GfK, Pressemitteilung vom 26.09.2019
Die Stimmung der Verbraucher zeigt auch im September kein einheitliches Bild. Auf der einen Seite legen Konjunkturerwartung und Anschaffungsneigung zu, während auf der anderen Seite die Einkommenserwartung Einbußen hinnehmen muss. Für Oktober prognostiziert GfK für das Konsumklima einen Anstieg gegenüber dem Vormonat um 0,2 Punkte auf 9,9 Zähler.
Zusätzlich zu den bekannten Krisenherden wie globale Konjunkturschwäche, Handelskonflikte und Brexit-Diskussionen beeinflusst im September auch die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), ihre Geldpolitik noch weiter zu lockern, die Verbraucher. So profitiert die Anschaffungsneigung mit einem spürbaren Anstieg, während die Sparneigung deutlich abrutscht. Auch die Einkommenserwartung verliert etwas. Dagegen legt die Konjunkturerwartung wieder leicht zu.
Konjunkturaussichten erholen sich leicht
Die Konjunkturaussichten der Verbraucher erholen sich nach zwei Rückgängen in Folge leicht. Der Indikator Konjunkturerwartung gewinnt drei Punkte hinzu und weist damit -9,0 Zähler auf. Dennoch sehen die Verbraucher die deutsche Wirtschaft weiter klar im Abschwung. Dies belegt auch die Tatsache, dass im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres ein deutliches Minus von 33,6 Punkten zu Buche steht.
Nach wie vor ist das Risiko einer Rezession nach Einschätzung der Konsumenten nicht gebannt. Der Handelskonflikt mit den USA sowie die ungeklärte Frage, ob Großbritannien mit oder ohne Abkommen aus der EU austreten wird, betrifft vor allem die exportorientierten Unternehmen sowie deren Zulieferer, wird aber sicherlich auch auf die übrige Wirtschaft ausstrahlen.
Sollte die deutsche Wirtschaft nach dem Minus im zweiten Quartal auch in der Folgeperiode schrumpfen, wovon inzwischen viele Experten ausgehen, würde man von einer technischen Rezession sprechen.
Einkommenserwartung sinkt zum zweiten Mal in Folge
Nach den geringen Verlusten im Vormonat muss die Einkommenserwartung auch im September Einbußen hinnehmen. Der Indikator verliert 3,3 Zähler und weist nun 46,8 Punkte auf. Im Vorjahresvergleich ist das Minus nun auf acht Punkte angestiegen. Dennoch weist der Indikator nach wie vor ein überaus gutes Niveau auf.
Dieses gute Niveau auch künftig zu behaupten, wird in erster Linie von der weiteren Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt abhängen. Bislang zeigt er sich überaus stabil. Sollte sich die Beschäftigungssituation in den kommenden Monaten jedoch spürbar verschlechtern und die Arbeitslosigkeit wieder zunehmen, wird das den Einkommensindikator zusätzlich belasten und sein bislang gutes Niveau wäre nicht zu halten.
Anschaffungsneigung profitiert von EZB Entscheidung
Im Gegensatz zur Einkommenserwartung profitiert die Anschaffungsneigung von der jüngsten Entscheidung der EZB, die Geldpolitik noch weiter zu lockern. Der Indikator gewinnt gegenüber dem Vormonat 6,3 Zähler hinzu und klettert auf 55,1 Punkte.
Der Beschluss der EZB, den Zins für das Verwahren kurzfristig nicht benötigter Gelder der Geschäftsbanken von -0,4 auf -0,5 Prozent abzusenken sowie das Anleihekaufprogramm im Umfang von 20 Milliarden Euro monatlich wiederaufzunehmen, hat auf der einen Seite die Anschaffungsneigung klettern, auf der anderen Seite die Sparneigung auf den niedrigsten Stand seit April 2016 abrutschen lassen. Offenbar befürchten Konsumenten, dass die Geschäftsbanken künftig auch für Privatanleger einen Strafzins erheben könnten.
Konsumklima legt zu
Für Oktober zeigt das Konsumklima einen Wert von 9,9 Punkten und damit 0,2 Punkte mehr als im September. Damit kann das Konsumklima wieder zulegen. Vor allem der durch die EZB Entscheidung mit verursachte Anstieg der Anschaffungsneigung sowie der Einbruch bei der Sparneigung sorgen für diese positive Entwicklung. Somit bleiben die Voraussetzungen bestehen, dass die Binnennachfrage trotz der schwächelnden Weltkonjunktur eine wesentliche Stütze der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland bleiben kann. Ob dies nachhaltig ist, werden die kommenden Monate zeigen. Wenn der Arbeitsmarkt nicht stabil bleiben und ein spürbarer Anstieg der Arbeitslosigkeit drohen, würde das auch der Konsumkonjunktur einen deutlichen Dämpfer verpassen.