Standardleistungen innovativ gestalten - 17. Juni 2013

Der Lohn sagt viel

Die Lohnabrechnung läuft in manchen Kanzleien immer noch wie ein ungeliebtes Stiefkind nebenher. Wenn sich der Chef nicht seiner annimmt, dann wird das Kind nicht glücklich und macht dem Chef auch keine Freude. Das meint Wirtschaftsprüferin/Steuerberaterin Uta Harning.

Sie versteht gar nicht, dass manche Kollegen die Lohnabrechnung immer noch als Nebenprodukt sehen, weil Mandanten diese Leistung verlangen. Uta Harning aus Halle ist ganz anderer Meinung. Sie führt zusammen mit ihrem Geschäftspartner die Kanzlei Consulere in Halle und hat die Lohn- und Gehaltsabrechnung mit viel Herzblut zu einem profitablen Geschäftsfeld entwickelt. „Der Lohn sagt ganz viel. Speziell im Lohnbereich ist es wichtig, dass der Mandant neben den laufenden Auswertungen auch solche Informationen bekommt, die er fast gar nicht abfordert“, sagt sie mit Nachdruck, „und die er von uns als Serviceleistung bekommt. Wie ist beispielsweise der Altersdurchschnitt im Unternehmen? Diese Information ist für die strategische Planung des Unternehmens ganz wichtig. Momentan mag die Welt für ihn in Ordnung sein. Aber wenn der Unternehmer weiß, dass der Großteil seiner Mitarbeiter sich in einer Altersklasse befindet, erkennt er schnell die sich damit ergebenden zukünftigen Probleme und fokussiert sich eventuell stärker auf Themen wie Ausbildung oder wie gestalte ich für junge Menschen ein attraktives Arbeitsumfeld. Dann ist eine so simpel erscheinende Auswertung Gold wert.“ In der Kanzlei werden mindestens 3.000 Löhne abgerechnet. Überwiegend von regional angesiedelten Mandanten. Damit verfügt die Kanzlei über einen wertvollen Wissenspool, wie die Unternehmen in der Region aufgestellt sind.
Warum dieses Interesse an Lohn? Möglicherweise, weil sie selber als Berufsanfängerin Löhne kalkuliert hat. Das war kurz nach der Wende, die Baubranche und das verarbeitende Gewerbe boomten. In der Kanzlei hat jeder alles gemacht. Natürlich auch die Lohn- und Gehaltsabrechnung. „Da habe ich was begriffen und die Ehrfurcht vor diesem Arbeitsgebiet nie mehr verloren. Das Arbeitsergebnis muss zu hundert Prozent fehlerfrei sein. Das ist etwas ganz Hochsensibles. Man hat nicht nur den Unternehmer als Kontrolleur, sondern vor allem den Arbeitnehmer und der merkt sofort, wenn etwas nicht stimmt. Dann kam hinzu, dass man beim Mandanten mit einfachsten Beratungsleistungen Eindruck erzielen konnte: Welche steuerfreien Gehaltsbestandteile können gewährt werden.“
Sie rechnet seit Langem keine Löhne mehr selbst, aber sie weiß, was ihre Mitarbeiter in diesem Bereich leisten. Als Chefin gibt sie die Impulse und sie ist reich an Ideen. Ihre Mitarbeiter, scherzt sie, bekommen es schon mal mit der Angst zu tun, wenn sie in der Teambesprechung ihre Visionen präsentiert. Glücklicherweise hat sie mit ihren Mitarbeitern eine Mannschaft, die sich neuen Dingen nicht verschließt. Prozessgestaltung und Arbeitserleichterungen unter maximaler Ausnutzung der Programme stehen dabei im Vordergrund. „Das ist ein Spagat“, sagt Uta Harning, „wir erbringen eine Leistung, die zu den Standardleistungen gehört, die man nicht unendlich kreativ gestalten kann, und wollen trotzdem so innovativ wie möglich sein. Dabei müssen wir aufpassen, dass wir die Mandanten nicht überfordern. Ganz wichtig ist es, herauszufinden, welcher Mandant vor uns sitzt. Wir versuchen, uns in seine Situation und deren Erfordernisse hineinzuversetzen, um herauszufinden, welchen Service oder welche Dienstleistung wir noch anbieten können. Zum Beispiel das Personalmanagementsystem, mit dem sich elektronische Personalakten führen lassen.“ Bevor sie ihre innovativen Ideen an ihre Mandanten heranträgt, erprobt sie Neuerungen in der Kanzlei: So überlegt sie, ihre Mitarbeiter mit dem elektronischen Personalausweis auszustatten, um die elektronische Lohn- und Gehaltsabrechnung einführen zu können. Der Nachhaltigkeitsgedanke und das Umweltbewusstsein sind bei ihr stark ausgeprägt. So fährt sie täglich mit dem Fahrrad ins Büro.
Und sie verlangt einiges. „Meine Mitarbeiter müssen ‚Gefahreninstinkt‘ haben, in arbeitsrechtlichen Fragen firm und sensibel sein, um fachliche Fragen gleich mit den Anwälten in der Kanzlei zu klären, sie müssen Verträge lesen können und neuen Aufgaben gegenüber aufgeschlossen sein“, meint Uta Harning. Auch Themen wie Künstlersozialkasse und die Pauschalversteuerung bei Geschenken, welche nicht originäre Lohnthemen darstellen, müssen die Mitarbeiter parat haben. Überhaupt diese ganzen gesetzlichen Änderungen: Wie schaffen sie das? Mitarbeiterin Sabine Kannegießer antwortet: „Wir haben das große Glück, viele Schulungen besuchen zu können. Hier im Haus werden wir bei Dialogseminaren online über die neuesten Änderungen informiert. Auch die Lohn- und Gehaltsseminare von DATEV werden regelmäßig gebucht. Wir haben ein hohes Niveau erreicht, das wir auch halten möchten.“ Uta Harning weiß um die Bedeutung der Weiterbildung. „Der Kopf ist das Werkzeug, das muss immer geschliffen sein.“ Einen Extra-Service bietet die Kanzlei den selbstrechnenden Lohnmandanten. So werden Mitarbeiter eingeladen, das Online-Seminar mit zu verfolgen. Für Uta Harning hat das zwei entscheidende Vorteile: „Wir pflegen engen Kontakt und die Mitarbeiter der Mandanten können unseren Mitarbeitern Fragen stellen. Wir lernen so schneller deren Probleme besser kennen und verstehen.“
Die Arbeit mit den Menschen ist es, die sie für ihren Beruf schwärmen lässt. „Ich hatte schon immer Spaß daran, Wissen zu vermitteln“, sagt sie und fügt lächelnd hinzu, „deshalb wollte ich auch lange Zeit Lehrerin werden. Heute bin ich neben all den anderen Tätigkeiten auch das irgendwie. Nur dass die Schüler artig sind. Und es gibt Feedback – positiv wie impulsiv, wenn der Mandant mal wieder wegen mancher steuerrechtlicher Gesetzesänderung seinen Frust rauslässt. Und es ist genau diese tägliche Herausforderung, die Uta Harning sucht und mit ihrem Tatendrang, ihrer sozialen Einstellung, dem Interesse an weltpolitischen Themen und der Begeisterung für die Menschen bewältigt. Sie engagiert sich stark ehrenamtlich, hauptsächlich im Bereich Kunst und Kultur, indem sie aktiv Vorstandsposten begleitet. Sie nimmt sich nicht zu ernst und sieht ihren Lebensstil als selbstverständlich an, was ihr sehr viel Lebensfreude und Wissen aus den unterschiedlichsten Bereichen einbringt.

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HF
Herbert Fritschka

Redaktion DATEV magazin

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