Erste wöchentliche Erhebung - 6. April 2020

Steuerberater sehen den Mittelstand in Gefahr

Den Mittelstand trifft die Corona-Krise hart. Wie hart, schätzten rund 900 Steuerberater in einer ersten wöchentlichen Erhebung durch DATEV unter ihren Mitgliedern. Weitere Befragungen folgen, um nicht nur eine Momentaufnahme der sich zuspitzenden Situation zu zeigen. Doch eines ist bereits klar: Die wirtschaftlichen Folgen für kleine und mittelständische Betriebe sind immens. Rund 40 Prozent der Mandanten einer Kanzlei gelten als insolvenzgefährdet.

Die täglichen Meldungen zu den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise sind erschreckend. Jeder zusätzliche Tag des wirtschaftlichen Lockdowns gefährdet die Existenz kleiner und mittelständischer Unternehmen. Da Steuerberater die wirtschaftliche Situation ihrer Mandanten genau kennen, startet DATEV wöchentliche Befragungen unter ihren Mitgliedskanzleien.

Zwischen dem 27. März und dem 1. April haben sich 909 Kanzleien in einer ersten von insgesamt drei Befragungswellen beteiligt. So schätzen die befragten Steuerberater die Auswirkungen der Corona-Krise auf die mittelständischen Betriebe in Deutschland als alarmierend ein. Etwa 40 Prozent der Mandanten einer Kanzlei werden als insolvenzgefährdet eingestuft. Auch wenn die von Bund und Ländern beschlossenen Unterstützungsleistungen und Soforthilfen die drohende Insolvenz der Unternehmen abfedern sollen, rechnen die befragten Steuerberater bei durchschnittlich elf Prozent ihrer Mandanten mit einer ernsthaften Bedrohung der geschäftlichen Existenz.

Auch wenn Kleinunternehmer, Solo-Selbstständige und Landwirte Hilfsgelder – ein Programm mit einem Gesamtvolumen von bis zu 50 Milliarden Euro – beantragen können, können die Steuerberater laut der Umfrage aktuell noch nicht klar einschätzen, wie wirksam die staatlichen Maßnahmen sein werden. Innerhalb weniger Tagen sind mindestens 360.000 Anträge von Selbstständigen und Kleinunternehmen für die von der Bundesregierung beschlossenen Milliardenhilfen eingegangen. Die befragten Kanzleien fürchten, dass die Leistungen, mit denen die Betroffenen weiterlaufende Zahlungsverpflichtungen abdecken können, nicht rechtzeitig bei den Unternehmen eintreffen. Bei den ausschließlich liquiditätsstärkenden Maßnahmen, wie etwa bei Steuerstundungen und KfW-Krediten, befürchten dies 39 Prozent, bei den Maßnahmen ohne Rückzahlungsverpflichtung wie Kurzarbeitergeld, Soforthilfen und Steuersenkungen 32 Prozent der Steuerberater nur wenig zuversichtlicher.

Banken und Sparkassen werden geradezu überrannt von Anfragen nach KfW-Hilfskrediten. Hunderttausend Anträge auf Unterstützungsleistungen sind binnen weniger Tage gestellt worden. Damit die Hilfe rechtzeitig bei den kriselnden Unternehmen ankommt, ist eine umgehende und reibungslose Bearbeitung durch Behörden und Banken zwingend notwendig. Hier stufen 55 Prozent der befragten Steuerberater die Finanzverwaltungen und Sozialversicherungsträger als flexibel und unbürokratisch ein; 41 Prozent bemängeln die geringe Flexibilität der Banken. Auch wenn die Kreditwirtschaft betont, die Flut der Anträge schnellstmöglich zu bearbeiten, würden Kreditanträge weiterhin sorgfältig geprüft.

Um die wirtschaftliche Lage und die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf die Betriebe im Blick zu behalten, wird DATEV weiterhin in wöchentlichen Umfragen unter den Mitgliedern ein Stimmungsbild zu den Auswirkungen der Corona-Krise bei den mittelständischen Betrieben erheben. Vergleichen Sie hier www.datev.de/corona-barometer

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Zur Autorin

Kerstin Putschke

Chefredakteurin DATEV magazin

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