DATEV-Kanzlei-Börse - 29. September 2022

Der Nächste, bitte!

Die eigene Kanzlei ist ein Lebenswerk, sie herzugeben, eine Richtungsentscheidung. Die eigenen Kinder treten die Nachfolge an. Verdientes Personal übernimmt das Ruder. Oder eine frühzeitig eingegangene Partnerschaft sorgt dafür, dass der Übergang reibungslos vonstattengeht. Wo die Zukunft einer Kanzlei noch offen ist, bringt die DATEV-Kanzlei-Börse die zusammen, die eine Kanzlei suchen oder abgeben möchten. Und das bereits seit mehr als zehn Jahren. Zum 1. September 2022 wurde sie runderneuert.

Die wirtschaftliche Förderung der Mitglieder liegt DATEV am Herzen. Mehr noch: Sie ist der eigentliche Zweck der Genossenschaft. So steht es in der Satzung geschrieben. Die Mitglieder werden im Zusammenhang mit ihrer beruflichen Tätigkeit unterstützt. Neben der Erbringung von Leistungen der Datenverarbeitung, der Telekommunikation, der Entwicklung und der Bereitstellung von EDV-Systemen – wie es im Satzungstext etwas gespreizt heißt – schließt dies auch die Erbringung von Dienstleistungen und Nebenleistungen ein. Die Kanzleibörse ist eine solche Dienstleistung. Mit ihr wird DATEV auch dem genossenschaftlichen Auftrag gerecht, die Mitglieder wirtschaftlich zu fördern – weil sich DATEV mit ihr darum kümmert, dass Kanzleien am Markt bleiben und übernommen werden können. DATEV-CMO Prof. Dr. Peter Krug und mit ihm der gesamte Vorstand sehen die Chancen, die eine Kanzleibörse für den Berufsstand bereithält. „Uns als Genossenschaft ist es eine Herzensangelegenheit, dass die Übergabe einer Kanzlei an vertrauenswürdige und engagierte Nachfolgerinnen und Nachfolger gut geplant und vertrauensvoll organisiert wird“, so Prof. Dr. Peter Krug. „In gleicher Weise sollen Existenzgründer genau die Kanzlei finden, die ihren Bedürfnissen und ihrer fachlichen Expertise entspricht, um Mandanten optimal zu beraten.“ Aus diesem Grund freue er sich sehr über die Modernisierung der DATEV Kanzleibörse. „Wir machen hier was richtig Gutes für die Kanzleien!“

Die neue Kanzleibörse

Die neue Kanzleibörse ist im Wesentlichen eine Weiterentwicklung der Anwendung, die es bereits seit zwölf Jahren gibt. Diese Weiterentwicklung war nötig, weil die Börse sowohl technisch als auch funktional nicht mehr den Anforderungen unserer Kunden entsprach. Der Grundgedanke ist derselbe. Steuerberater haben sich mit ihrer Kanzlei einen gewissen Wert erarbeitet. Wenn sie die Nachfolge noch nicht anderweitig geregelt haben, können sie über die Börse junge Berufskollegen suchen, die ihrerseits willens sind, eine ausgeschriebene Kanzlei zu übernehmen. All das war bislang auch schon möglich, nur war es bei der alten Börse etwas mühsamer. Der Schuh drückte vor allem bei der Profilverwaltung und dem Matching. Seit dem 1. September läuft es erheblich komfortabler. Das Profil ist jederzeit von der Kanzlei editierbar und das Matching wird transparent in der Anwendung dargestellt. Die Technik im Hintergrund wurde ebenfalls automatisiert. Was noch? Umgesetzte Wünsche von Kunden: ein mobiler Zugriff und die Möglichkeit, Gesuche zu erstellen.

Auf dem Weg in die Kanzleibörse

Wer sich in die neue Kanzleibörse klickt, findet neben der Suchmaske ein Bild mit einem älteren Herrn im Anzug, vor ihm eine jüngere Frau. Beide sitzen in einem Büro an einem Tisch mit Unterlagen in ein Gespräch vertieft. Die Bildsprache erschließt sich auf Anhieb: Hier wird der Staffelstab an die junge Generation weitergereicht. In der Suchmaske kann jeder sofort loslegen. Wonach wird gesucht? Angebot oder Gesuch? Und auch konkreter: einer Gesamtveräußerung, einem Partner oder dem Kauf eines Mandantenstamms? Die Suche lässt sich auf eine bestimmte Postleitzahl einschränken. In der Maske kann jetzt auch sofort ein Inserat erstellt werden. Die Suche liefert erst einmal jedem, der sie auslöst, ein Ergebnis. An dieser Stelle können die Nutzer noch einmal überlegen, ob sie hier fündig zu werden glauben. Erst wer anschließend eine Aktion ausführen möchte, muss sich registrieren. Die Registrierung ist denkbar einfach: E-Mail und Kennwort. Dann muss man nur noch den Vertrag lesen und zustimmen und ist drin in der Börse. Ganz ohne SmartCard. Jetzt sollte man ein möglichst aussagekräftiges Profil mit seinen Vorstellungen und Wünschen ausfüllen. Die in der Börse aktiven Nutzer entscheiden selbst, wie viele Postleitzahlstellen sie freigeben. Ausgefeilte Suchkriterien, wie Software-Nutzung einer Kanzlei, Label Digitale DATEV-Kanzlei, Website, und die Möglichkeit, Freitext einzugeben, erleichtern die Profi­lerstellung. Das Ganze ist dann auch sofort online. Ob man dabei offen mit seinem Klarnamen oder pseudonymisiert vorgeht, bleibt jedem selbst überlassen. Möglich ist bei­des. Alle Gesuche und Angebote sind über ein Dashboard einsehbar und übersichtlich zu verwalten. Es gibt eine Sta­tusanzeige, eine Merkliste und ein Mitteilungssystem. Man kann direkt aus der Anwendung heraus Kontakt aufneh­men.

Beteiligungen im Fokus

„Wir gehen davon aus, dass überwiegend Beteiligungen angeboten werden, weil selten alles auf einmal verkauft wird“, erklärt Christian Pabst, der zusammen mit seinem Kollegen Tom Rogall bei DATEV die neue Börse mit entwi­ckelt hat. „Die alte Börse hatte eher den Kauf im Blick, in der neuen fokussieren wir die Beteiligung“, so Christian Pabst weiter. Das sei der realistischere Weg: „Man kommt zusammen, baut Vertrauen auf und übergibt erst am Ende dieses Prozesses die gesamte Kanzlei.“ Da das Entwick­lungsteam überzeugt ist, dass die jüngere Zielgruppe vor allem mit dem Smartphone sucht, läuft die Anwendung auch problemlos auf jedem mobilen Endgerät. Die Kanz­leibörse steht nicht nur DATEV-Mitgliedern zur Verfü­gung. Die einzige Voraussetzung: Man muss dem Berufs­stand angehören, also Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwalt sein. Bei Kanzleien, die nicht Mitglied der Genossenschaft sind, wird diese Voraussetzung über den Kammerausweis bei der Kammer geprüft, bei DATEV-Mitgliedern über die Beraternummer.

In der alten Kanzleibörse gab es zuletzt 700 angemeldete Nutzer. Wie viele Kanzleien über die Börse vermittelt wurden, kann man nicht sagen. Es wird nicht getrackt. In der neuen Börse gibt es die Möglichkeit, freiwillig Feed­back über Erfolg oder Misserfolg auf der Börse zu geben. Schätzungen zufolge gibt es im deutschen Markt 16.000 Kanzleien, für die eine solche Börse interessant sein könnte. „Bei DATEV haben wir ungefähr 5.000 Kanzleien, die sich mit diesem Thema beschäftigen“, sagt Pabst. „Es wäre schön, wenn sie alle auf die Börse kämen. Das ist das Ziel.“

Mehr dazu:

unter www.datev.de/kanzleiboerse

Zum Autor

Dietmar Zeilinger

Redaktion DATEV magazin

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