Kanzleimarketing - 19. November 2020

Als Kanzlei zur Marke werden

Coca-Cola, Telekom, adidas – diese Marken sind weltbekannt. Allerdings war auch das nicht von Anbeginn so. Sie mussten sich erst über die Zeit entwickeln, um so präsent zu sein, wie es heute der Fall ist. Jedes Unternehmen, und damit auch jede Kanzlei, hat die Möglichkeit, zu einer Marke zu werden. Doch was bringt das überhaupt und wie fängt man an?

Von Amazon-Gründer Jeff Bezos stammt der Satz: „Eine Marke ist das, was andere über einen sagen, wenn man den Raum verlässt.“ Das heißt auch, wie andere das eigene Unternehmen wahrnehmen. Damit ist das erste Ziel einer Marke, überhaupt in das Bewusstsein der anderen zu gelangen. Das zweite Ziel ist demnach, dass die Wahrnehmung der Marke positiv besetzt ist. Wer sich als Marke versteht und diese entsprechend professionell führt, wird mehr Erfolg haben als die Wettbewerber. Dabei wirkt all das auf die Wahrnehmung ein, was man als Kanzleiinhaber, Partner oder auch Mitarbeiter einer Kanzlei in diesem Zusammenhang unternimmt.

Auf die Alleinstellungsmerkmale kommt es an

Eine gute Marke gibt Antwort auf die Frage: Was zeichnet Ihre Kanzlei aus und unterscheidet Sie von den anderen? Fest steht: Für Ihre Kanzlei gibt es ein bestimmtes Bild in den Köpfen Ihrer Mandanten, ihrer Mitarbeiter und denen beim Finanzamt. Ziel der Markenarbeit ist es, dazu ein stimmiges und eindeutiges Bild in diesen Köpfen zu verankern.

Zeigen Sie, welche Merkmale Ihre Marke besitzt und welche Stärken Ihre Kanzlei auszeichnen: Herkunft, Kultur, Geschichte, Expertise und Reputation gehören dazu.

Beispiele aus der Steuerberater-Praxis: Spezialisierungen auf Fachgebiete, ein architektonisch interessantes Bürogebäude, eine bewegte Firmengeschichte, eine prägnant formulierte Kanzleiphilosophie, oder Servicezusatzleistungen wie eine SMS-Benachrichtigung für anstehende Termine.

Entwickeln Sie eine Kanzleiphilosophie

Definieren Sie für Ihre Kanzlei Visionen und Ziele, wo und wie sie sich im Markt sehen und positionieren wollen. Überlegen Sie sich, welche Werte Ihnen bei Ihrer Kanzlei wichtig sind, welche Charakterzüge Ihre Mandanten am meisten an Ihnen schätzen und welche Stärken in Ihre tägliche Arbeit einfließen. Wo wird das Bild der Marke geprägt und – viel wichtiger – durch wen?

Tipp

Es braucht keine großen Budgets und teure Testimonials, um authentisch zu sein.

Stellen Sie Vertrauen her

Eine Marke steht für eine bestimmte Leistung und schafft dadurch Vertrauen. Denn der Kunde vertraut darauf, dass er mit dem Kauf dieser Marke – wie etwa auch bei Rolex oder IKEA – genau diese Leistung erhält.

Tipp

Hier helfen Referenzen. Lassen Sie andere für sich sprechen. Auch mit Online-Bewertungen im Rahmen der berufsrechtlichen Grenzen, die Sie auf Ihrer Webseite einbinden können, stärken Sie Vertrauen.

Schaffen Sie Wiedererkennungswert

Ihre Kunden müssen die Eigenschaften der Marke mühelos wiedererkennen können – wie etwa die Funktionalität der IKEA-Möbel. „Wir bieten Ihnen professionelle und persönliche Steuerberatung, rasch und kompetent“: Solche Allgemeinplätze genügen nicht, um ein klares Bild zu vermitteln, wie Sie Ihren Mandanten konkret weiterhelfen können und schon gar nicht, um sich von der Masse der Kollegen abzuheben. Wechseln Sie die Perspektive: Weg, von dem was Sie wissen, hin zu dem, was Sie bewirken. Beispielhaft können Sie sich die Frage stellen: Was verändert sich für Ihre Mandanten durch Ihre Arbeit?

Achten Sie auf ein einheitliches Markenbild

Wichtig, auch für die Wiedererkennung Ihrer Kanzlei, ist das unverwechselbare Markenbild.

Tipp

Beauftragen Sie eine Werbeagentur mit der Erstellung eines Kanzleilogos und legen Sie eine Hausschrift und das Farbkonzept fest. Überlegen Sie sich einen Claim oder Slogan, der ihr Versprechen gegenüber Ihren Mandanten deutlich macht. Im Anschluss machen Sie sich Gedanken um spezielle Werbemittel in Ihrem neuen Design. Visitenkarten, Notizblöcke, Kugelschreiber oder ein neues Kanzleischild können der erste Schritt sein, Ihre Marke und Ihr Image zu fördern.

Setzen Sie sich bei der Entwicklung Ihrer eigenen Kanzleimarke gedanklich immer auf den Stuhl des Mandanten und nutzen Sie diesen Perspektiv-Wechsel, um Mandanten zu erreichen, zu gewinnen, positiv zu überraschen und zu begeistern.

Eine Marke ist ein Gütesiegel, ein Qualitätsversprechen, auf das Kunden vertrauen – und im Übrigen auch potenzielle neue Mitarbeiter, die sich eher für einen Arbeitgeber mit klarer Markenidentität entscheiden. Das ist es, was Kanzleien von großen Marken lernen können.

Zum Autor

Carsten Fleckenstein

Redakteur und Podcaster bei DATEV.

Weitere Artikel des Autors