Berufsstand mitgestalten - 24. April 2014

Mit Herzblut und einem Klacks Senf

Viele, die sich für den Beruf Steuer­beratung entscheiden, wollen in einer größeren Kanzlei Karriere machen, damit sich die auf­wendige Vorbe­reitung der Steuer­bera­ter­prüfung auch finanziell auszahlt. Doch es geht auch bewusst anders – klein, sein eigener Herr, ganz persönlich mit den Mandanten und vor allem mit ganz viel Engagement.

Manchmal stellt man sich im Leben die Frage, warum man geworden ist, was man ist. Warum bin ich also Steuerberaterin geworden und warum habe ich mich selbstständig gemacht? Darauf gibt es eine ganz einfache Antwort: Das hat sich so ergeben. Nach der Lehre zur Steuerfachgehilfin war es für mich irgendwie logisch weiterzumachen. Ich habe Wirtschaftswissenschaften studiert, nach der vorgeschriebenen Praxiszeit in der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung das Examen und mich dann selbstständig gemacht.

Was zeichnet Steuerberatung aus?

Meine Kanzlei entspricht natürlich auch meinem Typ. Die Größe – oder sollte ich eher sagen, die Kleine – meines Büros ist für mich ideal. Der direkte Kontakt zu meinen Mandanten liegt mir am Herzen. Ich bin so nah dran, dass Mandanten während des Telefonats zu mir sagen: Den Beleg haben Sie ja in der Buchhaltung gesehen.
Obwohl meine Mitarbeiterin, eine Halbtagskraft, die meisten Buchführungen bearbeitet und meine Mandanten das auch wissen, erwarten sie von mir, genau darüber im Bilde zu sein. Und das bin ich auch. Es ist immer noch spannend, selbst Buchhaltungen zu machen und mitzuer-leben, wie meine Mandanten ihre Betriebe führen.
Und es gibt Mandanten, die bringen ihre Unterlagen persönlich vorbei, weil sie dann einen Kaffee bekommen und mit mir plaudern können. Das passt dann zwar nicht immer in meinen Zeitplan, aber es stärkt die Verbundenheit mit meinen Mandanten. So verzeihen sie es auch einmal, wenn ich nicht direkt und sofort telefonisch erreichbar bin, sondern nur der Anrufbeantworter, weil ich unterwegs bei Mandanten bin.
Allerdings ist Zeit, wenn man selbstständig ist, immer viel zu knapp. Leider auch fürs Private, das sich meistens dem Beruf unterordnen muss. In meiner freien Zeit entspanne ich beim Lesen oder Fernsehen. Außerdem gehe ich gerne aus, ins Kino, zum Essen, oder freue mich über einen Wochenendtrip, einfach mal ganz raus.

Weit mehr als ein Schreibtischjob

Steuerberatung ist mehr, als nur im Büro zu sitzen. Man lernt die unterschiedlichsten Menschen aus verschiedensten Berufen kennen – vorausgesetzt, man wünscht sich für sein Betätigungsfeld den direkten Kontakt und intensiven Austausch mit seiner Mandantschaft. Und wenn man es so macht wie ich, die oft die Unterlagen bei Mandanten selbst abholt, kann man sogar in fremde Betriebe hineinschauen und staunen, was es so alles gibt.
Natürlich gibt es Tage, an denen ich diesen Job nicht machen möchte. Aber die gibt es überall anders auch. Und meistens finde ich meinen Beruf sehr spannend.

Aktiv mitgestalten

So lange mir dieses Engage­ment Spaß bringt, lohnt es sich auch.

Gleich zu Beginn meiner Selbst­ständig­keit habe ich mich für ­DATEV ent­schieden. Einer der Gründe ist für mich die ge­nossen­schaft­liche Organi­sation, denn hier fühle ich mich auf­ge­hobener und ich kann mit­be­stimmen, seit 2008 sogar im Ver­treter­rat. Schon während meiner Aus­bildung zur Steuer­fach­ge­hilfin und später nach dem Studium habe ich mit DATEV-Software gear­beitet und auch einiges aus­probiert. Irgend­wie habe ich inzwischen meinen Ruf als DATEV-Tante weg. Und da ich gerne meinen Senf mit dazugebe und das auch bei der Software machen wollte, habe ich mich zur Wahl für den Vertreterrat gestellt. Inzwischen bin ich Ko­ordi­na­torin des Aus­schusses 3 Kanzlei­organi­sation und Kommuni­kation. Eigen­organi­sation ist mein Faible.
Warum ich mir die Zeit dafür nehme? DATEV-Software ist eine Software für Steuerberater, an deren Entwicklung Steuerberater teilhaben können. Mein Anspruch ist es, gut und sachdienlich zu beraten, damit die DATEV-Programme genauso sind, bleiben oder werden, wie sich Steuerberater und Mitarbeiter die Software für die tägliche Arbeit wünschen. Manchmal muss man sich auch als Dolmetscher sehen – die Sprachen von Software-Entwicklern und Steuerberatern weichen doch immer wieder sehr voneinander ab.
Auch im Steuerberaterverband Niedersachsen Sachsen-Anhalt e.V. bin ich Mitglied im EDV-Ausschuss und vertrete ihn auch im Verbändeforum. So lange mir dieses Engagement Spaß bringt, lohnt es sich auch.