Verein Kindervisionen - 17. März 2014

Ehrenpreiswürdig

Gabriele Linsel setzt sich mit ihrem Verein dafür ein, Kindern aus finanziell schwächeren Familien eine Teilnahme am gesell­schaft­lichen Leben zu ermög­lichen. Viele Vereins­mitglieder sind Steuerberater.

Gabriele Linsel ist ein Mensch, der sich schon zu DDR-Zeiten sehr aktiv am gesellschaftlichen Leben beteiligt hat. Sie hat beim Roten Kreuz gearbeitet und sich für Kinderheime engagiert. „Es war mir damals schon immer ein Bedürfnis, nicht nur eine Spende irgendwohin zu schicken, sondern auch persönlichen Kontakt zu haben. Nach der großen Aufbauphase sind wir bestrebt gewesen, hier auch etwas zu machen.“ Sie hat mit vielen Freunden gesprochen, Kollegen und Mandanten. Einige von ihnen, wie Steuerberaterin Angelika Dreier, waren sofort begeistert. Beide waren maßgeblich an der Gründung des Vereins Kindervisionen beteiligt. Beide Frauen stehen heute zusammen mit der Steuerberaterin Annette Sachse und Karl-Josef Federlein von der DATEV dem Vorstand vor.
Der Slogan „Wir können helfen“, mit dem der Verein in der Öffentlichkeit wirbt, fokussiert dieses Ziel. Alle Kinder müssen die Möglichkeit haben, in ihrer Freizeit aktiv zu sein: in den Bereichen Sport, Musik, Tanz, Kunst und so weiter. Das kostet Geld. Trotz der Förderung der Ferien- und Freizeit­gestaltung durch Mittel des Bundes, des Landes oder bestehender Vereine und Stiftungen verbleiben oft noch Eigenanteile, die die Eltern nicht mehr aufbringen können. Hier, wo in der Regel staatliche Unterstützung und Zuschüsse enden, setzt der Verein an. Der Verein Kindervisionen Erfurt bietet gezielt Gruppen- und Einzelförderungen an. Deshalb sind auch selbst kleine finanzielle Unterstützungen für den Verein sehr wichtig, um die Förderungen gezielt zu realisieren. So wird beispielsweise einem Mädchen der Keyboard-Unterricht für ein Jahr ermöglicht. Der Verein setzt sich auch intensiv dafür ein, Kindern kulturelle Erlebnisse zu vermitteln. So wurde 650 Kindern die Möglichkeit geboten, eine Theaterveranstaltung in der Alten Oper in Erfurt zu besuchen.
Um bedürftige Kinder zu finden, sucht man den Kontakt mit den Bildungsträgern, Schulen, Sport­gemein­schaften und den Organisationen und Vereinen der Stadt und der Region Erfurt, die ähnliche Ziele verfolgen. So werden neben kulturellen Veranstaltungen vor allem Schul­freizeit­projekte und Ferienfreizeiten in sozialen Brennpunktgebieten unterstützt. Dafür werden die Mitgliedsbeiträge aufgewendet. „Wenn man bedenkt, dass Maßnahmen an kleinen Summen scheitern können, dann wird klar, wie wichtig selbst kleine finanzielle Unterstützungen für den Verein sind, um effektiv helfen zu können“, meint Gabriele Linsel. Zudem ist der Verein jederzeit aktiv auf der Suche nach Sponsoren und engagierten Mitwirkenden. Denn Zeit ist nicht selten genauso kostbar und notwendig wie Geld. Sponsoren oder Vereine anzusprechen, die an verschiedenen Projekten mitarbeiten, verlangt einen hohen zeitlichen Aufwand.
Die Projekte werden in den zweimonatlichen Vereinssitzungen vorgestellt. „Die Versammlungen sind gut besucht, es kommen immer etwa fünfzig Prozent der Mitglieder. „Wir erzählen, was wir seit dem letzten Treffen gemacht haben, was in Arbeit ist und was geplant ist“, sagt Gabriele Linsel, „dabei darf das gemütliche Zusammensein nicht zu kurz kommen, denn letztlich geht es darum, die Kontakte der Mitglieder zu nutzen, um das Netzwerk an Mitwirkenden und Sponsoren zu vergrößern.“ Angelika Dreier ergänzt: „Wir legen auch Wert darauf, uns zu verjüngen. Denn es gibt viele junge Leute, die bereit sind, sich ehrenamtlich zu betätigen.“
Für ihr Engagement wurde Gabriele Linsel schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Erfurt. Sie fühlt sich dadurch in ihrem Bemühen, dem Gemeinwohl zu dienen, bestätigt. Das Ehrenamt ist für sie eine Freude: „Ich schenke gerne. Auch Zeit. Wir schenken unsere Zeit anderen Menschen, die man nicht persönlich kennt, aber von denen man weiß, dass sie Hilfe brauchen. Das empfinde ich als Befriedigung. Es gibt mir ein beruhigendes Gefühl. Die Enkelkinder müssen ja keine zehn Geschenke zu Weihnachten bekommen. Dann bleibt etwas übrig für Kinder, die weniger haben und Hilfe benötigen.“ „Es gibt einem überwiegend Freude“, so empfindet es auch Angelika Dreier. „Wir machen nur das, was machbar ist. Was zu viel ist, lehnen wir ab. Deshalb wachsen wir auch nur langsam, aber stetig. Wir wollen nicht in die Breite gehen. Es muss über­schau­bar bleiben.“ Ihre Idee würden sie schon gerne weitergeben. Sie würden auch Hilfestellung geben, wenn Interessierte in anderen Orten und Städten einen Verein mit den gleichen Zielen wie Kindervisionen gründen möchten.

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HF
Herbert Fritschka

Redaktion DATEV magazin

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