Geschäftszahlen 2021 - 23. Juni 2022

Gutes Umsatzwachstum ist nicht selbstverständlich, aber möglich

DATEV geht es wirtschaftlich gut – und das im zweiten Jahr der Pandemie und nach dem Sommer der verheerenden Hochwasser. Sogar mit einem Rekord kann CFO Diana Windmeißer im Interview zur Jahresbilanz 2021 aufwarten: Die Zahl der mit DATEV erstellten Lohn- und Gehaltsabrechnungen knackte erstmals die monatliche Schwelle von 14 Millionen.

DATEV magazin: Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf des vergangenen Geschäftsjahres?

DIANA WINDMEISSER: DATEV steht nachhaltig stabil da, obwohl die Wirtschaft erneut durch die anhaltende Pandemie stark beeinträchtigt war. Das vergangene Jahr war sehr her­ausfordernd. Deswegen bin ich vor allem unter den gegebe­nen Umständen äußerst zufrieden mit dem Verlauf. So liegen wir deutlich über dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2,7 Prozent. Unsere Steigerung von 5,5 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro Umsatz beweist erneut, dass wir auf ein ge­sundes und nachhaltiges Wachstum blicken dürfen. Sehr er­freulich ist, dass das Wachstum von DATEV im Jahr 2021 wieder von der gesamten Breite des Geschäfts getragen wur­de. Allein das Rechnungswesen sorgte für ein Plus von 26,8 Millionen Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 6,9 Pro­zent gegenüber dem Vorjahr. An zweiter Stelle steht das IT-Management mit einem Plus von 9,1 Millionen Euro. Danach folgt die Produktgruppe IT und Druck für Nichtmitglieder. Damit sind unsere Druck-, Logistik- und Servicedienstleis­tungen etwa für öffentliche Arbeitgeber, Versicherungen und andere Unternehmen gemeint. Durch zahlreiche neue Aufträ­ge konnte die Produktgruppe im vergangenen Jahr 6,1 Milli­onen Euro zulegen. An vierter Stelle steht die Personalwirt­schaft, deren Umsätze um 5,7 Millionen Euro gewachsen sind. Darüber hinaus konnten wir im Dezember sogar einen neuen Rekord verzeichnen: Die Zahl der mit DATEV erstell­ten Lohn- und Gehaltsabrechnungen knackte erstmals die monatliche Schwelle von 14 Millionen. Im gesamten Jahr 2021 waren es 160,3 Millionen und damit 3,3 Millionen mehr Abrechnungen als im Vorjahr. Durchschnittlich lag die Zahl bei 13,4 Millionen Abrechnungen im Monat. Aufgrund dieser sehr guten Geschäftslage haben wir mehr als 127 Millionen Euro investiert. Den Löwenanteil machen hier die Investitio­nen in die IT-Infrastruktur aus.

Wie haben sich DATEV-Ökosystem und das Portfolio entwickelt?

Derzeit haben wir eine massive Doppelbelastung mit der Weiterentwicklung unserer On-Premises-Bestandsprodukte und dem parallelen Aufbau und der Veränderung in eine Cloud-Technologie. Gleichzeitig wird aber stabiler Umsatz im Zuge der Transformation gefordert. Ein Kraftakt. Und auch im Rahmen der Portfolioentwicklung hat sich viel hinsichtlich der ineinandergreifenden digitalen Prozesse und Kollaborati­onsszenarien getan: Viele Kanzleien arbeiten an der Aktivie­rung ihrer Prozesse. Das ist richtig und auch sehr wichtig. Nun wird deutlich, dass durch die bessere Anbindung der Software an vor- beziehungsweise nachgelagerte Systeme in vernetzten Ökosystemen die Lösungen rund um unsere DATEV-Cloud-Welt eine höhere Effizienz bringen. Wir mer­ken an der Datenhaltung in der DATEV-Cloud – hier haben wir die größten Wachstumsraten bei den Belegen –, dass DATEV bereits eine hohe Akzeptanz bei den Mitgliedern hat und sich noch weiter in diese Richtung entwickeln muss. Un­ser Portfolio wird sich mit dem DATEV-Ökosystem noch brei­ter aufstellen. Wir werden künftig viel häu­figer noch als bisher über Partnerlösungen sprechen.

Welche Auswirkungen hatte Corona in den vergangenen Monaten für unsere Mitglieder, deren Mandantinnen und Mandanten, aber auch für den operati­ven Betrieb von DATEV?

Unsere Mitglieder waren durch die anhal­tende Pandemie auch im vergangenen Jahr äußerst belastet. Wir haben sie in den vergangenen Monaten bestmöglich unterstützt, indem wir Gesetzesänderungen und Regularien kurzfristig in unseren Programmen und Anwendungen umgesetzt haben, wie etwa Homeoffice- oder Pendlerpauschalen, Corona-Unterstüt­zungsangebote und vor allem das Kurzarbeitergeld, das viele ihrer Mandanten beschäftigt hat. DATEV war wie die meisten Unternehmen von Lieferengpässen, verzögerten Lieferzei­ten, krankheitsbedingten Ausfällen bei Zulieferern oder da­mit einhergehenden Preissteigerungen betroffen. Auch wenn bis heute knapp 90 Prozent unserer Mitarbeiter im Homeof­fice sind, haben wir versucht, in den Phasen, in denen es möglich war, das Arbeiten vor Ort zu ermöglichen – natürlich stets mit gutem Hygiene- und Testkonzept sowie Impfange­boten. Mit unserem Testcontainer konnten wir darüber hin­aus Kindergärten und Schulen in der Region unterstützen und haben somit einen wichtigen Beitrag zur Pandemiebe­kämpfung geleistet.

Werden die Lieferengpässe noch längere Zeit Auswirkun­gen auf Unternehmen haben?

Lieferengpässe in Lieferketten sind stark durch die Pandemie beeinflusst worden und diese Entwicklung wird auch aktuell durch den Krieg in der Ukraine noch verstärkt. Es ist davon auszugehen, dass es dadurch Einschränkungen für bestimm­te Industriezweige geben wird, wie den Energiesektor, also Strom und Gas. DATEV profitiert von vorausschauenden, lang- und mittelfristigen Kontrakten und ist derzeit weder von Lieferengpässen noch von Preissteigerungen bei Gas und Strom betroffen. Perspektivisch werden wir diese sicher aber auch zu spüren bekommen. Ein weiterer Aspekt ist die Energiepreispauschale, deren Umsetzung Unternehmen und ihre Steuerberater betrifft und sehr viel Mehraufwand be­deutet.

Die Hochwasserkatastrophe im vergangenen Sommer traf sowohl Mitglieder als auch DATEV-Mitarbeiter. Wie hat DATEV unterstützt?

Wir waren sehr geschockt, als wir die Bilder gesehen haben, und wollten direkt helfen. Dabei war die Hilfe für uns viel­schichtig: Zum einen ging es uns um unsere Mitglieder und die betroffenen Kanzleien vor Ort und zum anderen um unse­re Mitarbeiter. Um unsere Mitglieder in dieser Ausnahmesituation zu unterstützen, haben wir den Notfallstab „Hochwasser Nothilfe 21“ zusammengestellt, der alle Angebote koordinierte. Dazu gehörten eine Hotline für Betroffene, Hilfsangebote auf der DATEV-Website sowie Unterstüt­zung aus dem Service- und Logistikcenter. Den Kanzleien in den Hochwassergebieten haben wir zudem Plattformen zum gegen­seitigen Austausch, die entsprechende technische Infrastruktur oder Räumlich­keiten angeboten, damit sie möglichst gut den laufenden Be­trieb wieder aufnehmen konnten. Darüber hinaus hat DATEV Unterstützungsmaßnahmen mit kostenlosen Dienstleistun­gen wie Eilservice oder Installationshilfen angeboten – und auch DATEV-Partner waren eingebunden. Es hat sich einmal mehr gezeigt, wie leistungsfähig DATEV sein kann. Mit einer Spendenaktion der Belegschaftshilfe für Kollegen von DATEV konnten wir schnell und unbürokratisch 60.000 Euro sam­meln. Auch der DATEV-Vorstand hat mit einer Spende der DATEV eG von 20.000 Euro für die Mitarbeiter vor Ort dazu beigetragen.

Zwei Jahre fast nahezu im Homeoffice liegen hinter uns. Wohin wird sich die Arbeitswelt entwickeln?

Bei DATEV wurde im Sommer 2021 eine Betriebsvereinba­rung getroffen, mit der wir das Arbeiten im Homeoffice auch weiterhin als Option beibehalten wollen. Damit möchten wir Performance, Effizienz und Zufriedenheit bei den Mitarbei­tern aufrechterhalten. Für uns zählt der Leitgedanke: Arbeite dort, wo du für dich, dein Team und DATEV am produktivsten bist. Das bedeutet aber auch, dass wir nach Wegfall der Homeoffice-Pflicht alle künftigen Schritte langsam und mit Bedacht gehen, schließlich ist Corona noch nicht vorbei. DATEV als moderner Arbeitgeber kann ein kommunikatives, kollaboratives und produktives Arbeiten dort bieten, wo es angezeigt ist – mal vor Ort, im Büro oder zu Hause. Mit die­sem Gedanken entwickeln wir derzeit auch unsere Standorte weiter. Wir gestalten Orte des Zusammentreffens, an denen man kreativ und kommunikativ arbeiten kann.

Was hat sich in puncto Nachhaltigkeit bei DATEV getan?

Durch die Corona-Krise oder den Krieg in der Ukraine ist das Thema ökologische Nachhaltigkeit leider gesellschaftlich et­was in den Hintergrund gerückt. Bei DATEV haben wir Kli­maneutralität bis 2030 offiziell als Ziel ausgerufen und als ersten Schritt den CO2-Abdruck erhoben. Dieser liegt bei rund 30.000 Tonnen pro Jahr. Bei der Berechnung wurden alle internen Prozesse berücksichtigt, aber auch, was alles zur Erstellung unserer Produkte und Dienstleistungen benö­tigt wird. Den größten Anteil daran haben der Papierver­brauch im Druck sowie Erdgas und Kraftstoffe durch unsere Pendler oder unsere EDV-Hardware. Derzeit werden für die einzelnen Bereiche Maßnahmen entwickelt, um den CO2- Ausstoß zu senken, denn unser Ziel ist es, möglichst wenig zu kompensieren. Dazu gehört für uns auch, die CO2-Bilanz künftig bei allen unternehmerischen Entscheidungen zu be­rücksichtigen – nicht nur am Rande.

Die Anforderungen, die zum Beispiel mit der Grundsteu­erreform ins Haus stehen, werden den Berufsstand in den kommenden Monaten zusätzlich belasten. Welche Herausforderungen stehen 2022 an?

Unsere Mitglieder sind gewohnt, sich im steuerlichen Kon­text immer wieder mit neuen Herausforderungen auseinan­derzusetzen. Auch in diesem Jahr wird es neben der Grund­steuerreform viele zusätzliche Themen geben, die angegan­gen werden wollen. Der Umbau der Wirtschaft in Richtung Digitalisierung, neue Arbeitswelten, Klimaneutralität und technologischer Fortschritt müssen weiterentwickelt werden. Hinzu kommt aktuell eine politische Entwicklung, die gar nicht prognostizierbar ist. Zum einen rückt die Gesellschaft näher zusammen; andererseits müssen sich die politischen Kräfte konsolidieren, um Wirtschaft und Gesellschaft stabil zu halten. Ich hoffe, dass die Auswirkungen aus dem Kriegs­geschehen in der Ukraine auch unsere Gesellschaft nicht überfordern, und erwarte, dass die Arbeitsmarktlage weiter­hin stabil bleibt. Ich denke aber, dass der Berufsstand von Krisen gefordert wird, diese aber bewältigen kann. DATEV wird einen Teil dazu beitragen, bei den wirtschaftlichen Ab­läufen bestmöglich zu unterstützen.

Die aktuelle gesamtwirtschaftliche Lage hat nun seit mehr als zwei Jahren unmittelbare Auswirkungen auf DATEV und den Berufsstand. Welche Prognose geben Sie für 2022 unter Einbeziehung der Entwicklungen in der Ukraine, also welche direkten Auswirkungen könnte der Krieg auf die gesamtwirtschaftliche Situation und Stabilität haben?

Die ursprünglich prognostizierte Erholung nach Corona ist aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Ukraine und der wirtschaftlichen Folgen nicht vorhersehbar. Die von vie­len ersehnte Post-Corona-Zeit wird – wahrscheinlich auch aufgrund der derzeitigen Stimmung – noch auf sich warten lassen. Dazu kommen Kostentreiber und Lieferengpässe. Die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise sind im Alltag an­gekommen. Gleichzeitig ist aber auch die Corona-Pandemie noch nicht zu Ende, was wiederum wirtschaftliche Unsicher­heiten mit sich bringt. Deshalb ist eine Prognose sehr schwie­rig. Ob es Insolvenzen am Arbeitsmarkt geben wird oder ei­nen konjunkturellen Abschwung, kann man momentan schwer abschätzen. Zusätzlich sind wir mitten in einer gro­ßen Flüchtlingswelle, die Einfluss auf unseren Arbeitsmarkt haben wird. Dies wird Implikationen auf die Geschäftstätig­keit unserer Mitglieder haben. Es wird also wieder neue wichtige Themen für den Berufsstand unserer Mitglieder ge­ben, soviel dürfte klar sein. Meine Vorstandskollegen und ich hoffen, dass sich unser nachhaltiges Wachstum fortsetzen und sich die Wirtschaft auch merklich erholen wird. Deshalb werden wir auch künftig weiterhin umsichtig steuern und da­bei Geschäftslage und Wirtschaftlichkeit stets im Auge behal­ten. Auch als IT-Unternehmen haben wir erschwerte Rah­menbedingungen und Unsicherheiten aufgrund der steigen­den Rohstoffpreise. Dennoch erwartet DATEV eine stabile Li­quiditätslage im Planungshorizont, weil wir beispielsweise auch unsere Strom- und Gaspreise für dieses Jahr mit leis­tungsstarken Versorgern fixiert haben.

Mehr dazu:

ab dem 08.07.2022 unter www.datev.de/geschaeftsbericht

Zur Autorin

Astrid Schmitt

Redaktion DATEV magazin

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