Die internationalisierte Wirtschaft in unserer globalisierten Welt erfordert es, auch in der Europäischen Union Präsenz zu zeigen. Denn dort fallen politische Entscheidungen mit Auswirkungen auf DATEV und ihre Mitglieder.
Die große Relevanz der europäischen Gesetzgebung für die deutsche Wirtschaft ist unumstritten. Ein Beispiel, das sicher jeder direkt vor Augen hat, ist die Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO). Damit DATEV im Brüsseler Gesetzesdschungel die Übersicht behält, frühzeitig über relevante Entwicklungen auf EU-Ebene informiert ist und auf sie reagieren kann, wurde 1995 das DATEV-Informationsbüro in Brüssel gegründet. Auch der Berufsstand ist in Brüssel vertreten.
Aufgabe eines politischen Büros
An erster Stelle stehen die kontinuierliche Beobachtung und Analyse der politischen Debatten und Gesetzgebungsinitiativen auf EU-Ebene. Über aktuelle Vorhaben frühzeitig informiert zu sein, ist der Schlüssel für die weiterführende Arbeit eines politischen Büros. Zeichnen sich für DATEV und ihre Mitglieder relevante Entwicklungen im politischen Brüssel ab, werden umgehend die betroffenen Abteilungen informiert, um alle Handlungsoptionen zu wahren. So kann es zum Beispiel nötig sein, interne Veränderungsprozesse anzustoßen, um sich an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen.
Dialog mit den Entscheidungsträgern
Die DATEV-Präsenz vor Ort in Brüssel erleichtert aber auch den aktiven Dialog zu Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern: DATEV kann durch Fachwissen relevante Informationen beisteuern und auf wichtige Aspekte aus der Perspektive von DATEV, ihrer Mitglieder beziehungsweise Kunden hinweisen. Damit das aktive Politikmanagement funktioniert, ist es wichtig, einen steten Dialog mit den relevanten Interessenvertretern zu führen. Ein wichtiger Bestandteil der politischen Arbeit ist nicht zuletzt auch die Zusammenarbeit und Kooperation mit Verbänden und anderen Unternehmen, um Brancheninteressen effektiv im politischen Prozess zu vertreten.
EU Data Act als Musterbeispiel
Ein aktuelles Beispiel, bei dem sich DATEV in Brüssel aktiv einbringt, ist der EU Data Act. Mit dem Data Act soll unter anderem geregelt werden, dass öffentliche Stellen, zum Beispiel im Falle einer Pandemie, aber auch darüber hinaus, einen Zugriff auf Daten von Unternehmen haben. Hierzu hat DATEV ein Positionspapier erarbeitet und bringt diese Position aktiv in den politischen Prozess ein. Das Positionspapier befindet sich auf unserer Website.
Public Affairs
Dieses Tätigkeitsfeld, also die Analyse des politischen Umfelds und das aktive Einbringen, um bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen, wird als Public Affairs bezeichnet. Das Wort Lobbying bezeichnet einen Teilbereich der Public Affairs, nämlich das aktive Artikulieren konkreter Interessen und Forderungen gegenüber Entscheidungsträgern. Lobbying wird oft mit inoffiziellen Absprachen zwischen mächtigen Interessenvertretern und Politikern in dunklen Hinterzimmern in Verbindung gebracht. Doch entspricht das der Realität?
Lobbying als Bestandteil der Politik
Das Wort Lobbying ist oft negativ konnotiert und ist doch fester Bestandteil der Politik und des Gesetzgebungsprozesses. Insbesondere auf EU-Ebene ist die aktive Beteiligung von Interessengruppen an der Politikgestaltung explizit vorgesehen. Informationen der betroffenen Interessengruppen und der verschiedenen Mitgliedstaaten sind notwendig, um wichtige Erkenntnisse aus der Praxis zu erhalten und somit die Qualität der Gesetze zu verbessern. So gibt es im EU-Gesetzgebungsprozess umfangreiche Konsultationsphasen und viele beratende Ausschüsse und Expertengruppen. Öffentliche Konsultationen stehen für jeden offen. DATEV nutzt diesen Konsultationsprozess aktiv und bringt sich mit Stellungnahmen zu relevanten Themen ein. Es handelt sich um eine Tauschbeziehung. Unternehmen und Verbände liefern technisches Fachwissen und politische Informationen über nationale sowie sektorale Interessen. Im Gegenzug erhalten sie einen Zugang zur Politikgestaltung. Im Idealfall ist dies eine Win-win-Situation, von der alle Parteien profitieren. Die Unternehmen geben Einblicke in die Praxis. Durch diese Einblicke können Gesetze geschaffen werden, die sich an den tatsächlichen wirtschaftlichen Gegebenheiten orientieren und die von den Betroffenen auch umgesetzt werden können.
Transparenz ist der Schlüssel
Als IT-Genossenschaft der Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte mit dem spezifischen Wissen über 2,5 Millionen Unternehmen hat DATEV eine große Expertise in der Digitalisierung betriebswirtschaftlicher Prozesse. Wir sehen es als unsere Verantwortung, dieses Know-how in den politischen Prozess einfließen zu lassen. DATEV steht als Genossenschaft für Werte und Verantwortung. Die Grundlage für verantwortungsvolle Interessenvertretung ist Transparenz und Kohärenz. Nur durch die nötige Transparenz wird nachvollziehbar, wie eine Entscheidung zustande gekommen ist und welche Akteure daran beteiligt waren. So stehen wir selbstverständlich auch im EU-Transparenz-Register und veröffentlichen unsere Stellungnahmen auf unserer Website. Durch diese Transparenz kann gezielter einbezogen werden. Die teilweise nicht gegebene Transparenz ist auch einer der maßgeblichen Gründe, warum die eigentlich vorteilhafte Tauschbeziehung zwischen Politik und Interessengruppen oft mit Skepsis betrachtet wird. Diese Transparenz zu schaffen, sollte im Interesse aller Beteiligten sein. Deswegen halten wir ein Transparenz-Register sowohl auf EU- als auch auf Bundesebene für wichtig.