Sprunginnovationen - 19. Februar 2021

Wie radikal innovativ sind deutsche Unternehmen?

DIHK, Mitteilung vom 18.02.2021

Die mRNA-Impfstoffe gehören zu den größten Hoffnungsträgern im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Nicht zuletzt auch wegen der schnellen Produktionszeit könnte diese neue Technologie die Pharmabranche revolutionieren – und damit zur Sprunginnovation werden.

Sprunginnovationen sind grundlegend neue Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle, die vom Markt aufgenommen werden, neue Bedarfe schaffen und Wettbewerbskonstellationen verändern können. Hierzulande gibt es viele innovative Unternehmen, die erfolgreich bestehende Produkte oder Verfahren verbessern, also schrittweise innovieren. Treiber von Innovation ist die Industrie, die rund 85 Prozent der privaten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung stemmt.

Die Wirtschaft ist also innovativ, aber sind ihre Neuerungen auch disruptiv, sind es also Sprunginnovationen? Eine vom DIHK in Auftrag gegebene Studie widmet sich der Frage, wie es um die Fähigkeit deutscher Unternehmen bestellt ist, solche Neuerungen hervorzubringen.

Nicht jede Innovation ist öffentlich sichtbar

Wenn die Nachfrage des Marktes nach einem Produkt sprunghaft ansteigt und bestehende Anbieter verdrängt werden, entsteht die sog. Disruption – eine „kreativ-zerstörerische“ Kraft, die alte Geschäftsmodelle oder Technologien ersetzt. Externe Schocks wie etwa die Corona-Krise können solche marktverändernden Prozesse befördern. In Gesprächen mit mehr als 70 hochinnovativen Unternehmerinnen und Unternehmern belegt die Studie, dass solche disruptiven Neuerungen deutlich häufiger vorkommen als bisher angenommen. 64 Prozent der Innovatoren berichteten von einer schlagartig gestiegenen Nachfrage.

Demnach sind Sprunginnovationen zwar ein häufiges Phänomen und keine seltene Ausnahme. Allerdings findet die Disruption in hochspezialisierten Beziehungen mit anderen Firmen statt. Diese sog. B2B-Märkte sind keine Massenmärkte, die das Erleben der Konsumenten verändern, sie beeinflussen vielmehr die Gewohnheiten von Produzenten. Sprunginnovationen sind daher in der Öffentlichkeit nicht so präsent, wie ihre Bedeutung es vermuten ließe. Den Kunden der Innovatoren sind sie hingegen sehr wohl bewusst.

Gerade forschende Unternehmen bringen bahnbrechend Neues auf den Weg

Die Studie zeigt auch, dass sich radikale Innovatoren deutlich von solchen Betrieben unterscheiden, die Neuerungen vor allem schrittweise umsetzen. Meist handelt es sich um forschende Unternehmer mit einem hohen akademischen Bildungsgrad, die über Labore oder Werkstätten verfügen. Sie sind eng mit der Wissenschaft vernetzt und beliefern Pioniermärkte sowie frühe Anwender. Dagegen erzielen schrittweise vorgehende Unternehmen einen höheren Umsatz und beschäftigen mehr Mitarbeiter als die radikal-innovativen Firmen, da sie die Konsumenten in der Breite bedienen.

Unterstützung für innovative Unternehmen

Die vom Bund 2019 gegründete Agentur für Sprunginnovationen (SPRIND) ist ein wichtiger Partner für Unternehmen, die Märkte umkrempeln wollen: Ihr Auftrag ist es, vielversprechende risikobehaftete Innovationen zu finden und zu unterstützen. Die neue Studie liefert hierzu unter anderem den Vorschlag, öffentlichkeitswirksame Formate wie Preise, Roadshows, Veranstaltungen oder Podcasts zu nutzen, um das vielfältige Potenzial radikaler Innovatoren einer breiteren Öffentlichkeit aufzuzeigen.

Wertvolle Hilfestellungen erhalten innovative Unternehmen auch bei den Industrie- und Handelskammern – sei es bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten, beim Netzwerken oder bei Patentsprechtagen: Mit über 13.000 Gesprächen zur Innovationsberatung und mehr als 1.500 thematischen Veranstaltungen pro Jahr bietet die IHK-Organisation eine erste Anlaufstelle für innovationsfreudige Unternehmen – in Pandemiezeiten auch online.

Quelle: DIHK