Carsten Lichtlein – Steuer­fach­an­ge­stellter und Spitzensportler - 27. Februar 2014

Alle Hände voll zu tun

Nicht jeder Profisportler denkt daran, was nach dem Karriere­ende kommt. Nicht so der Torhüter der Welt­meister­mann­schaft von 2007 im Handball.

Vom Profisport kann man selten über die Karriere hinaus leben. Es gibt Ausnahmen, aber Handballer gehören in der Regel nicht dazu. Selbst wenn sie es während ihrer aktiven Zeit weit gebracht haben und Europameister, ja sogar Weltmeister geworden sind. Carsten Lichtlein ist Handballprofi und sein bislang größter Erfolg war der Gewinn der Weltmeisterschaft mit der Nationalmannschaft 2007 im eigenen Land. Für ein Leben nach dem Handball hat er frühzeitig vorgesorgt: Er ist Steuerfachangestellter.
Die Handballgene wurden ihm in die Wiege gelegt, sein Vater war auch schon Profihandballer und Deutscher Meister. Carsten Lichtlein war es aber auch immer wichtig, ein zweites Standbein zu haben. Deshalb hat er parallel zu seiner sportlichen Karriere eine berufliche Ausbildung gemacht. „In Großwallstadt“, sagt er, „gab es zwei Möglichkeiten: entweder Bankkaufmann oder Steuerfachangestellter.“ Er hat sich für das Letztere entschieden: einen Beruf mit Perspektive, der ihm weitere Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet. Da sich das Steuerrecht rasant entwickelt, ist es schwierig, den Anschluss nicht zu verpassen. Zum Glück hatte er immer Arbeitgeber gefunden, die ihm geholfen haben, den Spagat zwischen sportlicher und beruflicher Laufbahn zu bewältigen. So erging es ihm auch bei seinem letzten Wechsel nach Gummersbach. In der Kanzlei Häner hat er einen Partner gefunden, der es ihm ermöglichte, neben seinem Handballsport seinen Beruf auszuüben. „Als wir von seinem Wechsel nach Gummersbach gehört haben, haben wir ihm gleich ein Angebot unterbreitet“, sagt Steuerberater Martin Häner. „Weil wir sehr genau wissen, wie schnell sich unser Beruf verändert und wir ihm helfen möchten, im Beruf zu bleiben.“
Das Trainingspensum lässt keine Vollzeitbeschäftigung in der Kanzlei zu, aber zwischen den Trainingseinheiten kommt Carsten Lichtlein in die Kanzlei, um seine Fälle zu bearbeiten. Aufgrund der notwendigen zeitlichen Flexibilität sind es Arbeiten, die nicht unter einem Termindruck stehen. Martin Häner findet das beachtlich: „Wir haben den größten Respekt nicht nur vor seinen sportlichen Leistungen, sondern auch, dass er sich die Zeit nimmt und den Willen hat, hier in der Kanzlei zu arbeiten. Wir bewundern seine Selbstdisziplin.“ Für Carsten Lichtlein ist es der Ausgleich zum Handball. Er hilft ihm, den Kopf frei zu bekommen, vor allem wenn ein Spiel schlecht lief oder wenn der Druck, gewinnen zu müssen, zu stark das Denken beherrscht. Zum anderen ist der Beruf Existenzsicherung. „Es kann jederzeit passieren, dass durch Verletzung oder äußere Einflüsse die Karriere sehr schnell endet.“ Insofern findet er es wichtig, dass sich seine jungen Mannschafts­kollegen Gedanken machen, was danach kommt. Diesen Weitblick vermisst er oft bei ihnen. Auf dem Spielfeld ist er sehr impulsiv und voller Leiden­schaft, feuert die Mannschaft an und füllt seine Rolle als Führungs­spieler mit seiner ganzen Erfahrung aus. Seit seinem Debüt in der National­mannschaft 2001 hat er 180 Spiele für Deutschland bestritten. Höhepunkt war für ihn bislang der Gewinn der Welt­meister­schaft 2007. „Die Aufmerksamkeit war überwältigend, ob in den Medien oder bei den Menschen. Das war schon ein bewegender Moment.“ Aber ein Ziel hat er doch noch: Das sind die Olympischen Spiele in Brasilien 2016. Sie sind sein großer Traum. Und die Kanzlei steht hinter ihm: „Vielleicht verbinden wir das mit einem Betriebsausflug“, sinniert Mario Krause, Partner in der Kanzlei.
Gibt es etwas, was Handball mit der Arbeit in der Steuerberatungskanzlei verbindet? „Hier wie da ist Teamgeist gefragt“, meint Carsten Lichtlein. „Und natürlich Teamfähigkeit.“ Martin Häner ergänzt: „Carsten ist ein Teamplayer. Er hat aber auch seinen eigenen Charakter. Und er kann die anderen mitreißen.“ Trotz seiner Erfolge ist Carsten Lichtlein bodenständig geblieben und in der Mannschaft wie in der Kanzlei Sympathieträger, der es als Ehre empfindet, wenn er für die Nationalmannschaft nominiert wird. Der aber auch begeistert von seinem Beruf spricht. Attraktiv an diesem Beruf findet er die Zukunftsfähigkeit: „Das Steuerwesen wird nicht aussterben. Viele Jugendliche können sich unter Steuerfachangestellter wenig vorstellen. Sie wissen gar nicht, wie interessant und abwechslungsreich die Praxis ist. Man muss versuchen, ihnen den Beruf schmackhaft zu machen.“ In dem Punkt ist er mit den Kanzleichefs einer Meinung, dass es notwendig ist, die Vorzüge des Berufs stärker in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Auf seine eigene Zukunft angesprochen, ob er daran denke, die Steuerberaterprüfung zu machen, winkt er ab. „Im Moment ist nicht daran zu denken. Was danach passiert, muss man abwarten.“

Video

Hinweis

Mit der Bestätigung auf OK wird ein Video von YouTube eingebunden und abgespielt. Damit werden die Standarddaten an Google übertragen. Im Einzelnen können hier die IP-Adresse, die spezifische Adresse der bei uns aufgerufenen Seite, ggf. die Seite, von der Sie uns erreicht haben (Linkquelle), die übertragene Kennung des Browsers sowie Systemdatum und -zeit des Aufrufes übertragen werden. Möglicherweise erhält Google weitere Daten über bereits gespeicherte Cookies. Für diese Daten ist Google verantwortlich. Ohne die Bestätigung auf OK werden keine Daten an YouTube bzw. Google übertragen


abbrechen
OK




Zum Autor

HF
Herbert Fritschka

Redaktion DATEV magazin

Weitere Artikel des Autors