Die Corona-Pandemie ist seit über zwei Jahren unser ständiger Begleiter – mal intensiver, dann wieder weniger. Viele kleine und mittelständische Betriebe in Deutschland haben hart gekämpft und tun es zum Teil noch immer, unterstützt durch ihre steuerlichen Berater. So schlimm es im Einzelnen auch war oder noch immer ist – das DATEV Corona-Barometer macht deutlich: Es hätte noch viel schlimmer kommen können.
Seit zwei Jahren befragt DATEV ihre Mitglieder aus dem steuerberatenden Berufsstand, wie es ihren Unternehmensmandantinnen und -mandanten wirtschaftlich geht. In der letzten Befragungswelle vom 4. bis zum 8. Februar 2022 – also in der Hochphase der Omikron-Welle – zeigte sich ein ambivalentes Bild. Den Befragten zufolge war das Insolvenzrisiko der mittelständischen Unternehmen wieder deutlich angestiegen. Ohne staatliche Unterstützungsleistungen wäre zu dem Zeitpunkt rund ein Fünftel der Unternehmen betroffen gewesen (im Sommer 2021 waren das 13 Prozent). Doch die staatlichen Hilfen sind offensichtlich wirksam. Trotz der neuerlichen Einschränkungen zur Bekämpfung der Delta- und Omikron-Varianten blieb das Risiko einer Insolvenz mit zwei Prozent unverändert stabil gegenüber dem Sommer 2021.
Steuerberater stabilisieren Mittelstand
Dass die Lage so stabil geblieben ist, ist nicht zuletzt ein Verdienst des steuerberatenden Berufsstands. Er hat im Auftrag des Gesetzgebers eine zentrale Rolle bei der Antragstellung und Prüfung der Hilfeleistungen übernommen und so dazu beigetragen, dass Deutschlands Wirtschaft vergleichsweise gut durch die Krise kommt. Doch zeigen sich in den Umfrageergebnissen auch deutliche Anzeichen, dass die Kanzleien seit zwei Jahren am Limit arbeiten. Zwar ist die grundsätzliche Leistungsfähigkeit trotz der pandemiebedingten Einschränkungen und des Homeoffice-Gebots nach kurzem Absinken im ersten Lockdown schnell auf ein sehr stabiles und gutes Niveau von 83 bis 91 Prozent angestiegen, doch können die Leistungen seit Einführung des Konjunkturpakets II von den Kanzleien immer weniger fristgerecht oder in ausreichender Qualität geliefert werden. Anfang Februar konnten nur 27 Prozent der Kanzleien geringe oder keine Auswirkungen auf die Qualität ihrer Leistungserbringungen vermelden – der niedrigste Wert in der Pandemie. Und die Ursachen sind auch klar benannt: 66 Prozent der Kanzleien beklagen, dass die Voraussetzungen zur Beantragung der Überbrückungshilfen nicht eindeutig definiert sind. Selbst nach eineinhalb Jahren ist nur für 22 Prozent der Kanzleien die Abwicklung von Hilfsanträgen zur Routine geworden.
Lieferengpässe als Folge
Auch mit den Auswirkungen von Lieferengpässen bei ihren Mandanten, die direkt oder indirekt durch die Pandemie verursacht sind, müssen sich die Kanzleien auseinandersetzen. Gut ein Fünftel der Unternehmen ist laut ihren Steuerberatern betroffen. Meist verursachen die Lieferengpässe Verspätungen bei der Leistungserbringung (83 Prozent Nennungen), gestiegene Beschaffungskosten, die nicht weitergegeben werden können (69 Prozent Nennungen), und Liquiditätsengpässe (40 Prozent Nennungen). In 26 Prozent der betroffenen Unternehmen ist der Materialmangel Ursache von Kurzarbeit. Zunehmend tauchen aber auch mittelfristige Sorgen hinsichtlich Wettbewerbsfähigkeit (18 Prozent Nennungen) und der Abwanderung von Kunden (17 Prozent Nennungen) auf. Und bei immerhin 15 Prozent haben die Lieferschwierigkeiten Veränderungen des bestehenden Geschäftsmodells zur Folge. Alles Themen, die früher oder später auch auf dem Tisch der beratenden Kanzlei landen, sei es über die Finanzbuchführung, Lohnabrechnung oder betriebswirtschaftliche Beratung. Und die Anforderungen, die mit den Auswirkungen des Ukrainekriegs und mit der Grundsteuerreform ins Haus stehen, werden in den nächsten Monaten als zusätzliche Belastung noch dazukommen.
Diese Arbeitsbelastung spiegelt sich auch in Stimmung und Gesundheit der Mitarbeiter in den Kanzleien wider. Rund 78 Prozent der Kanzleien berichten von negativen Auswirkungen auf die körperliche oder psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Dennoch macht es Mut, dass diese ernste Lage bei fast drei Vierteln der Kanzleien keine oder sogar positive Auswirkungen auf die persönlichen Beziehungen zwischen den Kanzleimitarbeitern und ihrer Kanzleileitung hat.
Mandantenbeziehung intensiviert
Zu einer erfreulichen Entwicklung kommt es durch die Pandemie in den Beziehungen der Kanzleien zu ihren Mandanten. 27 Prozent sehen hier eine positive Entwicklung. Ganz ähnlich sieht es bei der Effizienz in der Zusammenarbeit mit den Mandanten aus. Bei allen Schattenseiten der Pandemie, das ein oder andere Lichtlein leuchtet trotz alledem. Und dass die Politik kürzlich die Fristen für die Steuerdeklaration 2020 erneut verlängert hat, ist ebenfalls ein gutes und hilfreiches Signal.
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