Nettoentgeltoptimierung - 16. Juli 2019

Das gewisse Extra

Klingt sperrig, besagt aber nur, Mitarbeitern einen Mehrwert in Form von Sachbezügen zu bieten. Dabei profitiert der Ar­beit­ge­ber von den niedrigeren Lohnnebenkosten. Ein Ge­spräch mit Florian Gößmann-Schmitt über Mit­ar­bei­ter­an­ge­bo­te, Kos­tenstrukturen und die Be­deu­tung von guter Atmosphäre.

DATEV magazin: Sie haben sich als Kanzlei bereits früh digital aufgestellt. Wie kommt man da auf das Beratungsthema ­Gehaltsextras?

FLORIAN GÖSSMANN-SCHMITT: Zu unserem Mandantenstamm zählen Un­ter­neh­mer, die sich für Digitalisierung interessieren. Diese Art von Unternehmen haben im Blick, ihre Mitarbeiter an sich zu binden. Über diesen Umweg sind wir auf das Thema gekommen. Denn gerade Unternehmer, denen es wichtig ist, ihre Firma für die Zu­kunft optimal aufzustellen, achten auch darauf, wie sie gute Mitarbeiter halten kön­nen. Der typische Kunde für ein solches Gehaltsoptimierungsprojekt ist jemand, der seine Firma ausrichten will für die Zukunft, der neuen Themen gegenüber auf­ge­schlos­sen ist.

Das heißt also, dass Informationen über Gehaltsextras und Sachbezüge aktiv von den Man­dan­ten nachgefragt werden. Setzen es denn auch alle in die Tat um?

Nicht jeder, dem ich etwas vorstelle, interessiert sich letztlich dafür. Ich schätze, dass etwa 75 Pro­zent derjenigen, denen wir das Thema präsentiert haben, es tatsächlich umsetzen. Da sind dann auch Unternehmen dabei, die nur einzelne Bausteine über­neh­men – zum Beispiel solche, die nicht viel kosten oder mit relativ wenig Ver­wal­tungs­auf­wand umzusetzen sind.

Wie läuft diese Art der Beratung in Ihrer Kanzlei ab?

Wir haben eine Mitarbeiterin, die das Thema Gehaltsextras überwiegend bearbeitet. Bei einem einstündigen Erstgespräch stellen aber zunächst die Berater die gän­gigs­ten Bausteine und Lö­sun­gen vor.

Was kostet es mich und wie viel Aufwand habe ich? Das sind die beiden zentralen Punkte.

Wir zeigen auch Beispiele – etwa eine Ge­sund­heits­kar­te mit Logo, was zu­sätz­lich den Wer­be­effekt demonstriert. Unsere Kanzlei hat außerdem eine Ko­ope­ra­ti­on mit dem Dienstleister Cor­po­rate Be­ne­fits, ein Partner für Mit­ar­bei­ter­an­ge­bo­te mit Son­der­kon­di­tio­nen nam­haf­ter Hersteller und Marken. Wir haben eine Vereinbarung, dass alle unsere Man­dan­ten ebenfalls diese Angebote nutzen können. Sie werden über uns registriert – auf diese Weise können die Mitarbeiter unserer Mandanten die­selben Angebote wie die Mit­ar­bei­ter großer Firmen nutzen.

Mit welchen Fragen kommen die Mandanten auf Sie zu?

Was kostet es mich und wie viel Aufwand habe ich? Das sind die beiden zentralen Punkte. Den Mandanten ist wichtig, dass die Kostenstruktur passt. Darüber hinaus wollen sie natürlich wissen, wie das Ganze im Detail funktioniert, welche Erfahrungen andere Unternehmer gemacht haben und wie man Sachbezüge in das Lohnsystem einbinden kann. Hier geht es vor allem um Pra­xis­taug­lich­keit – und hier liegt auch der Schnittpunkt zur Digitalisierung: Je mehr die Man­dan­ten automatisieren und ver­ein­fa­chen können, umso empfänglicher sind sie dafür.

Aber es gibt ja auch Fallstricke, die inhaltlich bei der Beratung zu beachten sind?

In der Tat, und diese sprechen wir immer an. Entscheidend ist zum Beispiel, ob es sich um ein ta­rif­ge­bun­de­nes Unternehmen handelt. Denn sie dürfen Tariflohn nicht einfach so in Sachbezüge um­wan­deln wie bei anderen Unternehmen. Außerdem sind arbeitsrechtliche Aspekte zu be­rück­sich­ti­gen und Betriebsvereinbarungen – da muss man darauf achten, ob es irgendetwas gibt, was dem widerspricht. Daneben ist der Mindestlohn ebenfalls ein Thema, denn bei einer Um­wand­lung re­du­ziert sich das Bruttogehalt, und da muss der Arbeitgeber aufpassen, dass der Lohn nicht unter das Mindestlohnniveau sinkt.

Das Thema Sachbezüge ist sehr komplex. Haben Sie sich und Ihre Angestellten inhaltlich fortgebildet, um bei den Mandanten mit zusätzlichem Wissen punkten zu können?

Fachliche Seminare, Fortbildungen für Programme – und natürlich Marktbeobachtung ist das, was wir in die Waagschale werfen. Wir halten uns auf dem Laufenden über das, was es Neues gibt, der­zeit etwa digitale Essensmarken. Hier ergeben sich stän­dig neue Trends und Entwicklungen. Und natürlich schauen wir auch, wo es die bes­ten Konditionen für unsere Mandanten gibt. Teilweise verhandeln wir mit den An­bie­tern dann eigene Rabatte aus oder nutzen Anbieter, mit de­nen die DATEV bereits erfolgreich Sonderkonditionen verhandelt hat, zum Beispiel mit Edenred.
Gerade von Lösungen wie der Ticket-Restaurant-Karte von Edenred oder der Prime­card, die auf einer Mastercard basieren, bin ich wegen der Masse an Ak­zep­tanz­stel­len ein großer Fan. Denn das macht den Einsatz für die Mitarbeiter einfach, und zufriedene Mitarbeiter sorgen für zu­frie­dene Unternehmer – und die sind dann gerne bereit, für unsere Beratungsleistung ein entsprechendes Honorar zu bezahlen.

Was würden Sie anderen Steuerberatern empfehlen, die sich mit dem Thema befassen und über einen Einstieg in eine solche Beratung nachdenken?

Das Wichtigste ist, dass man sich ein Portfolio schafft von Bausteinen. Und man sollte es in der eigenen Kanzlei umsetzen. Dann weiß man, was gut funktioniert und was nicht. Mein Tipp wäre außerdem, diese Art von Beratung herauszunehmen aus den normalen Leistungen, damit man es auch bepreisen kann.
Wer sich ein Portfolio für Gehaltsextras aufgebaut hat, sollte zunächst einen all­ge­mei­nen In­fo­abend für die Mandanten veranstalten – und dabei natürlich für eine gute At­mos­phäre und Ver­pfle­gung sorgen. Ich glaube, es ist das Wichtigste, dass man ak­tiv ist und erklärt, wie die Be­ra­tung den Mandanten von Nutzen sein kann und was man konkret zu bieten hat.
Da das Deklarationsgeschäft weniger werden wird, müssen wir insgesamt tiefer in die Beratung einsteigen. Und da wünsche ich mir wiederum von anderen Kollegen mehr Austausch über diese Themen – um einen Blick über den Tellerrand der eigenen Kanz­lei und des Tagesgeschäfts zu wer­fen.

UNSER GESPRÄCHSPARTNER

FLORIAN GÖSSMANN-SCHMITT

Steuerberater in der Kanzlei Hahn Gößmann-Schmitt im unterfränkischen Heustreu

Zur Autorin

Constanze Elter

Steuerjournalistin, Redakteurin und Podcasterin bei DATEV.

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