Vertreterrat - 30. März 2023

„Wir brauchen DATEV, DATEV braucht uns“

Die Herausforderungen an den steuerberatenden Berufsstand und damit die Anforderungen an DATEV sind hoch. Wir sprachen mit den Vertreterratsvorsitzenden Marcel Kruse, Volker Andres und Alexander Kempf über ihre Gremiumsarbeit, die Aufgaben für die Zukunft und über die Rolle von DATEV.

DATEV magazin: Seit Mitte 2022 engagieren Sie sich als Vorsitzende des Vertreterrats. Was hat Sie motiviert? Denn zunächst heißt das ja erst einmal mehr Arbeit und Aufwand.
VOLKER ANDRES: Ich bin jetzt 23 Jahre Steuerberater. Lange Jahre habe ich die Programme von DATEV nur kritisiert. Dann dachte ich, nur kritisieren geht nicht, du musst auch mitarbeiten, um etwas positiv zu verändern. Über den Vertreterrat hat man die Möglichkeit, Impulse zu geben und die Software täglich etwas besser zu machen.

MARCEL KRUSE: Und nach so langer Zeit sieht man tatsächlich positive Veränderungen: Das ist dann Bestätigung und Motivation zugleich.

Marcel Kruse

Wie nehmen Sie die Rolle der Gremien beziehungsweise Interessenvertretungen wahr?
MARCEL KRUSE: Der Aufsichtsrat, der Beirat und auch wir als Vertreterrat haben eine sehr wichtige Funktion innerhalb von DATEV und für den Berufsstand. Wir sorgen in Zusammenarbeit mit DATEV dafür, dass der Berufsstand eine Software bekommt, die ihn in seiner täglichen Arbeit unterstützt. Dazu begleiten wir Anwenderfragen, Fragen der Konzeption und Entwicklung zielgerichtet und genau.

VOLKER ANDRES: Die Gremien spielen eine wichtige Rolle. Wir im Vertreterrat sind die Übersetzer vom Berufsstand zu DATEV. Das Zusammenspiel mit Beirat und Aufsichtsrat klappt wirklich hervorragend. Wir können DATEV sagen, was wir brauchen, und haben das Gefühl, dass das angenommen wird.

Welche Rolle spielt DATEV für Sie bei der Bewältigung von Herausforderungen?
MARCEL KRUSE: DATEV-Software ist unser zentrales Arbeitsmittel. Bei der Umsetzung von gesetzlichen Änderungen kann man sich bedenkenlos auf DATEV verlassen. Zudem ermöglicht DATEV eine bessere digitale Zusammenarbeit mit unseren Mandanten, sodass wir unseren Kanzleialltag möglichst effizient gestalten können.

ALEXANDER KEMPF: Gerade während Corona war die Zusammenarbeit mit DATEV sehr wichtig. DATEV
hat schnell und sehr effektiv auf neue gesetzliche Regelungen reagiert und uns die entsprechenden Lösungen zur Verfügung gestellt. Auch wenn es einmal kurz gehakt hat, war DATEV sofort da und hat uns geholfen. Es ist unglaublich wichtig, auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren, damit DATEV uns die passenden Produkte zur Verfügung stellt. Wir brauchen DATEV, DATEV braucht uns. Wir müssen voneinander lernen, um den Berufsstand nach vorne zu bringen. Das ist extrem wichtig und das ist meine Aufgabe im Vertreterrat.

Sehen Sie Ihre Interessen von DATEV vertreten?
MARCEL KRUSE: In Zusammenarbeit mit Kammern und Verbänden ist DATEV als dritter Eckpfeiler eine wichtige Institution, um gerade beim Gesetzgeber in Berlin dafür zu sorgen, dass manche Änderung vielleicht nicht so kommt oder etwas abgemildert wird. Insofern sehe ich meine und die Interessen des Berufsstands sehr stark durch DATEV vertreten.

Was können Sie aus der Vertreterratsarbeit für Ihre Kanzleipraxis ableiten?
VOLKER ANDRES: Ein Vertreterrat sollte selbst die Programme und Anwendungen pilotieren und somit im Arbeitsalltag überprüfen, ob diese standhalten. Mit der Cloud-Entwicklung ist es noch einfacher geworden. Meine Mitarbeiter freuen sich immer, bei der Entwicklung relativ früh dabei zu sein und Lösungsmöglichkeiten zeitig auszuprobieren, die unter Umständen auch dem Mandanten schon zur Verfügung gestellt werden können. Ich verfolge gerne, wohin die Strategie geht, um zu überlegen, wie die Prozesse aussehen müssen.

MARCEL KRUSE: Die agile Arbeitsweise hat uns näher an die Software-Entwicklung gebracht – vom ersten Holzschnittmodell über weiteres Brainstorming und Ausarbeiten der Details bis zu den ersten MVP – den Minimum Viable Products. Beim Testen solcher Anwendungen können wir sehr früh Verbesserungsvorschläge anbringen. Wir haben uns allerdings auf die Fahnen geschrieben, nicht wie früher eine 100-Prozent-Lösung anzubieten, die jeden zufriedenstellt, sondern 80 Prozent der Anwendungsfälle abzudecken.

VOLKER ANDRES: Ein Beispiel: Wir haben im Vertreterrat die Anwendung Vermögensnachfolge kontrovers diskutiert. Ich war der Meinung, das Programm sei noch nicht marktreif. Wir haben es aber trotzdem rausgebracht. Jetzt hat das Programm einen Stand erreicht, der vielen Anwendern nutzt. Und die Weiterentwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Dennoch dauert es uns immer noch zu lange. Aber man muss natürlich den Technologiewandel berücksichtigen. Durch den Wandel von On-Premises in die Cloud steht DATEV vor einer riesigen Herausforderung.

Häufig wird der Vorwurf laut, es dauere zu lange, bis DATEV neue Programme auf den Markt bringt.
MARCEL KRUSE: Der Vorwurf ist teilweise berechtigt. Das liegt unter anderem an den gesetzlichen Änderungen, die prioritär zu bearbeiten sind. Was wäre schlimmer als eine falsche Umsatzsteuervoranmeldung oder Lohnabrechnung. Gleichzeitig ist es unbefriedigend, wenn der Wettbewerber die interessanteren Cloud-Lösungen hat. Und man stellt sich die Frage, warum DATEV die nicht hat, obwohl die nötigen Daten vorliegen. Jedoch haben sich die Entwicklungszyklen deutlich verschlankt und verkürzt. Es ist bisweilen schmerzhaft, zu sehen, dass etwas nicht umgesetzt wird, obwohl die Tools schon vorhanden sind. Doch gerade in der Portfolioentwicklung kommt es erst einmal darauf an, technologische Basisarbeit zu leisten. Zukünftige Änderungen werden dann schneller umgesetzt werden können.

ALEXANDER KEMPF: Es kommt derzeit einfach viel zusammen und kann nicht gleichzeitig bewältigt werden: Fachkräftemangel, Gesetzesflut, der Weg von On-Premises in die Cloud. Dafür habe ich Verständnis. Dennoch ist DATEV bemüht, schneller zu werden. DATEV muss auch schneller werden, weil wir dringend Programme brauchen, gerade im Lohn. Da ist noch Luft nach oben. Aber Wunder geschehen nicht sofort.

Alexander Kempf

Wohin muss die DATEV-Produktentwicklung gehen, damit die Mitglieder gut für die Zukunft aufgestellt sind?
ALEXANDER KEMPF: Die Produkte müssen so entwickelt sein, dass ein Kanzleimitarbeiter intuitiv mit diesen Programmen umgehen kann und sie müssen auch noch bezahlbar sein. Wir brauchen ein Preismodell, das bei unseren Mandanten nicht zu exorbitanten Preissteigerungen führt. Das wäre nicht durchsetzbar.

MARCEL KRUSE: Die Produktentwicklung passiert logischerweise in der Cloud, weil die On-Premises-Welt endlich ist. Zudem bietet die Cloud-Welt natürlich Vorteile, wie ortsunabhängiges Arbeiten und Zugriff auf verschiedene Datentöpfe. Wir müssen aber die Daten, die wir schon haben, viel besser nutzen, um auch andere Beratungsanlässe zu generieren.

Ist aus Ihrer Sicht DATEV ein guter und verlässlicher Partner für den Berufsstand, auch in der Zukunft?
MARCEL KRUSE: Für mich hat DATEV immer eine Vorreiterrolle gespielt und vorgedacht, was wir für den Berufsstand brauchen. Das ist nicht einfach, weil alles schnelllebig ist und sich ständig verändert. Bekommt solch ein großes Software-Haus die Probleme der Zukunft gelöst? Damit beschäftigen wir uns auch im Vertreterrat. Wir bohren nach und üben Kritik, damit die Entwicklung in die richtige Richtung geht. Die Portfolioentwicklung in die Cloud spielt hier eine zentrale Rolle. Für die Mitglieder ist entscheidend, dass DATEV als Vollsortimenter auch künftig den Arbeitsalltag erleichtern wird.

VOLKER ANDRES: Wir sehen DATEV als den großen Dampfer und die Marktplatzteilnehmer als Schnellboote, die nebenherfahren. Der Vertreterrat achtet darauf, dass DATEV auf Kurs bleibt. Die Herausforderung ist, jeden Steuerberater mitzunehmen. Gerade der Wandel von On-Premises-Produkten in die Cloud, die Veränderung von analogen in digitale Arbeitsweisen ist auch unsere Aufgabe im Vertreterrat.

Volker Andres

Welche Rolle spielt die Genossenschaft bei der Transformation des Berufsstands?
MARCEL KRUSE: DATEV spielt eine sehr zentrale Rolle. Das kann auch nicht anders sein, da DATEV hier Marktführer ist und sich als Digitalisierer der Steuerberater und der deutschen Unternehmerschaft betätigt.

VOLKER ANDRES: Die Rechtsform der Genossenschaft kommt uns natürlich zugute. DATEV ist nicht nur ein Software-Haus, sondern Partner auf Augenhöhe, der mich auch als kleiner Steuerberater auf dem Land unterstützt.

MARCEL KRUSE: In welchem großen Konzern kann ein normales Mitglied, ein Aktienbesitzer so viel Einfluss auf die Entwicklung und Ausgestaltung der Anwendung nehmen? Das ist in Deutschland ziemlich einzigartig.

Was haben Sie sich im Vertreterrat für die kommenden Monate vorgenommen?
VOLKER ANDRES: Die Kernaufgaben der Kanzleien werden sich künftig noch mehr verändern. Wir brauchen neue Dienstleistungen und Geschäftsfelder. Mit unserer Vertreterratsarbeit begleiten wir DATEV in den Entwicklungen der Programme in die Cloud, das heißt Automatisierungsservices und Zahlungsdienstleister im Rechnungswesen, Lohn und das Kanzleimanagement. Das werden wir zwar nicht innerhalb eines Jahres bewältigen können, aber wir legen jetzt die Basis dafür, was in Zukunft an Software herauskommen muss.

MARCEL KRUSE: Neben den strategischen Themen haben wir auch kleinere Beratungsaufträge, zum Beispiel die Umsetzung einzelner Steueranwendungen in die Cloud, Umsetzung gesetzlicher Themen im Lohn wie elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), Zusammenarbeit mit den Mandanten und Schnittstellen zu anderen Partnern, Ökosystemen und Plattformen, die uns in der täglichen Arbeit ein effizientes Arbeiten ermöglichen. Alles, was nicht mehr manuell gebucht werden muss, ist ein Effizienzgewinn.

Was muss man tun, um an den Geschicken der Genossenschaft beteiligt zu sein?
MARCEL KRUSE: Der Vertreterrat setzt sich aus Mitgliedern der Vertreterversammlung zusammen. Diese Vertreterversammlung wird 2024 neu gewählt, und man kann sich nominieren lassen und sich so beteiligen.

VOLKER ANDRES: Zusätzlich zu Beiträgen in der DATEV-Community oder Mitgliedereingaben kann mittlerweile jedes DATEV-Mitglied auch als Gast in Beratungsaufträgen mitwirken. Melden Sie sich gerne beim Vertreterrat.


Das sagt Alexander Kempf

Im Vertreterrat von DATEV können Steuerberater ihre Praxiserfahrung einbringen. Im Video berichtet Alexander Kempf, Stellvertretender Vertreterratsvorsitzender, wie er und seine Kanzlei das anspruchsvolle Jahr 2022 erlebt haben:

Das sagt Volker Andres

Das Jahr 2022 war anspruchsvoll für die Mitglieder von DATEV. Wie DATEV bei den Herausforderungen unterstützte, berichtet der Stellvertretende Vertreterratsvorsitzende , Volker Andres:

Das sagt Marcel Kruse

Die Zusammenarbeit von DATEV und den Vertreterräten ist deshalb so wertvoll, weil sie als Steuerberater ihre Praxiserfahrung einbringen. Hier berichtet Marcel Kruse, Vertreterratsvorsitzender, wie er und seine Kanzlei das anspruchsvolle Jahr 2022 erlebt haben:

Mitgestaltung Produktportfolio

Stellvertretender Vertreterratsvorsitzender Alexander Kempf spricht im Video darüber, wie er durch die Mitgestaltung des DATEV-Produktportfolio dazu beiträgt, dass die Genossenschaftsmitglieder gut für die Zukunft aufgestellt sind:

Mitgestaltung Produktportfolio – Teil 2

Vertreterratsvorsitzender Marcel Kruse und der Stellvertretende Vertreterratsvorsitzende Volker Andres  sprechen im Video darüber, wie sie durch die Mitgestaltung des DATEV-Produktportfolio dazu beiträgt, dass die Genossenschaftsmitglieder gut für die Zukunft aufgestellt sind:

Was bedeutet DATEV für den Berufsstand?

Warum DATEV auch in Zukunft der beste Partner für die Berufsbranche der Steuerberater ist, erläutern die beiden Vertreterratsvorsitzenden Marcel Kruse und Volker Andres im Interview:

Mehr dazu

In der kommenden Ausgabe sprechen Marcel Kruse, Volker Andres und Alexander Kempf darüber, wie sich die Zusammenarbeit vom Vertreterrat und DATEV in den vergangenen Jahren verändert hat und welche Rolle die Prozessverantwortlichen, Kompetenzteams und Product Owner bei der Produktentwicklung spielen.

Zu den Autoren

Kerstin Putschke

Chefredakteurin DATEV magazin

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Birgit Schnee

Redaktion DATEV magazin

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