Von Friesen, Paragrafen und Gastfreundschaft - 22. November 2013

Zeit mit Wert

Nora Eisenlauer hat sich einen Lebens­traum erfüllt. Für den steten Wechsel zwischen Robe und Reitsattel hat sie ihren Beruf als Rechts­anwältin weitgehend an den Nagel gehängt.

Schmelz-Hüttersdorf liegt im Saarland, in einer sehr idyllischen hügeligen Landschaft. Zur französischen Grenze ist es nicht mehr weit. Hier hat Nora Eisenlauer ihren Lebenstraum entdeckt, inmitten eines von Gestrüpp und Wildwuchs überzogenen sumpfigen Grundstücks, auf dem gleich neben einem Weiher ein halb zerfallenes Haus stand, die Weihermühle, die 1622 erstmalig urkundlich erwähnt wurde. Von der ursprünglichen Bausubstanz war nicht viel übrig geblieben. Aber die Wirkung war überwältigend: „Ich habe in dem Raum gesessen, der jetzt die Küche ist und über den Weiher gesehen. In den Anblick habe ich mich sofort verliebt.“ Zu der Zeit hatte sie mit ihrem Mann Christian, der Wirtschaftsprüfer ist, und zwei Partnern eine Rechtsanwaltskanzlei in Wiesbaden geführt mit einer angeschlossenen Gesellschaft, die Finanzbuchführung und Lohnabrechnung für Insolvenzverwalter machte. Das war eine sehr intensive Zeit ihrer anwaltlichen Tätigkeit. „Ich habe versucht, in diesem beruflichen Umfeld meinen Platz zu finden, erfolgreich zu sein. Dabei sind viele Seiten von mir auf der Strecke geblieben.“ Das wurde ihr schlagartig bewusst, als der Körper rebellierte. Es war knapp und sie haben gemeinsam beschlossen, in Zukunft etwas anderes zu machen. Sie suchten zunächst nach einem Rückzugsort, um näher an der Natur zu sein. Die alte Mühle auf dem weitläufigen Grundstück gab ihren Gedanken Nahrung, dass es möglich ist, seinen Lebenstraum zu verwirklichen. Hier einen Ort der Entspannung und Ruhe zu schaffen für Gäste, an dem man auch auf Tuchfühlung gehen kann mit Friesenpferden. Das ist ihr neues Geschäftsmodell WERTZeit.
Mit der gleichen Energie und dem großen Enthusiasmus, der sie in ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn begleitete, hat sich Nora Eisenlauer in dieses Projekt gestürzt. Damit sie für die grundlegenden Bau- und Sanierungsarbeiten ihre Vorstellung auch umsetzen konnte, hat sie sich kurzerhand für ein Fernstudium in Bausanierung eingeschrieben. Zentraler Punkt in dem historischen Gebäudekomplex war und ist das alte Mühlenrad, das in das Raumkonzept integriert wurde. Das Wasserrad sorgt heute dafür, dass zusammen mit anderen energetischen Maßnahmen wie Solaranlagen und Heizungsanlage die Weihermühle ihren Energiebedarf selbst und emissionsneutral erzeugt.
Seit zwei Jahren sind die Umbauarbeiten fertiggestellt. Das Gästehaus bietet sechs Zimmer mit exklusiver Ausstattung für Erholungssuchende, die dem Alltagsstress entfliehen möchten und für Pferdefreunde, die die Begegnung mit den Tieren suchen. Inzwischen hat Nora Eisenlauer einen eigenen Zuchtbetrieb aufgebaut. Elf Friesenpferde werden in den Stallungen beherbergt, die artgerecht, nach tierschutzrechtlichen Bedingungen gebaut wurden und die von fachlich geschultem Personal liebevoll betreut und gepflegt werden. Auch was die Tierhaltung betrifft, wird ein ökologisch nachhaltiger Ansatz verfolgt. „Wir wollen dahin kommen, dass das Futter, das wir den Tieren geben und das verdaut herauskommt, wieder als Humus in den Kreislauf unserer Natur zurückkehrt“, sagt Nora Eisenlauer.
Die Leidenschaft für Pferde hält sie seit ihrem zwölften Lebensjahr gefangen und hat sie nie losgelassen. Es waren vor allem die Friesen, eine der ältesten Kulturpferderassen Europas, die sie faszinierten. „Sie tragen keine Ritter und Edelleute mehr durch die Welt. Doch sie schenken uns ehrliche Freundschaft und selbstlose Aufmerksamkeit. Darüber hinaus eröffnen sie uns die Möglichkeit, wieder eins zu werden mit der Natur, die uns umgibt und die wir für die Gesundheit unseres Körpers und unserer Seele brauchen“, schwärmt sie. Ihr Umgang mit Pferden beruht auf Können, Erfahrung und Professionalität. In diesem Jahr hat sie die Ausbildung zum Pferdefachwirt abgeschlossen und bildet sich derzeit als Tierheilpraktikerin fort. Ihr Wissen möchte sie auch in Seminaren der Weihermühle weitergeben, in denen die Teilnehmer mehr über die Anatomie des Pferdes, seinen Bewegungsapparat, die Fütterung oder die Lernbiologie des Pferdes erfahren.
Ihren ursprünglichen Beruf als Anwältin hat sie reduziert. Sie hat nur noch ein paar langjährige Mandanten, die sie betreut, weil diese es wünschen. Ihr Mann hat seine Wirtschaftsprüferkanzlei im Haus und betreut von hier aus die Mandate.
Nora Eisenlauer ist überzeugt, dass sie und ihr Mann die richtige Entscheidung getroffen haben. Sie sagt: „Dadurch, dass ich mich heute um ökologische und nachhaltige Dinge kümmere, gebe ich unserer Welt auch etwas zurück. Das Wirtschaftliche lässt sich nicht ausschließen. Aber es geht darum, eine Variante zu finden, die uns wirtschaftlich erfolgreich sein lässt – und dabei unsere Werte transportiert.“
 

Video: Zeit mit Wert

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HF
Herbert Fritschka

Redaktion DATEV magazin

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