1971 gründete DATEV die ersten Niederlassungen außerhalb Nürnbergs – damals noch als Informationsbüros. Eine kleine Zeitreise anlässlich der Jubiläen.
Wie anders die Welt vor 50 Jahren war, lässt sich an vielerlei Beispielen verdeutlichen. Während in der alten Bundesrepublik Willy Brandt regierte, erklomm in der damaligen DDR Erich Honecker die Spitze des Staats. Deutscher Fußballmeister wurde Borussia Mönchengladbach. 1971 wurde die weltweit erste Mail versendet und in Ägypten der Assuanstaudamm eröffnet. Der Liter Normalbenzin kostete im Schnitt 0,58 DM (also umgerechnet 30 Cent). Roy Black und Anita sangen davon, wie schön es ist, auf der Welt zu sein. Bei den damaligen Benzinpreisen ja auch kein Wunder. Wie anders die Welt im Jahr 1971 war, lässt sich auch anhand der Sprache verdeutlichen. Das Wort des Jahres zum Beispiel lautete „aufmüpfig“. Und auch bei DATEV lasen sich offizielle Schreiben damals noch etwas anders als heute. Wir zitieren aus einem Rundschreiben, datiert auf den 29. Juli 1971 und unterschrieben von DATEV-Gründungsvater und damaligem Vorstandsvorsitzenden Dr. Heinz Sebiger: „Sehr verehrte Frau Kollegin, sehr verehrter Herr Kollege, unmittelbar vor der Sommerpause freuen wir uns, Ihnen noch über zwei wichtige Neuerungen berichten zu können, nämlich über die Verarbeitung des Klarschriftstreifens und über die Besetzung unserer Informationsbüros. […] Wir haben Ihnen über die Absicht, in fünf Städten Deutschlands DATEV-Informationsbüros für unsere Genossen einzurichten, schon berichtet. Die Arbeiten sind nun soweit gediehen, daß wir in Kürze die praktische Tätigkeit wie folgt werden aufnehmen können …“
Es folgte eine Auflistung der fünf ersten DATEV-Standorte außerhalb Nürnbergs – in Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart. Ziel dieses Expansionsschritts war es damals, „durch diese Einrichtungen einen noch engeren Kontakt zu unseren Genossen zu erhalten“.
Aus den ursprünglich fünf DATEV-Informationsbüros, später umfirmiert in DATEV-Informationszentren (DIZ), sind mittlerweile mehr als 20 Niederlassungen in allen Teilen Deutschlands geworden, von Kiel bis Freiburg, von Koblenz bis Dresden.
Die Niederlassungen als Sinnesorgane der DATEV
Gerne wird behauptet, das Rechenzentrum sei die Herzkammer der DATEV und die Nürnberger Zentrale – von den Kollegen aus den Niederlassungen gerne liebevoll-ironisch als „Mutterschiff“ bezeichnet. Wenn dem so ist, dann decken die Niederlassungen mit den dort beschäftigten Mitarbeitern heute einen Großteil der Sinneswahrnehmungen unserer Genossenschaft ab. Sie sind das Ohr am Mitglied und Kunden, gemeinsam mit einigen anderen Kollegen wie jenen aus dem Service, die das Gespür für den Markt, für die Bedürfnisse und Anforderungen unserer Mitglieder nach Nürnberg tragen. Sie sind es, die vor Ort in den Kanzleien Ratschläge geben und auch selbst anpacken, um zu unterstützen. Sie sind es, die sich die Probleme, manchmal auch die Unzufriedenheit mit, die Enttäuschung über und die Wut auf DATEV anhören, die trösten, Hoffnung spenden, aufbauen und neue Optionen aufzeigen müssen – und das gerne tun. Die Niederlassungen und deren Mitarbeiter sind formal zwar Angestellte bei DATEV – verstehen sich aber eher als Partner auf Augenhöhe unserer Mitglieder und Kunden, als Ideen- und Impulsgeber für deren Entwicklung. Keine Frage: Nürnberg vor 50 Jahren zu entwachsen, war eine der wegweisenden Marker in der DATEV-Geschichte und für unsere Mitglieder.
Die ersten fünf Niederlassungen, die im Herbst 1971 ihren Dienst aufnahmen, feierten im vergangenen Jahr ihren 50. Geburtstag. Den Auftakt der Feierlichkeiten machte Hamburg. Unter 2G-Corona-Bedingungen fanden sich rund 200 geladene Gäste, die meisten davon Mitglieder der Genossenschaft, aber auch Vertreter von Kammern und Verbänden sowie von Partnern, im Panoramadeck des Emporio-Towers ein, um von dort aus nicht nur einen atemberaubenden Blick über die Hansestadt zu erlangen, sondern auch dem bunten Programm beizuwohnen.
Blick zurück und zur Niederlassung der Zukunft
Zu Beginn blickte Niederlassungsleiterin Elisabeth Schönfeld zurück auf die vergangenen 50 Jahre, in denen auch die Niederlassung Hamburg große Projekte und Themen stemmen musste – beispielsweise die Wiedervereinigung mit ihren Folgen für den Berufsstand, das Millennium, die SEPA-Einführung, die Währungsumstellung und nicht zuletzt die Corona-Pandemie. Nach diesem Blick in den Rückspiegel öffnete Elisabeth Schönfeld den anwesenden Teilnehmern den Vorhang zur Zukunft nicht nur der Hamburger, sondern aller DATEV-Niederlassungen. Im Rahmen des Projekts Niederlassung der Zukunft sollen unsere Standorte ausgebaut werden zu Begegnungs-, Arbeits- und Austauschstätten nicht nur für DATEV-Mitarbeiter, sondern auch für Mitglieder, Partner und Kunden.
Exponentielle Entwicklung vs. lineares Denken
Nach den Ausführungen von Elisabeth Schönfeld betrat Prof. Dr. Peter Krug, Chief Markets Officer von DATEV, die Bühne. Er blickte in seinem Vortrag auf die Zukunftsausrichtung von DATEV und auf die Zukunft des Berufsstands. Nun lassen sich 45-minütige Vorträge schlecht in wenigen Zeilen zusammenfassen für all jene, die nicht dabei waren. Zwei Denkanstöße von Prof. Dr. Peter Krug sollen hier dennoch ausgeführt werden:
„Wir wollen in Zukunft unsere Kunden nicht mehr befragen, sondern deren Verhalten beobachten, um für uns zu lernen und unsere Lösungen passgenauer auf unsere Kunden abzustimmen. Überlegen Sie mal selbst, wann Sie zuletzt von Google oder Amazon zu einer Befragung eingeladen wurden. Genau.“
„Eine Herausforderung besteht darin, dass wir in einer exponentiellen Welt leben. Denken Sie nur mal an die Errungenschaften und die Schnelligkeit der technologischen Entwicklungen der vergangenen zehn, 20 Jahre, zurück, denken Sie an Smartphones, denken Sie an globale Vernetzung und vieles mehr. Das Problem in dieser exponentiellen Welt ist, dass wir Menschen nicht exponentiell denken können. Wir können nur linear denken. Von daher ist es unmöglich, Vorhersagen für die nächsten fünf oder zehn Jahre zu treffen.“
Erinnerungen an die CeBIT
Ortswechsel. Hannover. Kaum ein Standort außerhalb Nürnbergs ist so eng mit DATEV verbunden wie die Stadt an der Leine. Der Grund dafür heißt Centrum für Büroautomation, Informationstechnologie und Telekommunikation, kurz und besser bekannt als CeBIT. Die IT-Messe, die erstmals 1986 und letztmals 2017 stattfand, war über fast 30 Jahre lang einer der wichtigsten Treffpunkte von DATEV, den Mitgliedern, Partnern, Mandanten sowie Vertretern von Kammern und Verbänden. Dieses große Get-together fehlt, und so war die Geburtstagsfeier der Niederlassung Hannover eine gute Gelegenheit, sich mal wiederzusehen. Eine Gelegenheit, die sich viele nicht entgehen ließen und die auch in Sachen Location Erinnerungen an die CeBIT wach werden ließ. Die Jubiläumsfeier fand nämlich im Expowal unweit des Messegeländes statt, wo auch die eine oder andere CeBIT-Party gefeiert wurde.
Niederlassungsleiter Stefan Seidel und seine 40 Mitarbeiter betreuen rund 1.800 Kanzleien und schulen jährlich etwa 1.000 Seminarteilnehmer. Neben DATEV-CMO Prof. Dr. Peter Krug richteten auch Carsten Schulz, Vizepräsident der Steuerberaterkammer Niedersachsen, und Sven Heißenberg, Vizepräsident des Steuerberaterverbands Niedersachsen/Sachsen-Anhalt Grußworte an die Niederlassung Hannover und betonten dabei die jederzeit gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Und wie es so ist mit diesen Nachberichten: Sie geben bestenfalls fünf Prozent der Erfahrungen einer solchen Veranstaltung wider, wesentliche Erkenntnisse entstehen sowieso in den Tisch- und Raucherpausengesprächen und bleiben damit unter vier, sechs, acht oder auch ein paar mehr Augen. Zu diskutieren gibt es nach rund zwei Jahren Videokonferenzmarathon mithin genug – die Freude, sich endlich wieder persönlich sehen zu können, war spürbar an den beiden Abenden. Pandemiebedingt konnten allerdings nicht alle geplanten Feierlichkeiten 2021 stattfinden. So wird beispielsweise die Jubiläumsfeier der Frankfurter Niederlassung im Sommer 2022 nachgeholt. Darüber hinaus finden in diesem Jahr viele weitere DATEV-Veranstaltungen, zum Beispiel die Regional-Info-Tage statt. Die genauen Termine und Anmeldemodalitäten werden in Kürze zur Verfügung gestellt unter: www.datev.de/regional-info-tage.
MEHR DAZU
Insgesamt verfügt DATEV derzeit über 23 Niederlassungen in Deutschland. Die jüngste Niederlassung befindet sich in Erfurt, sie feiert in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Die meisten Mitglieder werden von München aus betreut (rund 6.000), gefolgt von Frankfurt und Köln. Weitere Informationen unter www.datev.de/standorte