Seit vielen Jahren stellt der Steuerberater in seinen Kanzleiräumen eigene Bilder aus, stets mit anderen Motiven und Farben. Das steigert die Stimmung und sorgt für gute Laune, meint er.
Das Erste, was dem Besucher der Kanzlei Unger in Neuried ins Auge sticht, sind die großflächigen Bilder an der Wand. Der Steuerberater liebt kräftige Farben, das sieht man nicht nur seinen Bildern an, auch Unger selbst trägt ein leuchtend blaues Sakko. Der Kontakt kam zustande, weil ihn die von DATEV angebotenen Schreibtischunterlagen für die Aufnahme der Kontenrahmen seit Langem störten. „Es tut weh, solche schwarzen Unterlagen auf dem Schreibtisch zu sehen. Die Mitarbeiter sind nämlich nicht diese grauen Mäuse und erwarten auch die Arbeitshilfen in modernem, motivierendem Design“, beklagt er. Die Bilderausstellung in den Kanzleiräumen ist Teil seiner Corporate Identity: „Ich bin ein Blau-Gelb-Typ. Diese Farben sind das prägende Element auf meiner Homepage und korrespondieren mit den Bildern in der Kanzlei. Der Mandant, der den Weg zu mir über das Internet findet, den erwartet die gleiche Farbwelt im Büro. Diese Farbkombination erzeugt gleich eine positive Grundstimmung.“ Das ist Teil seines philosophisch-ästhetischen Ansatzes: „Aus der Ordnung im Steuerrecht auszubrechen, mit den Farben den Besucher zu animieren, das hilft, die innere Ruhe bei der Bewältigung und Beantwortung der Fragen zu finden. In Situationen, bei denen die Stimmung am Besprechungstisch stagniert, können Farben im nahen Umfeld dazu führen, eine emotionale Unruhe aufzulösen, um die passende Antwort zur Lösung einer unternehmerischen Frage ins richtige Licht zu rücken und erfolgreich ein geplantes Vorhaben umzusetzen.“
Kreativ an die Lösung von Fragestellungen herangehen, mit modernen Werkzeugen und frischen Farben, das ist mein Anspruch.
Den Weg zur Malerei hat Unger über seine Frau gefunden. Sie hat ihm in den neunziger Jahren mit dem Besuch eines Kunstworkshops in Rom den entscheidenden Impuls gegeben. Heribert Losert, der Meister des Aquarells, hat ihn später zusätzlich motiviert und neugierig gemacht. Neben Arbeiten mit der international tätigen Malerin Brigitte Beier und Studien in der Akademie Faber-Castell setzte Unger seine großflächige Malerei mit immer anderen Techniken und Materialien fort. Er experimentiert mit Acryl und Gouache. Der Mut zu großen Flächen hat ihm nie gefehlt. Und immer wieder findet er eine Analogie zu seinem Beruf. Das Zusammenwirken verschiedener Farben, Farbschichten bis zum Erleben eines harmonischen Ganzen setzt er in Beziehung zu dem Umgang, den er mit den verschiedensten Mandanten in unterschiedlichsten Situationen ihres Lebensweges pflegt. Bei einem Aufenthalt in der Toskana erlebte er das wunderbare Sonnenlicht als Stimmungsträger. Dazwischen studiert er immer wieder seine Vorbilder, die Maler des „Blauen Reiter“, Franz Marc und Wassily Kandinsky, sowie die französischen Impressionisten. Auch da sieht er Parallelen zu seinem Beruf: „Die Impressionisten zeichnen sich durch ein Ausbrechen althergebrachter Regeln aus. Diese Anforderung wird fachlich durch anspruchsvolle Mandanten an eine moderne Kanzlei gestellt. Kreativ an die Lösung von Fragestellungen herangehen, mit modernen Werkzeugen und frischen Farben, das ist mein Anspruch. Farbige Präsentationen von Auswertungen, zur Erläuterung unternehmerischer Zahlen, halte ich für sehr wichtig.“ Sich damit zu beschäftigen, ist auch der Anspruch seiner Mitarbeiter, die bei der Umsetzung stets zu neuen und motivierenden Kreationen kommen, selbst wenn es Zeit kostet, die er nicht verrechnen kann. Denn seine Mitarbeiterinnen, die ihn seit über 25 Jahren begleiten, sieht er als Bestandteil seines Erfolgs. Und sie leben mit seiner Leidenschaft. Für ihn ist es eine Herausforderung. „Wenn ich nach dem Wochenende aus dem Atelier komme und am Montag ein neues Bild aufhänge, dann ist für mich das Wichtigste, wie die Damen reagieren. Wenn sie nicht aufschauen und lächeln, weiß ich, das kann ich gleich wieder abhängen. Meistens gefallen ihnen aber meine Bilder.“
Seine Werke in einer Ausstellung zu zeigen, kommt für ihn aber nicht in Frage. Die Malerei ist für ihn ein Hobby und auch wenn er versucht, sich zu verbessern, als Künstler sieht er sich trotzdem nicht. „Durch die Verwendung bestimmter Farben und Materialien drücke ich einen Lebensstil aus, der durch mein familiäres und berufliches Umfeld geprägt wurde. Der Mensch liebt es, in einer harmonischen Atmosphäre seine Gedanken zu verwirklichen. Das Malen, der Umgang mit Farben erfordert Geduld und Sorgfalt. So werde ich bei meiner täglichen Arbeit geführt, wie beim Bild entscheidet bei betriebswirtschaftlichen Fragen oft eine fachliche Spontanität. Die gegenseitigen Anforderungen, betrachtet als pythagoreisches Dreieck – Mandant, das Kanzleiteam und ich – prägen mein Bild von Erfolg.“