Private Informationen ins Netz zu stellen, ist alles andere als ein Kavaliersdelikt. Das muss jetzt ein 22-Jähriger Hacker feststellen. Weil er Daten verschiedener Prominenter und Politiker ausgespäht und veröffentlich hat, muss er neun Monate Jugendstrafe verbüßen – sofern er gegen seine Bewährungsauflagen verstößt.

Es klingt nach Albtraum: private Fotos, Chatverläufe und Adressdaten im Netz, zugänglich für jeden. Anfang 2019 wurde dieses Horrorszenario für mehr als 1.000 Betroffene Realität. Ein Unbekannter, der sich Orbit nannte, hatte private Daten verschiedener Prominenter und Politiker gesammelt, ausgespäht und veröffentlicht.  

Doch die Ermittlungsbehörden kamen dem heute 22-jährige Johannes S. schnell auf die Schliche. Jetzt musste er sich vor dem Amtsgericht Alsfeld für seine Taten verantworten. Die Richter verurteilten ihn wegen „Doxings“ zu neun Monaten Jugendstrafe mit einer Bewährungszeit von zwei Jahren, weil er zum Tatzeitpunk erst 20 Jahre alt war. Doxing leitet sich vom Wort „Documents“ ab. Dabei legen Cyberkriminelle digitale Dossiers ihrer Opfer an und sammeln etwa deren Kreditkartendaten, private Adressen oder versendete Nachrichten darin, um sie anschließend zu veröffentlichen. 

Wo Hacker fremde Passwörter herbekommen 

Im Fall Orbit lieferte die Plattform Weleakinfo.com dem Täter zahlreiche schlecht geschützte Passwörter prominenter Social-Media-Profile und E-Mail-Konten. Anfang Januar wurden die Betreiber verhaftet, die Seite geschlossen. Nun prangt unter Weleakinfo.com ein FBI-Banner.  

Orbit gelangte auf der Seite an Daten, die er zum Teil verkaufte, andere nutzte er für Erpressungsversuche, Ausspähung und Fälschung – so die Anklageschrift. Ein konkretes Tatmotiv konnten die Richter allerdings nicht feststellen. Er habe sich über die öffentlichen Äußerungen seiner Opfer geärgert, gab der Angeklagte vor Gericht an. Auffallend ist aber, dass sich ein beachtlicher Teil der Attackierten für Hilfsprojekte für Geflüchtete einsetzte. Entsprechend verschonte der Täter die AfD als einzige Partei im Bundestag. 

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