50 Jahre DATEV in Hamburg - 15. November 2021

Als DATEV Nürnberg entwuchs

1971 gründete DATEV die ersten Niederlassungen außerhalb Nürnbergs – damals noch als Informationsbüros. Eine kleine Zeitreise anlässlich der aktuell laufenden 50-Jahr-Feiern.

Wie anders die Welt vor 50 Jahren war, lässt sich an vielerlei Beispielen verdeutlichen. Während in der alten Bundesrepublik Willy Brandt regierte, erklomm in der damaligen DDR Erich Honecker die Spitze des Staates. Deutscher Fußballmeister wurde Borussia Mönchengladbach. 1971 wurde die weltweit erste Mail versendet und in Ägypten der Assuan-Staudamm eröffnet. Der Liter Normalbenzin kostete im Schnitt 0,58 DM (also umgerechnet 30 Cent). Roy Black und Anita sangen davon, wie schön es ist, auf der Welt zu sein. Bei den damaligen Benzinpreisen ja auch kein Wunder.

Einladungsschreiben zur Eröffnung 1971

Wie anders die Welt im Jahr 1971 war, lässt sich aber auch anhand von Sprache verdeutlichen. Das Wort des Jahres zum Beispiel lautete ‚aufmüpfig‘. Und auch bei DATEV lasen sich offizielle Schreiben damals noch etwas anders als heute. Wir zitieren aus einem Rundschreiben, datiert auf den 29. Juli 1971 und unterschrieben von DATEV-Gründungsvater und damaligen Vorstandsvorsitzenden Dr. Heinz Sebiger:

Sehr verehrte Frau Kollegin,

sehr verehrter Herr Kollege,

unmittelbar vor der Sommerpause freuen wir uns, Ihnen noch über zwei wichtige Neuerungen berichten zu können, nämlich über die Verarbeitung des Klarschriftstreifens und über die Besetzung unserer Informationsbüros. […] Wir haben Ihnen über die Absicht, in fünf Städten Deutschlands DATEV-Informationsbüros für unsere Genossen einzurichten, schon berichtet. Die Arbeiten sind nun soweit gediehen, daß wir in Kürze die praktische Tätigkeit wie folgt werden aufnehmen können…

Es folgte eine Auflistung der fünf ersten DATEV-Standorte außerhalb Nürnbergs – in Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart. Ziel dieses Expansionsschritts war es damals, „durch diese Einrichtungen einen noch engeren Kontakt zu unseren Genossen zu erhalten“.

Aus den ursprünglich fünf DATEV-Informationsbüros, später umfirmiert in DATEV-Informationszentren (DIZ), sind mittlerweile mehr als 20 Niederlassungen in allen Ecken Deutschlands geworden, von Kiel bis Freiburg, von Koblenz bis Dresden.

Die Niederlassungen als Sinnesorgane der DATEV

Gerne wird behauptet, das Rechenzentrum sei die Herzkammer der DATEV und die Nürnberger Zentrale – von den Kolleginnen und Kollegen aus den Niederlassungen gerne liebevoll-ironisch als ‚Mutterschiff‘ bezeichnet – das Hirn. Wenn dem so ist, dann decken die Niederlassungen mit den dort beschäftigten Mitarbeitenden heute einen Großteil der Sinneswahrnehmungen unserer Genossenschaft ab. Sie sind – gemeinsam mit einigen anderen Kolleginnen und Kollegen wie jenen aus dem Service – das Ohr am Kunden, die das Gespür für den Markt, für die Bedürfnisse und Anforderungen unserer Mitglieder nach Nürnberg tragen. Sie sind es, die vor Ort in den Kanzleien Ratschläge geben und auch mal selbst anpacken, um zu unterstützen. Sie sind es, die DATEV hinaustragen bis in die entlegensten Winkel dieses Landes. Sie sind es, die sich die Probleme, manchmal auch die Unzufriedenheit mit, die Enttäuschung über und die Wut auf DATEV anhören, die trösten, Hoffnung spenden, aufbauen und neue Optionen aufzeigen müssen – und das gerne tun. Die Niederlassungen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind formal zwar Angestellte bei DATEV – verstehen sich aber eher als Partner auf Augenhöhe unserer Mitglieder und Kunden, als Ideen- und Impulsgeber für deren Entwicklung, neudeutsch würde man sagen als ‚partner in crime‘. Keine Frage: Nürnberg vor 50 Jahren zu entwachsen, war eine der wegweisenden Marker in der DATEV-Geschichte und für unsere Mitglieder.

Die ersten fünf Niederlassungen, die im Herbst 1971 ihren Dienst aufnahmen, feiern in diesen Tagen ihren 50. Geburtstag. Den Auftakt der Feierlichkeiten machte Hamburg. Unter 2G-Corona-Bedingungen fanden sich rund 200 geladene Gäste, die meisten davon Mitglieder der Genossenschaft, aber auch Vertreter von Kammern und Verbänden sowie von Partnern, im Panoramadeck des Emporio-Towers ein, um von dort aus nicht nur einen atemberaubenden Blick über die Hansestadt zu erlangen, sondern auch dem bunten Programm beizuwohnen. 

Zeitungsanzeige 1971

Blick zurück und zur DATEV-Niederlassung der Zukunft

Zu Beginn blickte Niederlassungsleiterin Elisabeth Schönfeld zurück auf die vergangenen 50 Jahre, in denen auch die Niederlassung Hamburg große Projekte und Themen stemmen musste – beispielsweise die Wiedervereinigung mit ihren Folgen für den Berufsstand, das Millennium, die SEPA-Einführung, die Währungsumstellung und nicht zuletzt die Corona-Pandemie. Nach diesem Blick in den Rückspiegel öffnete Elisabeth Schönfeld den anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern den Vorhang zur Zukunft nicht nur der Hamburger, sondern aller DATEV-Niederlassungen. Im Rahmen des Projekts „Niederlassung der Zukunft“ sollen unsere Standorte ausgebaut werden zu Begegnungs-, Arbeits- und Austauschstätten nicht nur für DATEV-Mitarbeitende, sondern auch für Mitglieder, Partner und Kunden. Mehr zu diesen Plänen veröffentlichen wir in Kürze.

Exponentielle Entwicklung vs. lineares Denken

Nach den Ausführungen von Elisabeth Schönfeld betrat Prof. Dr. Peter Krug, seit Juli Chief Markets Officer von DATEV, die Bühne. Er blickte in seinem Vortrag auf die Zukunftsausrichtung der DATEV und auf die Zukunft des Berufsstands. Nun lassen sich 45-minütige Vorträge schlecht in wenigen Zeilen zusammenfassen für all jene, die nicht dabei waren. Und wir vollen an dieser Stelle auch nicht zu viel vorwegnehmen für all jene, die noch den kommenden Jubiläumsfeiern in Düsseldorf, Stuttgart und Frankfurt beiwohnen werden. Deshalb nehmen wir nur zwei Denkanstöße von Prof. Dr. Peter Krug auf, über die jeder selbst kurz nachdenken kann.

„Wir wollen in Zukunft unsere Kunden nicht mehr befragen, sondern deren Verhalten beobachten, um für uns zu lernen und unsere Lösungen passgenauer auf unsere Kunden abzustimmen. Überlegen Sie mal selbst, wann Sie zuletzt von Google oder Amazon zu einer Befragung eingeladen wurden. Genau.“

„Eine Herausforderung besteht darin, dass wir in einer exponentiellen Welt leben. Denken Sie nur mal an die Errungenschaften und die Schnelligkeit der technologischen Entwicklungen der vergangenen zehn, 20 Jahre zurück, denken Sie an Smartphones, denken Sie an globale Vernetzung und vieles mehr. Das Problem in dieser exponentiellen Welt ist, dass wir Menschen nicht exponentiell denken können. Wir können nur linear denken. Von daher ist es unmöglich, Vorhersagen für die nächsten fünf oder zehn Jahre zu treffen.“

Im Anschluss an diese Ausführungen unterhielt das Hamburger Kabarett-Duo Nils Loenicker und Jan-Peter Petersen von Alma Hoppes Lustspielhaus mit ihrem aktuellen, frisch satire-geimpften Programm ‚macht aktiv‘ die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Es ist Hamburgern und Besuchern Hamburgs dringend geraten, eine der kommenden Vorstellungen der beiden zu besuchen. Zwei kleine Appetitanreger für einen solchen Besuch sollen an dieser Stelle erwähnt sein:

In dem Programm erfährt man, mit welch unterschiedlichen Blickwinkeln Italiener, Chinesen, Europäer, Afrikaner und US-Amerikaner auf den eigentlich recht simplen Satz im Rahmen einer UNO-Befragung „Was ist Ihre ehrliche Meinung zum Thema ‚Knappheit von Lebensmitteln im Rest der Welt‘?“ blicken. Außerdem werben Petersen und Loenicker für einen optimistischen Blick aufs Leben, in dem sie Ihr Publikum auffordern: „Wenn euch ein Vogel auf den Kopf kackt, seid froh, dass Kühe nicht fliegen können.“

Nach den Rahmenprogramm kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem kurzweiligen Get Together zusammen, diskutierten, tauschten sich aus und feierten mit Travestie-Künstlerin Liz Fabray noch eine Geburtstagssause.

Erinnerungen an die CeBIT

Ortswechsel. Hannover. Kaum ein Standort außerhalb Nürnbergs ist so eng mit DATEV verbunden wie die Stadt an der Leine. Der Grund dafür heißt Centrum für Büroautomation, Informationstechnologie und Telekommunikation, kurz und besser bekannt als CeBIT. Die IT-Messe, die erstmals 1986 und letztmals 2017 stattfand, war über fast 30 Jahre lang einer der wichtigsten Treffpunkte von DATEV, den Mitgliedern, Partnern, Mandanten sowie Vertretern von Kammern und Verbänden. Dieses großes come together fehlt, und so ist die Geburtstagsfeier der Niederlassung Hannover eine gute Gelegenheit, sich mal wieder zu sehen. Eine Gelegenheit, die sich viele nicht entgehen lassen und die auch in Sachen Location Erinnerungen an die CeBIT wachwerden lässt. Die Jubiläumsfeier findet nämlich im Expowal unweit des Messegeländes statt, wo auch die eine oder andere CeBIT-Party gefeiert wurde.

Im Gegensatz zur Feier in Hamburg lotst in Hannover ein externer Moderator durch das Rahmenprogramm. Der Comedian und Improvisationskünstler Sascha Korf bezieht nicht nur die Teilnehmenden mit ein, sondern versucht auf lustige Art und Weise auch, dem einen oder anderen anwesenden Steuerberater neue Steuerfachangestellte zu verschaffen.

Niederlassungsleiter Stefan Seidel stellt derweil ‚seine‘ Niederlassung vor. Deren 40 Mitarbeitende betreuen rund 1.800 Kanzleien und schulen jährlich etwa 1.000 Seminarteilnehmer. Neben DATEV-CMO Prof. Dr. Peter Krug richten auch Carsten Schulz, Vizepräsident der Steuerberaterkammer Niedersachsen, und Sven Heißenberg vom Steuerberaterverband Niedersachsen/Sachsen-Anhalt Grußworte an die Niederlassung Hannover und betonen dabei die jederzeit gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Und wie es so ist, mit diesen Nachberichten: Sie geben bestenfalls fünf Prozent der Erfahrungen einer solchen Veranstaltung wider, wesentliche Erkenntnisse entstehen sowieso in den Tisch- und Raucherpausengesprächen und bleiben damit unter vier, sechs, acht oder auch ein paar mehr Augen. Zu diskutieren gibt es nach rund 1,5 Jahren Videokonferenzmarathon mithin genug – die Freude, sich endlich wieder persönlich sehen zu können, ist spürbar an den beiden Abenden. Ein paar Eindrücke vermittelt unsere Bildergalerie.

Zum Autor

TG
Thomas Günther

Redaktion DATEV magazin

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