Steuerberater in Schongau - 11. September 2013

Solist sucht Mitspieler

Wer in knapp 40 Jahren im bayerischen Pfaffenwinkel eine Kanzlei zu einem anerkannten Unternehmen macht, weiß, was Mandanten wollen und wie man zu gegebener Zeit auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren muss.

DATEV magazin: Schongau verbindet man eher mit Urlaub denn mit harter Arbeit. War die Entscheidung, gerade dort eine Kanzlei zu gründen, eine strategische oder erfolgte sie aufgrund Ihrer Heimatverbundenheit?

Erwin Effner: Wir verbinden unser Schongau im Pfaffenwinkel genauso mit Arbeit, wie dies ein Münchener oder ein Starnberger tut. Ich habe nach meinem Studium kurz in München gearbeitet, wurde aber gefragt, ob ich nach Schongau kommen will und nachdem ich in der Nähe von Schongau aufgewachsen bin, war die Entscheidung für mich nicht schwer.

DATEV magazin: Ihre Kanzlei ist in der Rechtsform einer GmbH organisiert. Warum haben Sie sich für diese Gesellschaftsform entschieden und erwägen Sie ggf. den Wechsel in eine in der Diskussion stehende neue Rechtsform?

Erwin Effner: Wir haben die Kanzlei zum 1. Januar 1975 als GmbH organisiert. Diese Gesellschaftsform erschien uns damals, wir waren vier Partner, sowohl von der Kanzleiführung als auch der Sicherheit der Beteiligten her sowie auch in der Übertragbarkeit der Mandanten beim Neuein- oder Austritt eines Kollegen die geeignetste Gesellschaftsform. Ich überlege mir jetzt in die Form einer GmbH & Co. KG zu wechseln, weil der Übergang auf junge Partner dadurch erleichtert wird und die Haftungsbeschränkung trotzdem bestehen bleibt. Diese Gesellschaftsform ist aber immer noch berufsrechtlich umstritten.

DATEV magazin: Wie ist Ihre Kanzlei personell strukturiert? Und über welche fachliche Qualifikation verfügen Ihre Mitstreiter?

Erwin Effner: Neben mir als Gesellschafter sind noch drei Steuerberater im Angestelltenverhältnis tätig. Zwei haben als Zusatzqualifikation den vereidigten Buchprüfer, zwei sind Rating-Analysten und einer ist Fachberater für internationales Steuerrecht; vier Mitarbeiter sind Bilanzbuchhalter, zwei Steuerfachassistenten und sechs sind Steuerfachgehilfen.

DATEV magazin: Wie positioniert man sich in einer ländlichen Region? Wie richtet man dort eine Steuerberatungskanzlei aus?

Wenn man in Schongau eine Kanzlei betreibt, ist es schwer, sich allein nach Berufs­gruppen zu orientieren.

Erwin Effner: Wenn man in Schon­gau eine Kanzlei be­treibt, ist es schwer, sich auf wenige Berufs­gruppen zu spe­zial­isieren. Ich habe nach der Mittleren Reife in Schongau bei einem Steuer­berater und ver­eidigten Buch­prüfer die Lehre zum Steuer­ge­hilfen ab­sol­viert. So war es im Studium nur ver­ständ­lich, dass ich keinen Schwer­punkt auf Rech­nungs­wesen, Revision und Steuern legen musste; ich konnte meine Studien­schwer­punkte auf all­gemeine Be­triebs­wirt­schaft, auf hand­werk­liche und indus­trielle Ferti­gung, Finanz­ierung sowie Unter­nehmens­planung legen. Daraus ergab sich, dass neben der all­ge­meinen Steuer­be­ratung die betriebs­wirt­schaft­liche Be­ratung immer ein Schwer­punkt meiner beruf­lichen Tätig­keit war. Vor etwa zehn Jahren habe ich dann noch am Manage­ment­institut der Ohm-Hoch­schule in Nürnberg den Rating-Analysten gemacht.

DATEV magazin: Haben Sie aufgrund der Nähe zu Österreich und der Schweiz auch internationale Mandate? Und falls ja, wie positionieren Sie sich dort?

Erwin Effner: Obwohl die Grenze zu Österreich und der Schweiz nah ist, haben wir darüber hinaus auch Kontakte zu Tschechien, Polen, Italien und auch den USA. Mittelständische Unternehmen haben vermehrt mindestens europaweite Geschäftsbeziehungen und das bedeutet, dass wir auch die jeweiligen Landesbestimmungen kennen müssen. Unsere Positionierung geschah und geschieht durch die Kompetenz, die wir uns in der Kanzlei erarbeitet haben; zusätzlich kennen wir in den einzelnen Ländern Kollegen, mit denen wir zusammenarbeiten.

DATEV magazin: Kooperieren Sie mit verwandten Berufsgruppen und wie sieht die Zusammenarbeit aus?

Erwin Effner: Wenn Sie feste Kooperationsvereinbarungen meinen, dann kooperieren wir nicht. Aber wir kennen Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer, Mediatoren, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten und denen wir aufgrund unserer Erfahrung trauen. Wir scheuen uns nicht, Fachwissen rechtzeitig einzukaufen. Wir engagieren uns in beruflichen Gremien, bei Stammtischen und organisieren Seminare für Kollegen, wo wir uns regelmäßig bei mehrtägigen Fachseminaren mit hervorragenden Referenten im kleinen Kreise treffen und gute Möglichkeiten haben, uns fachlich auszutauschen.

DATEV magazin: Ist es schwer, in ländlicher Region, Nachwuchs zu generieren? Und wie viel Zeit und Aufwand müssen Sie in Nachwuchsförderung und Weiterbildung investieren?

Erwin Effner: Es ist schwer, von anderen Kanzleien ausgebildeten Nachwuchs zu bekommen. Wir bilden immer Lehrlinge aus und unterstützen unsere Mitarbeiter mit Geld und Zeit sich weiterzubilden. Nur so kamen wir zu Steuer- und Fachberatern, Bilanzbuchhaltern, Steuerfachassistenten und Rating-Analysten aus dem eigenen Stall.

DATEV magazin: Die Informationstechnologie gewinnt in unserer globalisierten Welt mehr und mehr an Bedeutung. Arbeiten Sie in einer modernen innovativen Kanzlei?

Erwin Effner: Wie Sie sehen, nutzen wir die DATEV-Programme, neben Rechnungswesen und Lohn auch das DMS. Wir suchen Urteile und Fachpublikationen zur Aufgabenlösung in LEXinform und anderen Foren. Meine Mitarbeiter besuchen die Online-Seminarreihe für Rechnungswesen und Steuern. Unsere Mandanten können auf kanzleieigenen Servern mit DATEV-Programmen buchen. Das ist aber nur die EDV und darin erschöpft sich natürlich nicht die gesamte Innovation. Dazu gehören ebenfalls neue Beratungsansätze, neue Arbeitsteilung zur Aufgabenlösung mit Mandanten und anderen Partnern, neue Finanzierungsformen, moderne Auswertungen der betrieblichen Zahlen in Zeiten, die neue wirtschaftliche Lösungen verlangen.

DATEV magazin: Welche Rolle spielen für eine reine Steuerkanzlei in ländlicher Region strategische Allianzen und Netzwerke?

Erwin Effner: Wir sind als Kanzlei mit vier Beratern noch eine kleine Kanzlei, die ohne Netzwerke nicht auskommt. Viel Wissen holen wir uns natürlich von unserem EDV-Partner. Wir bauen gerade mit der GO Beratung Pfaffenwinkel eine Gesellschaft auf, die als Tochter der Steuerberatungsgesellschaft Schongau GmbH die betriebswirtschaftliche Beratung übernimmt, zu 100 Prozent nur diese Beratung betreibt und Teil eines Steuerberaternetzwerks ist. Ich bin Gesellschafter einer EDV-Beratungsfirma, die spezielle personalisierte Auswertungen für Einzelprobleme entwickelt und DATEV-Auswertungen ergänzt. Als vereidigter Buchprüfer bin ich Mitglied im wp.net und im Deutschen Buchprüferverband e. V.

DATEV magazin: Welche Ratschläge geben Sie jungen Kollegen, die heute anfangen, sich selbstständig zu machen?

Erwin Effner: Es ist schwierig, hier einen Rat zu geben, denn jede Situation ist anders. Leicht ist es, wenn der Kollege räumlich nicht gebunden ist. Die Frage ist: Will ich in eine Region, wo wenig Berater oder ältere Berater und wenig Konkurrenz sind, dann kann ich immer noch ein Kanzleischild raushängen und auf Mandanten warten. Will ich in einem gesättigten Gebiet tätig werden, rate ich, sich nach einem älteren Kollegen umzusehen und sich mit Nachfolge- oder Einstiegoption zu verdingen. Nach ausreichendem Kennenlernen der Kanzlei und der Mandanten ist die Chance sicher groß, entweder Partner oder Kanzleinachfolger zu werden.

Zu den Autoren

Erwin Effner

Steuerberater, vereidigter Buchprüfer, Rechtsbeistand und geschäftsführender Gesellschafter der Effner GmbH Steuerberatungsgesellschaft. Er ist zudem seit langen Jahren Redaktionsbeirat bei den Printmedien der DATEV, seit 2006 beim DATEV magazin.

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Robert Brütting

Rechtsanwalt in Nürnberg und Fachjournalist Recht sowie Redakteur beim DATEV magazin

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