Künstliche Intelligenz - 28. November 2024

Erste KI-Schnittstelle im Anwaltsbereich

Routineaufgaben digitalisieren oder Akten automatisch durchsuchen – das schafft Erleichterung im Alltag in Rechtsanwaltskanzleien. Mit einer neuen Software-Lösung kommt mehr Geschwindigkeit in die Prozesse. Akten werden so rückblickend zum wertvollen Wissensschatz.

„Einfach machen, neugierig sein und bleiben“ – das ist die Herangehensweise, mit der sich Jan Schätzel, Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei KSB INTAX aus Hannover, sämtlichen Themen in Bezug auf künstliche Intelligenz (KI) in seinem beruflichen Umfeld nähert. Daher verwundert es nicht, dass er zu den ersten Nutzern der DATEV-Schnittstelle zum KI-Tool Prime Legal AI gehört.
Die Vorteile bei der richtigen Nutzung KI-gestützter Tools liegen auf der Hand: „Durch die Automatisierung routinemäßiger Aufgaben können Anwälte ihre Arbeitszeit effizienter nutzen, sich stärker auf strategische und beratende Tätigkeiten konzentrieren und dadurch die Mandantenzufriedenheit erhöhen“, erklärt Michael Friedmann, Rechtsanwalt und Gründer der Legal-Tech-Firma QNC, unter deren Dach er die Plattformen 123recht.de, frag-einen-anwalt.de und eben auch Prime Legal AI vereint.

Smarte Unterstützung für Kanzleien und Rechtsabteilungen
Friedmanns Prime Legal AI unterstützt Nutzerinnen und Nutzer bei der juristischen Suche, bei der Recherche, beim Schreiben und bei der Anonymisierung von Inhalten. Das Tool gibt Mitarbeitenden in Rechtsanwaltskanzleien oder Rechtsabteilungen die Möglichkeit, öffentliche juristische Datenbanken in natürlicher Sprache zu durchsuchen. Das angezeigte Ergebnis steht dabei nicht für sich, sondern kann auch Hinweisgeber für weitere Recherchequellen sein.
Nicht nur öffentliche Datenbanken können Grundlage der Informationsbeschaffung sein. So ist es mithilfe von Prime Legal AI möglich, mit einer KI-Lösung aus einer Akte heraus zu arbeiten und sämtliche Kanzleidokumente als Arbeitsgrundlage heranzuziehen.

KI hebt den Wissensschatz
Modernste generative Sprachmodelle wie GPT-4o oder Claude 3.5 Sonnet helfen, auch kanzlei- oder unternehmensinterne Schriftstücke in natürlicher Sprache zu befragen und daraus – ganz ohne Halluzinationen – Antworten oder Rechercheimpulse zu generieren.
Akten bekommen dabei eine neue Funktion: Sie bilden eine wertvolle Basis zur Wissens- oder Entwurfsrecherche, die immer weiter auf- und ausgebaut werden kann und als reicher Erfahrungsschatz dient, der immer zur Verfügung steht.
Rechtsanwalt Schätzel führt aus, inwieweit seine Kanzleiarbeit von der Nutzung von Prime Legal AI profitiert: „Mit Prime Legal AI kann das Knowledge-Management auf eine neue Stufe gebracht werden, indem die kanzleieigenen Daten intelligent nutzbar gemacht werden. Durch die Umsetzung der Use Cases können lästige analoge Arbeitsschritte automatisiert werden. Dadurch kann die Kanzlei schneller, effizienter und kostengünstiger arbeiten.“ Michael Friedmann schätzt, dass je nach Use Case rund 30 bis 85 Prozent der Zeit eingespart werden können.

Komplexe Aufgaben leicht gemacht: Prime Legal AI im Einsatz
Für seine Kunden hat Friedmann schon viele Use Cases umgesetzt. Beispiele kann er zahlreiche nennen: Verträge prüfen und schreiben, Klagen und Klageerwiderungen schreiben, rechtliche Fragen beantworten oder Sachverhalte juristisch prüfen und entsprechende Schreiben erstellen.
„Auch sehr viel kompliziertere Tätigkeiten, wie Betriebskostenabrechnungen zu prüfen, sind mit Prime Legal AI möglich. Einfach den Mietvertrag zusammen mit der aktuellen Abrechnung, der Vorjahresabrechnung und den Belegen hochladen und Prime Legal AI prüft automatisch, was umlagefähig ist, ob die Schlüssel korrekt angewandt wurden, Steigerungen plausibel und nachvollziehbar sind oder Rechenfehler gemacht wurden. Innerhalb von ein paar Minuten habe ich dann Arbeit erledigt, die sonst sehr schnell eine halbe Stunde und länger dauert“, so Friedmann.
Für Jan Schätzel sind zwei Voraussetzungen wichtig: realistische Erwartungshaltungen der Kollegen bei der Arbeit mit KI-gestützter Software sowie überhaupt die Bereitschaft zu deren Nutzung. Schließlich geht es nicht darum, die gesamte Arbeit der KI zu übergeben.

DATEV bietet neue Schnittstelle zu Prime Legal AI
Als erster Kanzlei-Software-Anbieter stellt DATEV seit Herbst 2024 allen Kunden von DATEV Anwalt classic eine eigene Schnittstelle zu Prime Legal AI zur Verfügung. Die Schnittstelle ermöglicht es, Dokumente medienbruchfrei aus Dokumentenablagen oder dem DMS in Prime Legal AI zu übertragen. Sämtliche übertragene Dokumente sind jederzeit nachverfolgbar.
Im Zuge der Übertragung findet eine De-Identifizierung der betreffenden Dokumente statt. Die Anonymisierungslösung wurde eigens von QNC konzipiert und stellt die DS-GVO-konforme Nutzung zu jeder Zeit sicher. Michael Friedmann und sein Team stehen dabei für sämtliche Themen rund um die Einrichtung des Tools und dessen Support zur Verfügung. Fragt man Jan Schätzel, was er von der Arbeit mit Prime Legal AI in der Zukunft erwartet, so fällt seine Antwort eindeutig aus: „Ich wünsche mir, dass sich verschiedenste Use Cases etablieren, sodass Prime Legal AI in der täglichen Arbeit gut genutzt wird und die Kollegen künftig von allein erkennen, wo KI sinnvoll eingesetzt werden kann.“

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