Unter UNS - 19. Dezember 2024

Freiheit nutzen!

Friedrich der Große bemerkte einst: „Hunde haben alle guten Eigenschaften des Menschen, ohne gleichzeitig ihre Fehler zu besitzen.“ Diesem royalen Ritterschlag für Canis lupus familiaris, den ältesten und treuesten Begleiter des Menschen, ist wohl nichts hinzuzufügen.

Und auch der Goldendoodle Paul hört dies gewiss gerne von sich, wenn er zusammen mit seinen Gefährten Paco, Mia, Rosa, Freddy und Nutella in den Räumen der GAAP GmbH in Berlin seine Patrouillengänge absolviert – unter den wohlwollenden Blicken von Besuchern, Mitarbeitern und den beiden Chefs. Diese sind Andreas van Riesen und Jens Hagemann, beide Steuerberater und Wirtschaftsprüfer.

Taps, tap, tap

Doch warum ist der Bürohund überhaupt ein Thema in dieser Rubrik? Weil er in dieser Kanzlei erwünscht ist und – nicht von Anfang an, aber inzwischen – Bestandteil der Unternehmenskultur geworden ist. Seine Anwesenheit trägt eine besondere Wärme ins Büro, stärkt das Betriebsklima, reduziert Stress und hebt die Zusammenarbeit unter den Kollegen wie auch mit den Mandanten auf eine ganz neue Ebene. „Natürlich“, so Jens Hagemann, „geht so etwas nur, wenn die Hunde ruhig sind und keinerlei aggressives Verhalten zeigen. Wäre das anders, würde ich es nicht dulden, denn weder Angestellte noch Mandanten dürfen sich belästigt fühlen; nicht jede Hunderasse ist dafür gleichermaßen geeignet. Goldendoodles – ja, sie heißen wirklich so – sind extrem freundlich. Dass ich niemanden fragen muss, wenn ich meinen Hund im Büro dabeihaben will, ist für mich nur eine Facette jener großen Freiheit, deretwegen ich einst diesen Beruf ergriffen und die Selbstständigkeit angestrebt habe. Kurze Zeit nach mir hat sich auch Andreas einen Hund angeschafft, dann die Sekretärin, schließlich weitere Mitarbeiter. Es hat mich übrigens selbst erstaunt, wie positiv die Mandanten darauf reagieren.“ Jens Hagemann erzählt weiter: „Interessanterweise sind es just die anfänglichen Skeptiker, die ganz schnell bekehrt sind und zu begeisterten Freunden werden. Witzig ist, dass ausgerechnet die Vertreterin eines Tierschutzvereins einmal negativ reagiert und gemeint hat, Hunde könne sie gar nicht leiden. Die Zusammenarbeit kam dann auch nicht zustande.“
Wenig verwunderlich ist, dass Jens Hagemann auch Mitglied im Bundesverband Bürohund e. V. ist und nicht nur an Berufsträgerinnen und Berufsträger, sondern auch an die mittelständische Mandantschaft appelliert, darüber nachzudenken, ob die Zulassung von Bürohunden nicht das Arbeitsklima ganz entscheidend verbessern würde. „Gerade die Inhaber kleiner und mittlerer Unternehmen können kraft ihrer Entscheidungsfreiheit Bürohunde in ihren Räumen erlauben und ich verspreche: Die positiven Auswirkungen werden alle überraschen.“

Breit aufgestellt

Um aber einem Missverständnis vorzubeugen: „Das Ganze ist nicht Programm, wir sind keine Hundezuchtanstalt mit angeschlossener Steuerberatungskanzlei; so, wie es ist, hat es sich einfach ergeben. Wir sind eine leistungsstarke Kanzlei, 2003 gegründet, 2008 in die jetzige Partner-GmbH überführt, sind digital erstklassig aufgestellt und machen buchstäblich alles: von der Steuererklärung der Rentnerin bis zum Konzernabschluss, wenngleich hier in Berlin-Mitte vor allem Verbände, NGO, Bauträger und Institutionen der öffentlichen Hand die Mehrzahl unserer Mandate repräsentieren. Gemeinnützigkeitsrecht ist eines unserer Spezialgebiete.“

Freiheit

„Ja, um ihretwillen bin ich Steuerberater, Wirtschaftsprüfer geworden, um selbst entscheiden zu können, was ich tue und wie ich es tue, ein Privileg, das die Freiberuflichkeit mit sich bringt und das weder mein Geschäftspartner Andreas van Riesen noch ich missen möchten. Diese Freiheit zu nutzen, das treibt uns beide an, ist zugleich meine Botschaft und mein Appell an den Berufsstand. Sie ermöglicht es uns, die Kanzlei so zu führen, dass wir uns wohlfühlen. Unterschiede in Charakter und persönlichen Interessen stehen dem freundschaftlichen Miteinander nie im Weg. Mein Partner ist hauptsächlich in der Wirtschaftsprüfung tätig und kümmert sich um die Praxisorganisation, ich bin lieber Steuerberater – also Partei – und Interessenvertreter, bin unter anderem in der Steuerberaterkammer Berlin als Ombudsmann aktiv, wie ich denn überhaupt ein großer Freund der Verkammerung unseres Berufsstands bin: eine staatsaussparende Form der Selbstorganisation, die es so nur in Deutschland gibt, und ich wünsche mir, mehr Kollegen würden sich hier engagieren.“

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Carsten Seebass

Redaktion DATEV magazin

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