darüber, was (noch) nicht so weit ist wie erhofft.
Digitalisierung ist gar nicht so schwer
Anschließend wird’s, Steffen Werner und Marcel Müller sei Dank, kulinarisch. Der eine ist Steuerberater bei Czeczatka, Werner & Partner Steuerberatungsgesellschaft, der andere Chef einer Bäckerei mit 50 Verkaufsstellen und 400 Mitarbeitern. Gemeinsam sind sie den Weg in die Digitalisierung gegangen, mit all den Kurven, die man dabei nehmen muss. Als Marcel Müller Arbeitnehmer online einführte, fragten sich einige Mitarbeiter, ob künftig alle Nachbarn ihr Gehalt sehen können. Sorgen, die vorhanden, vermutlich auch menschlich sind und Schritt für Schritt abgebaut werden müssen. Mittlerweile nutzen 80 Prozent der Bäckerei-Angestellten Arbeitnehmer online, was übrigens nur eine Etappe des Digitalisierungsweges ist. Der Vortrag von Steffen Werner und Marcel Müller zeigt, dass Digitalisierung gar nicht so schwer ist, wenn alle Beteiligten ein gemeinsames Ziel verfolgen und zusammen dafür arbeiten.
Weitere Vorträge, gehalten sowohl von Mitarbeitern der Genossenschaft als auch von Steuerberatern, beschäftigen sich unter anderem mit Verfahrensdokumentation, der ordnungsgemäßen Kassenführung und digitalen Datenströmen. Parallel dazu können sich die Teilnehmer auf einem Infomarkt von DATEV-Mitarbeitern Einblicke in aktuelle Programmentwicklungen, etwa bei der DMS-Umstellung, DATEV Unternehmen online und DATEV-Cloud-Sourcing, informieren und miteinander austauschen. Auch in Zeiten der Digitalisierung bleibt der persönliche, ganz analoge Austausch immer noch der wichtigste und hilfreichste Kommunikationsweg.
Die große Herausforderung: Fachkräftemangel
Eine recht analoge Herausforderung, vor der viele Kanzleien stehen, schließt den Tag dann auch ab: der Fachkräftemangel. Der ist im Kosmos des Berufsstands nahezu überall zu spüren. Viele Berater würden sich – auch das wird einmal mehr deutlich – gern viel intensiver mit der Digitalisierung ihrer Prozesse auseinandersetzen und sehen auch die Notwendigkeit dafür. Allein: Es fehlt an geschultem Fachpersonal, um der Digitalisierung Herr zu werden. In seinem Vortrag spricht Steuerberater Marco Wehmeier vor allem über das Thema Arbeitgeberattraktivität. Das klingt erst mal sperrig, aber eine Zahl entsperrt den Sachverhalt recht schnell und deutlich: Eine im Juli 2019 veröffentlichte Studie im Auftrag des Deutschen Beamtenbundes listet auf, wie sich das Image von Berufen im vorangegangenen Jahrzehnt verändert hat.
Das triste Ergebnis: Steuerberater haben einen Verlust von elf Punkten zu beklagen, schlechter sind nur noch Bankangestellte, Manager und Unternehmer dran. Über zu viel Sex-Appeal kann sich der Berufsstand also kaum beklagen, doch was tun, um auf dem Bewerbermarkt besonders attraktiv zu wirken? Wehmeier spricht über das „Drama-Dreieck“ der Führung und wie Kanzleichefs dieses zu einem „Erfolgs-Dreieck“ umgestalten und dabei vor allem die Autonomie ihrer Mitarbeiter stärken. Zudem regt Wehmeier die Zuhörer an, über neue Mitarbeiterrollen wie etwa Projektmanager in der Kanzlei nachzudenken. Letztlich, so Wehmeiers Conclusio, hängt Arbeitgeberattraktivität ganz eng mit der Haltung zusammen, die man als Kanzlei und deren Inhaber vorlebt; und: mit Vertrauen.
Dabei sein!
Das war er also, der erste von 23 Regional-Info-Tagen und unser Versuch, im Sause-Schritt durch eben jenen zu düsen und zumindest ein paar Eindrücke zu vermitteln. Mehr Informationen zur Agenda und den Terminen finden Sie auf unserer Themenseite auf datev.de – oder mit einem Besuch eines der kommenden Regional-Info-Tage.