Besser machen - 21. Juni 2018

Ideen-Pitch

Ein Unter­nehmen lebt vom Engage­ment seiner Mitarbeiter. Die DATEV gibt ihnen daher Raum für Kreativität, um Weiter­ent­wick­lungen und Inno­va­tionen zu fördern.

DATEV fördert neue Ideen und Produktentwicklungen. Dazu gibt sie regelmäßig den Mitarbeitern die Gelegenheit, innovative Ideen vor einer Jury aus Vorstand und Geschäftsleitungsmitgliedern zu präsentieren. Die Gewinner des Wettbewerbs erhalten weitere Unterstützung, um ihre Themen voranzutreiben. Platz eins und zwei des Ideen-Pitchs 2017 stellen wir Ihnen hier vor.

Sämtliche DATEV-Mitarbeiter wurden im Sommer 2017 dazu aufgerufen, ihre Ideen dazu einzureichen: wie sich Produkte, Prozesse oder Angebote verbessern lassen und welchen Vorteil die Kunden davon haben. Außerdem sollten die Vorschläge zu folgenden Themen beitragen:

  • Künstliche Intelligenz – Daten für Analysen und Entscheidungen nutzbar machen
  • Security – Was bedeutet Sicherheit, wenn alles miteinander vernetzt ist?
  • Internet der Dinge – Wie kann man sich mittels Cloud-Technologie vernetzen?
  • Progressive Business – Was brauchen Kanzleien und Unternehmen für ihre Aufgaben?

Radikale Business Security für mehr Sicherheit im Zahlungsverkehr

Das Motiv: Gefälschte oder manipulierte Rechnungen können Schaden bei Kanzleien und Mandanten verursachen. Wie können wir unsere Anwender, die mit automatisierten und digitalisierten Rech­nungen arbeiten, besser schützen? Wie kann man betrügerische Rechnungen oder Absender erkennbar machen, den Empfänger informieren und die Zah­lung ver­hindern?

Die Idee: Für den Zahlungsverkehr soll mit einem Business-Security-System ein ähnlicher Schutz entwickelt werden, wie man ihn von ­Virenscannern, Fire­walls und Spamschutz kennt: eine automatisierte Überprüfung von Rechnungen – schon bevor Geld überwiesen wird.

Das besondere Augenmerk gilt zunächst der Ziel-IBAN. Sie soll daraufhin abgeklopft werden, ob sie schon einmal als auffällig negativ gelistet wurde. Hier bieten die Dienste in der DATEV-Cloud den entscheidenden Vorteil: Ein neuer Cloud-Service namens IBAN-Reputa­tion soll Buchungen und Über­wei­sungen überwachen. Der Anwender kann seine Rechnungen in die Cloud laden, dort wird die IBAN mit Datenbankeinträgen, dem IBAN-Re­pu­ta­tions­dienst, abgeglichen. Bei einem Verdacht auf Übervorteilung oder be­trü­ge­rische Absichten (zum Beispiel CEO-Fraud) wird der Anwender benachrichtigt: „Bitte prüfen Sie noch einmal diese Rechnung.“ Er entscheidet mit Beratung seines Steuer­be­ra­ters oder Rechtsanwalts, wie weiter verfahren werden soll. Er kann beispielsweise den digitalen Zahlungsprozess für diese Rechnung abrechen und nachschauen, ob die genannte Leistung überhaupt erbracht wurde. Eine nicht erkannte beziehungsweise unerlaubte Lastschrift ließe sich rechtzeitig zurückbuchen und ein illegaler Geldabfluss verhindern. Der Man­dant muss dazu seine Prozesse umstellen, denn nur, wenn die Rechnungen vor der Be­zah­lung in die DATEV-Cloud übertragen werden, kann eine effektive Abwehr erfolgen. Durch den frühen Einblick in die Rechnungen seiner Kunden kann der Steuerberater zukünftig noch besser seinen Beratungsauftrag erfüllen. Derzeit werden für diesen Service die Datenschutzvoraussetzungen geprüft und gemäß EU-Datenschutz-Grundverordnung die erste Folgen­ab­schät­zung für DATEV erarbeitet. Wie bei einem Virenschutzsystem kann man negative IBAN auch erst erkennen, wenn diese schon einmal negativ auf­ge­fallen sind. Deshalb ist DATEV hier auch auf den Input der Mitglieder an­ge­wiesen. Gleich­zeitig ist zum Schutz der Vertrauenswürdigen ein White Listening der IBAN und Firmendaten unserer Mitglieder und Mandanten vor­ge­sehen. Die schlechten Strömungen im Internet sollen es schwerer haben, deshalb müssen die Guten zusammenhalten und sich wehren. Ideengeber Dieter Schröter arbeitet seit über 20 Jahren im Umfeld der Internet-Security.

GERBERA – ein KI-Assistent zeigt neue Beratungsanlässe

Das Motiv: Eine zentrale Aufgabe des zukünftigen Berufsstands wird die Beratung der Mandanten sein. Eine Tätigkeit, die gekennzeichnet ist durch eine aufwendige Vor­be­rei­tung, weil beispielsweise die Recherche in den Mandantendaten viel Zeit beansprucht, und gleichzeitig oft nicht angemessen finanziell ­honoriert wird. Der Berufsstand braucht hier eine effiziente Unter­stützung, sodass die Erzeugung und Bewertung von Be­ra­tungs­analysen kostengünstig möglich wird.

Die Idee: Mittels Methoden der künstlichen Intelligenz lassen sich auf Basis bekannter Beratungsanlässe statistische Muster in Daten finden, die wie­de­rum neue Bera­tungs­themen anzeigen können. Im Kern geht es bei der Projektidee „Generierung von Be­ra­tungs­anlässen“ (GERBERA) um ein automatisch optimierendes System, das kontinuierlich aus Interaktionen des Nutzers lernt. Wie die Google-Suche, die sich durch ständige Nutzung verbessert. In unserem Szenario sorgt der Steuerberater selbst für immer bessere Beratungsanlässe das heißt für die Generierung von Be­ra­tungs­an­lässen mit immer höherer Erfolgsrate. Ziel ist die Unterstützung des Steuer­be­raters bei der Beratung durch geringe Aufwände bei der Generierung und tendenziell mehr abrechenbare Beratungen. Der ent­wickelte Prototyp in Form einer Web-Anwendung unterstützt im gesamten Be­ra­tungs­prozess, indem er zunächst Beratungsanlässe für den konkreten Mandanten generiert, die der Berater als Einstieg in ein Gespräch nutzen kann. Durch weitere Interaktion mit der Anwendung lässt sich der Kontext immer weiter schärfen, wodurch weitere, im Kontext besonders nützliche Beratungsanlässe identi­fi­ziert werden. Dazu werden automatisch kleine Anwendungen mit In­for­ma­tionen und weiter­füh­renden Links zu Datenquellen (zum Beispiel Auswertungen, Datenanalysen, Informationsquellen) angeboten, die passend zu den aktuellen Gesprächsthemen Beratungsanlässe anzeigen. Folglich hat der Berater so einen Zugriff auf direkte Unterstützung in der aktuellen Beratung, die potenziell viel mehr Wissen erschließt, als er sich selber merken könnte. Deshalb spricht man von einem Extended-Brain-Konzept. Die technische Umsetzung setzt darauf, aus gegebenen Beispielen statistische Muster ohne manuelles Zutun vom System zu lernen, was es sehr effizient macht. Diese Methode ist aber auch sehr flexibel: Ohne den Steuerberater zu stören, lernt das System durch die Interaktion mit der Benutzeroberfläche immer besser, relevante Beratungsanlässe zu erkennen. Zudem lassen sich neue Be­ra­tungs­anlässe erfassen, die dann automatisch optimiert werden. Damit gelingt es, permanent den Nutzen für Steuerberater zu erhöhen. Initial können Fach­ex­perten, zum Beispiel DATEV-Mitarbeiter oder Steuerberater, die Aufgabe übernehmen, durch Trainingsbeispiele eine akzeptable Qualität zu etablieren. Mit GERBERA kann also der Beratungsprozess mittels ­KI-Methoden re­vo­lu­tio­niert werden. Nachfolgend ist das System, obwohl ständig neue Fachlichkeit hinzugefügt werden kann, weitgehend wartungsfrei, weil selbst­opti­mie­rend. Das heißt, ­GERBERA ist auch aus Entwicklungssicht sehr effizient.

Fotos: erhui1979, timurock / Getty Images

Zur Autorin

Martina Mendel

Redaktion DATEV magazin

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