Unternehmenskrisen abwehren - 27. Februar 2014

Frühzeitig reagieren

Gerät ein Betrieb in wirtschaftliche Schieflage, ist es geboten, die Krise objektiv festzustellen, ihre Gründe sachlich zu analysieren und ihr mittels kompetenter Hilfe frühzeitig zu begegnen. Nur wer früh handelt, kann später davon zehren.

Eine Krisensituation kommt selten plötzlich und überraschend. In der Regel hat der Unternehmer oder die Geschäftsführung schon längere Zeit festgestellt, dass das Geschäft des Unternehmens nicht mehr wie gewohnt läuft. Die Folge ist häufig, dass dann die leitenden Mitarbeiter zu sogenannten Führungskräftesitzungen bestellt werden, um zu klären, wie und in welcher Form das Unternehmen die eingetretene Krise bewältigen kann.
Mit fortschreitender Zeit werden die nicht informierten Mitarbeiter unsicher und bekommen Angst, ihre Arbeitsplätze zu verlieren. Nebenbei werden natürlich auch verdeckte Beschul­di­gungen gegen die Geschäftsleitung vorgetragen, nicht genügend getan zu haben, um der Krise erfolgreich zu begegnen. Oft wissen aber die Mitarbeiter sehr genau, dass auch sie ein Teil des Problems sind. Schlechte Arbeit, Schludrigkeit, fehlerhafte Produktion, unprofessionelle Einstellung und absichtlich herbeigeführte und nicht benötigte Überstunden sorgen nicht selten dafür, dass auch die Belegschaft zur Situation beiträgt.

Verschärfung der Krise

Bei größeren Unternehmen werden dann die entsprechenden Maßnahmen durch sinnvolle Abkürzungen oder mit entsprechenden Schlagwörtern versehen. In einem mittelständischen Unternehmen hingegen sorgt eine derartige Kampagne der Geschäftsleitung nur dafür, dass die Mitarbeiter noch unsicherer werden.
Im Ergebnis wird der Krise also nicht sinnvoll begegnet, vielmehr wird sie intern sogar noch verschärft. In einer solchen Situation gibt es nur zwei Möglichkeiten:

  1. Die Geschäftsleitung ist in der Lage, die Probleme kurzfristig zu lösen. Dabei kann zum Beispiel die Annahme eines großen Auftrags, der auch im Unternehmen entsprechend kommuniziert wird, die Mitarbeiter wieder positiv denken lassen.
  2. Ein externes Team wird bestellt, das innerhalb des Unternehmens zwar mit unpopulären Maßnahmen beginnt, aber möglicherweise Hoffnung gibt. Denkbar ist auch ein externer Krisenmanager, der hinzugezogen wird, um die notwendigen Aufgaben im Unternehmen zu übernehmen, welche die Geschäftsleitung bei objektiver Betrachtung nicht mehr bewältigen kann.

Verspäteter Einsatz von Spezialisten

Wie die Erfahrung zeigt, empfehlen Partner wie Banken, Wirtschafsprüfer oder Steuerberater in der Regel dann den Einsatz von externen Spezialisten. Mittlerweile ist es aber auch so, dass von Seiten des Betriebsrats oder der Gewerkschaften solche Forderungen kommen. Die Geschäfts­führer selbst glauben meistens, dass sie die Probleme selbst lösen können. Dadurch verschärft sich die Krise aber nur weiter.
Kommt es dann doch noch zu einem Auftrag für den oder die Sanierungsspezialisten, müssen die Geschäfts­führer auch absolut hinter diesem Auftrag stehen und problemlos und zeitnah die Unterstützung geben, die nötig ist.

Fazit

Ich stelle immer wieder fest, dass Vertreter krisenbehafteter Unternehmen nicht früh genug Hilfe suchen, sodass die Schwierigkeiten im Betrieb immer größer werden. Wird schließlich doch noch das Mandat erteilt, ist es fast unmöglich, das Unternehmen noch im außergerichtlichen Bereich nachhaltig zu sanieren.

Zum Autor

Thomas Uppenbrink

Ge­schäfts­führer der Thomas Uppen­brink & Collegen GmbH in ­Hagen. Schwer­punkt seiner Tätig­keit ist die Unter­nehmens­sanierung und -re­struk­tu­rierung mit dem Ziel, In­sol­venzen zu ver­meiden. Seit 1990 ist er in den Bereichen Sanierung und Restrukturierung tätig sowie spezialisiert auf Insolvenzplanverfahren in Eigenverwaltung.

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