Frauen in der Steuerberatung - 13. Juli 2020

Meine Kanzlei gehört mir

Lange galt der Steuerberaterberuf als Männerdomäne. Das hat sich geändert. Doch noch gibt es Bereiche, die Frauen erst noch für sich erobern müssen.

Steuerberaterin zu werden, daran denkt Susann Beck zu Beginn ihres Studiums eigentlich nicht. Doch ein Praktikum in einer Steuerkanzlei wird für sie zum Schlüsselerlebnis für ihren beruflichen Weg. Die Kanzleichefin, streng, aber gerecht, beeindruckt die junge Studentin der Betriebswirtschaft. Vor allem das Selbstverständnis, mit der sie die Kanzlei und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führt gefällt ihr. Die Aufgaben in der Kanzlei machen ihr Spaß und sie begeistert sich mehr und mehr für
die vermeintlich trockenen Themen wie Buchführung und Lohnabrechnung. Mit 26 Jahren legt Susann Beck die Steuerberaterprüfung ab, findet nach Stationen in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und dem Tochterunternehmen einer Bank, eine Anstellung in einer mittelständischen Steuerberatungskanzlei.

Durchsetzen durch Menschlichkeit

Bald schon hat sie einen festen Mandantenstamm. Manche Mandanten legen explizit Wert darauf, von einer Steuerberaterin beraten zu werden. Bei anderen wiederum muss sie sich den Status erst erarbeiten. Es ist nicht die fachliche Kompetenz, sondern vielmehr das Auftreten, das die Mandanten erwarten. „Männer preschen eher vor, drängen sich in den Vordergrund. Frauen sind in ihrer Art zurückhaltender, was bisweilen falsch aufgefasst wird“, berichtet sie von ihren Erfahrungen. Sie lernt, sich durchzusetzen und dabei authentisch zu bleiben. Das gelingt ihr, indem sie einen Trumpf ausspielt, den man vielleicht auch eher Frauen zuschreibt: „Ich begegne meinen Mandanten auf menschlicher Ebene, höre erst einmal in Ruhe zu.“

Bei ihren Chefs und ihren Kollegen ist die Frage der Gleichberechtigung kein Thema. Doch Susann Beck weiß, dass dies nicht überall der Fall ist: „Es gibt Kolleginnen, die noch sehr stark mit einem alten Rollenverständnis zu kämpfen haben. Aber das wird mehr und mehr zur Ausnahme“, erzählt sie. Zumal es immer mehr Steuerberaterinnen gibt. Waren es laut Statista im Jahr 2012 noch 33,4 Prozent, sind 2020 schon 36,8 Prozent der rund 88.400 Angehörigen des Berufsstands Frauen.

Auch entscheiden sich immer mehr Steuerberaterinnen für die Selbständigkeit. Bei Susann Beck war der Gedanke, sich selbstständig zu machen, während ihrer Zeit als angestellte Steuerberaterin eigentlich nie ein Thema. Der Gedanke kommt zum ersten Mal, als ihr ein Kollege erzählt, dass er gekündigt hat. Die Idee nimmt immer mehr Form an und als sie ihren Kollegen fragt, ob er sich mit ihr eine Bürogemeinschaft vorstellen kann und er dies bejaht, ergibt sich für sie die ideale Grundlage für eine eigene Kanzleigründung.

Start mit DATEV

Heute teilt sich die Steuerberaterin mit ihrem ehemaligen Kollegen die Büroräume, jeder hat seine eigenen Mandanten. Gerade in der Anfangszeit ist ihr Büropartner für sie eine wichtige Unterstützung, ein Sparringspartner, mit dem sie gemeinsam die Infrastruktur aufbaut. DATEV spielt von Anfang an mit hinein. „Mein früherer Kollege und ich kommen aus der DATEV-Welt. Von daher war es für uns klar, dass wir die DATEV-Programme nutzen werden und wir uns beim Start in die Selbständigkeit vom Kanzleigründungsteam der DATEV begleiten lassen“.

Den Schritt in die Selbstständigkeit hat die 42-Jährige bis heute nicht bereut: „Ich wollte mir immer selbst aussuchen, für wen ich arbeite. Und weniger arbeiten bei gleichem Gehalt.“ In puncto Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit hat sie ebenfalls gewonnen: sie hat nicht nur mehr Zeit für ihren Ehemann und Freunde, sondern auch für ihre Hobbys. Und wenn man die hört – Fußball spielen und Motorrad fahren – könnte man schon fast wieder an eine Männerdomäne denken, die sich Susann Beck erobert hat.

Zur Autorin

Birgit Schnee

Redaktion DATEV magazin

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