Nachhaltigkeit - 24. Juni 2021

Unterm Strich grün

Unternehmen wollen im Kern ihre wirtschaftliche Leistung ausbauen. Wer heute langfristiges Wachstum sicherstellen möchte, muss nicht nur qualitativ hochwertige Produkte oder Dienstleistungen liefern, sondern Umwelt und Nachhaltigkeitsfaktoren in die Wirtschaftlichkeit einbeziehen. Zunehmend wird deutlich, dass die Bewahrung der natürlichen Ressourcen und eine motivierte Belegschaft Garanten für einen dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg sind.

Das ökologische Gewissen der Gesellschaft wächst, und damit das Bewusstsein, dass natürliche Ressourcen endlich sind. Statt Mindestlohn rückt zudem eine lebenswürdige Entlohnung für geleistete Arbeit immer stärker in den Fokus. Für Unternehmen bedeutet dies künftig, Prozesse neu zu denken – und zwar so, dass ökonomische, soziale und ökologische Faktoren gleichermaßen berücksichtigt werden können, die sogenannte Triple Bottom Line (TBL). Eine nachhaltige Wertschöpfung durch unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility) wird somit zur großen wirtschaftlichen Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Übernommen aus dem Englischen bezeichnet die Bottom Line bei der Bilanzierung das, was unterm Strich rauskommt – also den Profit. Bei der TBL stellt sich der Unternehmenserfolg neben der Wirtschaftlichkeit auf zwei weitere große Säulen, nämlich das Sozial- und das Umwelt- oder Naturkapital. Nachhaltige Unternehmen messen den Erfolg anhand aller drei Kategorien: Ökonomie, Ökologie und Soziales zu gleichen Teilen. Sie gelten langfristig als erfolgreicher und auch als innovativer. Ebenso auf politischer Ebene ist Nachhaltigkeit längst zum Fokusthema avanciert: Mit dem European Green Deal setzt auch die EU in puncto Klimaschutz ein klares Zeichen: Bis spätestens 2050 soll Europa klimaneutral werden. Dazu sollen Investitionen von einer Billion Euro angeschoben werden, um wirtschaftliche Prosperität mit Klimaschutz in Einklang zu bringen. Vom Ziel einer nachhaltigen Finanzwirtschaft (Sustainable Finance) spricht auch die deutsche Bundesregierung. So wurde auf nationaler Ebene beispielsweise ein Sustainable-Finance-Beirat gegründet, bei dem die Bundesbank eine Beobachterrolle einnimmt. Dabei kooperiert sie eng mit den zuständigen Stellen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), mit der sie gemeinsam ein Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken veröffentlicht hat. Durch Nachhaltigkeit ökonomisch erfolgreicher Beim Stichwort Nachhaltigkeit denken viele sicher zuerst an ökologische sowie soziale Aspekte, vergessen jedoch häufig, dass die ökonomische Komponente Spielräume für Investitionen schaffen kann. Nachhaltiges Wirtschaften im Einklang mit unternehmerischer Verantwortung ist am langfristigen Erfolg ausgerichtet und die Grundvoraussetzung für prozessoptimiertes und ressourcenschonendes Arbeiten und natürlich umgekehrt: Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften, sind auch dauerhaft erfolgreicher. Nicht erst, seitdem das Thema auch im gesellschaftlichen und politischen Diskurs Fahrt aufgenommen hat, setzt DATEV auf Corporate Responsibility im Sinne der Triple Bottom Line. Der genossenschaftliche Auftrag, die Zukunftsfähigkeit der Mitglieder zu sichern – festgehalten in der Satzung –, strebt bereits allein durch seine Ausrichtung in diese Richtung. Seit 2001 wird das Handeln von DATEV durch Nachhaltigkeitsleitlinien geprägt. Und nun ist Nachhaltigkeit offiziell im Strategiesystem der Unternehmenssteuerung verankert. Ein Quantensprung und klares Differenzierungsmerkmal, das deutliche Wettbewerbsvorteile bieten kann, gerade auch für die Mitglieder, denn Mandantinnen und Mandanten werden sich zukünftig verstärkt Beratung zu nachhaltigen Themen von ihren Steuerberatungskanzleien wünschen. Insofern ergibt es doppelt Sinn, sich bereits in der eigenen Kanzlei mit den Facetten sowie Chancen und Risiken auseinanderzusetzen, um selbst wiederum gut, solide und vor allem glaubwürdig beraten zu können.

Am Earth Overshoot Day hat die Menschheit alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres wiederherstellen und damit nachhaltig zur Verfügung stellen kann. Dieses Jahr wird er pandemiebedingt weltweit am 22. August stattfinden. In Deutschland war er bereits am 5. Mai.

DAS HEISST AUCH: Die Weltbevölkerung lebt in diesem Jahr an 131 Tagen über ihrem Ressourcenlimit.

Nachhaltige Produkte und Innovationen

Praktisch gesehen gehen Nachhaltigkeit und Digitalisierung Hand in Hand, zumindest größtenteils. Ein Mehr an Digitalisierung bringt ein Stück Dematerialisierung, indem Papier, Verpackungsmaterial und Logistik wegfallen. Aber sie fordert auch mehr Strom und Hardware. DATEV versucht, diesem Problem beispielsweise durch Green-IT-Maßnahmen oder der energieeffizienten Planung des neuen Rechenzentrums zu begegnen. Weitere nachhaltige Produkte und Innovationen sind geplant. Impulse für New Work mitnehmen Neben der digitalen Transformation liegt der Fokus von Unternehmen inzwischen verstärkt auf den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und kommt deren Potenzialen und Bedürfnissen entgegen, indem sie unterschiedliche Strukturen wie flexible Arbeitszeiten und -orte, agiles Arbeiten, Kollaboration oder kreative Arbeitsmethoden anbieten, auch genannt New Work. Das macht vieles einfacher, wie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben oder die generelle Flexibilität, in unterschiedlichen Stadien des Lebens so arbeiten zu können, wie es gerade passt. Der Job wird ins Leben integriert – und nicht mehr umgekehrt. Auch das ist Corporate Responsibility, denn Unternehmen, die sich sozialer gestalten, profitieren ebenfalls von ökonomischen Gesichtspunkten: Die Beschäftigten arbeiten motivierter, bleiben dem Arbeitgeber treu und sind seltener krank – alles Aspekte, die sich positiv auf die Arbeitgeberattraktivität auswirken und damit Kosten reduzieren.

Für Mitarbeiter und Gesellschaft

Soziale Nachhaltigkeit nimmt den Menschen in der Organisation und dessen Bedürfnisse in den Mittelpunkt – sowohl bei DATEV als auch ihren Mitgliedern. Es geht darum, einen Rahmen zu geben, damit die Beschäftigten ihre Leistungsfähigkeit und Talente voll entfalten können und außerdem noch motiviert und gerne arbeiten. Dazu gehören Themen und Angebote rund um die Gesundheit, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie Mobilitätsangebote, wie die Bezuschussung des öffentlichen Nahverkehrs oder das Bikeleasing-Angebot, aber auch mobile Arbeitsplatzstrategien. Wichtig ist, die Aktivitäten strategisch aufzusetzen und langfristig anzulegen – nachhaltig eben. Auch Zertifizierungsmaßnahmen wie das Audit berufundfamilie® können bei der Orientierung helfen, indem aus den Zielen konkrete Handlungsempfehlungen und messbare Größen abgeleitet werden können, wie beispielsweise Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt in der Führung, etwa durch Topsharing – eine Maßnahme, die nicht nur für Frauen eine Rolle spielt. Aspekte wie Inklusion oder Diversity sind längst in der Unternehmensmitte von DATEV angekommen – einen großen Anteil daran haben die zahlreichen Mitarbeiterinitiativen, genannt Communitys of Practice (CoP). Denn, auch wenn das Thema Nachhaltigkeit Managementaufgabe ist, die von oben nach unten im Unternehmen kommuniziert und begleitet wird, ist eine praktische Umsetzung ohne die Unterstützung der Mitarbeiter nicht möglich.

Ziel: klimaneutral

DATEV hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu werden. Um das zu erreichen, beschäftigt sich ein eigener Klimaarbeitskreis intensiv mit der Frage, wie die Klimaneutralität in den nächsten neun Jahren auf die Beine gestellt werden kann. Dies betrifft Bereiche wie Strom, Wärme oder indirekte Emissionen, wie beispielsweise das Fliegen oder den Fuhrpark. Außerdem gehört die Reduktion von Papier- und Hardware dazu. Entscheidend ist die Verpflichtungserklärung des Vorstands, die sich letztlich auch in jenen Ressourcen widerspiegelt, die zur Verfügung gestellt werden. Was die Mobilitätsstrategie der DATEV angeht, setzt das Unternehmen auf Mitarbeitereinbezug, um gemeinsam einen guten Weg zu gehen, der allen die Flexibilität schenken wird, die beste Form für eine gute Produktivität und gute Leistung zu finden. Mobilitätsangebote wie das Firmenabo oder Bikeleasing stärken die Arbeitgeberattraktivität und werden auch gut angenommen. Derzeit nutzen knapp 1.900 Mitarbeiter das Bikeleasing-Angebot der DATEV und rund 2.000 das Abo des öffentlichen Nahverkehrs (Corona-bedingt deutlich weniger als im Vorjahr).

Verantwortung durch Transparenz

Die neue Ausrichtung mit der Integration der Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie sorgt dafür, dass nachhaltiges Handeln und Wirtschaften noch mehr mit dem Geschäftsmodell der DATEV verschmolzen wird. Eine ehrliche, offene Kommunikation ist hier entscheidend, um kein Greenwashing zu betreiben, sondern wirklich etwas zu bewirken. Die Triple Bottom Line ist und bleibt die Basis unternehmerischen Handelns, nun offiziell verankert im Strategiesystem.

MEHR DAZU

Alles zum Thema Corporate Responsibility finden Sie unter www.datev.de/nachhaltigkeit

DATEV hat sich freiwillig dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex verpflichtet.

Zur Autorin

Astrid Schmitt

Redaktion DATEV magazin

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