Nicht nur Horst Seehofer redet derzeit gerne über Grenzen. Das Nürnberger Staatstheater verhandelt bereits seit vier Jahren in seinem Theaterfestival TALKING ABOUT BORDERS die Frage, wie der kulturelle Brückenbau in einem unruhiger werdenden Europa am besten in Szene gesetzt werden kann. Ebenso lang wird es dabei von der DATEV eG als alleinigem Hauptsponsor unterstützt.
Kernstück des Festivals, das vom 28. Juni bis zum 1. Juli in Nürnberg stattfand, ist ein internationaler Dramenwettbewerb, „den Autorinnen und Autoren aus den jeweiligen Partnerländern mit eigenen, frischen, kreativen und neuen Stücken richtig spannend machen“, so der Initiator und Leiter des Festivals Dr. Christian Papke. Er ist mit der Veranstaltung schon seit über 10 Jahren an unterschiedlichen Spielstätten unterwegs und hat den Wettbewerb zu einem der wichtigsten seiner Art für den osteuropäischen Raum gemacht. Vor vier Jahren hat er im Nürnberger Staatstheater mit seinem Intendanten Klaus Kusenberg einen festen Partner gefunden. Eine unabhängige, internationale Jury mit sechs Mitgliedern wählt aus den eingereichten Texten drei Gewinnerstücke, die ins Deutsche übersetzt werden und deren Autoren und Autorinnen ein Preisgeld erhalten. Das Siegerstück wird zudem mit einer Uraufführung einem größeren Publikum vorgestellt.
Gastländer Estland, Lettland und Litauen
Diesmal also das Baltikum. Der Jury lagen zahlreiche Texte aus Estland, Lettland, Litauen vor und sie hat ihre Auswahl getroffen. Am Abend der Eröffnung des Festivals findet auch gleich die Preisverleihung statt. Vor den Kammerspielen versammelt sich schon allerhand Kulturvolk, es werden noch eilig die Sektgläser geleert und dann geht es auch schon los: Karl Koppelmaa aus Estland mit „Singing Green“ (1. Platz), Dovile Statkeviciené aus Litauen mit „The Elephant“ (2. Platz) und Viginija Rimkaite ebenfalls aus Litauen mit „Patina“ (3.Platz). Zwischendurch redet der Botschafter, werden Laudationes und Dankesreden gehalten. Die Stimmung ist gut und auch Claus Fesel als Vertreter der Genossenschaft kriegt in seiner Ansprache die Kurve: „Das Besondere an Talking about Borders ist die Begegnung“, meint der Leiter des Marketings bei DATEV, „und genau dies hat uns überzeugt, denn mit unserer Kulturförderung wollen wir bewusst zu Austausch und Gemeinschaft anregen“, begründet Claus Fesel das Engagement der Genossenschaft.
Szenische Lesung
Nach dem offiziellen Teil lesen Schauspieler und Schauspielerinnen des Theaters den Siegertext von Karl Koppelmaa, der in der nächsten Spielzeit im Theater Regensburg uraufgeführt wird. Man darf gespannt sein, denn die Geschichte zweier Freunde rund um den dritten Weltkrieg im Jahre 2031 macht zu Recht neugierig auf die Inszenierung. Die beiden anderen ausgezeichneten Stücke werden an den folgenden Tagen ebenfalls in szenischen Lesungen einem interessierten Publikum vorgetragen, eingebettet in zahlreiche weitere Veranstaltungen. Der Eröffnungsabend endet mit der Uraufführung des Vorjahressiegers. „Das Schloss an der Loire“ einer Groteske des tschechischen Autors Roman Sikora. Großartig inszeniert in der Blue Box des Theaters, dort wo auch gerne mal experimentiert werden darf. Wer kann, sollte unbedingt reingehen. Die Grenze spielt hier wie bei allen Stücken des Festivals in irgendeiner Form eine Rolle. Gelacht werden darf trotzdem.
Mit dieser Spielzeit wechselt die Intendanz am Schauspiel in Nürnberg und damit endet leider auch das Engagement für TALKING ABOUT BORDERS. Uns bleibt nur den Organisatoren viel Glück bei der Suche nach einer neuen Spielstätte zu wünschen und den Stückeschreibern viel Erfolg bei ihrem Weg auf die Bühnen Europas!